Gesundheitswesen FDP: Kassen sollen nur noch für Schwerkranke zahlen 

sob

6.11.2018

Eine Spitalbehandlung kann schnell einmal ins Geld gehen. Die FDP möchte, dass die Patienten in Bagatellfällen selber bezahlen und die Krankenversicherung nur bei grösseren Eingriffen zahlungspflichtig wird. 
Eine Spitalbehandlung kann schnell einmal ins Geld gehen. Die FDP möchte, dass die Patienten in Bagatellfällen selber bezahlen und die Krankenversicherung nur bei grösseren Eingriffen zahlungspflichtig wird. 
Keystone

Rezepte gegen die steigenden Kosten im Gesundheitswesen gibt es viele. Die FDP will das System aber auf den Kopf stellen: Kranke sollen Bagatellfälle aus dem eigenen Sack berappen.

Das Papier der FDP ist brisant, weil drastisch. Die Partei will das Schweizer Gesundheitswesen umkrempeln. Laufende Kosten und der Aufwand für harmlosere Erkrankungen oder kurze Krankenhausaufenthalte sollen künftig aus einem – individuellen und freiwilligen – Gesundheitskonto bezahlt werden, ähnlich wie die 3. Säule. Wer kein solches Konto hätte, müsste von den Ersparnissen zehren oder sich verschulden.

Für schwere Eingriffe, chronische Krankheiten oder Bedürftige würde es eine obligatorische Versicherung «für Grossrisiken» geben. «Das Gesundheitskonto ist damit eine echte Alternative zur heutigen Umverteilung, die auf dem Umlageverfahren basiert. Die Prämienzahler sind heute abhängig von der demografischen Entwicklung», sagt der Walliser FDP-Nationalrat und Parteivize Philippe Nantermod dazu im «Blick».

Behandlungen im Ausland

Das Positionspapier folgt der Devise «mehr Wettbewerb, weniger Solidarität». Neben dem Gesundheitskonto schlägt die FDP darin neue Rabatt-Modelle und – kostgengünstige – Behandlungen im Ausland vor.

«Wir wollen nicht mehr Zwang, sondern mehr Wahlfreiheit, Transparenz und Eigenverantwortung für die Versicherten», sagt Nantermod. «Sowie mehr Wettbewerb und weniger Staat.»

Weniger Solidarität

Das bedeutet aber auch weniger Solidarität – was Nantermod nicht abstreitet: «Um das Kostenwachstum zu bremsen, müssen wir uns auf den Kernbereich der Solidarität zurückbesinnen: Eine finanzielle Hilfe, wenn die Patienten ihre Kosten für die grundlegenden Gesundheitsleistungen selbst nicht mehr tragen können, zum Beispiel bei chronisch Kranken. Heute gibt es zu wenig Anreize für eine eigenverantwortliche Gesundheitsvorsorge. Die Solidarität wird überstrapaziert.»

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