Mafia an über 30 StandortenFedpol-Direktorin: «Mafiosi fühlen sich hierzulande zu sicher»
dor/SDA
3.8.2023 - 05:30
Dem Fedpol fehle das Personal, um in der Schweiz effektiv gegen organisierte Kriminalität und Terrorismus vorzugehen, sagt Fedpol-Chefin Nicoletta della Valle in einem Interview. Die oberste Bundespolizistin fordert von der Politik mehr Ressourcen.
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03.08.2023, 05:30
03.08.2023, 05:43
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Dem Bundesamt für Polizei (Fedpol) fehlt laut Nicoletta della Valle das Personal, um in der Schweiz effektiv gegen organisierte Kriminalität und Terrorismus vorzugehen.
Rund 200 Ermittler*innen würden dem Fedpol fehlen, sagte die Fedpol-Direktorin in einem neuen Interview.
Die oberste Bundespolizistin fordert von der Politik mehr Ressourcen.
Das Fedpol hat in der Schweiz 30 Standorte der Mafia ausgemacht.
Am weitesten verbreitet ist die Mafia im Tessin, dem Grossraum Zürich und der Nordwestschweiz.
Die Schweiz hat sich laut Fedpol-Chefin Nicoletta della Valle vom Rückzugsort zum Operationsraum der organisierten Kriminalität entwickelt. «Mafiosi fühlen sich in der Schweiz relativ sicher. Das müssen wir ändern. Wir müssen sie stören», sagte della Valle in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit Tamedia-Zeitungen. Dabei setzen die Sicherheitsbehörden auf das Strafrecht, aber verstärkt auch auf Ausweisungen und Einreisesperren – auch gegen Italiener, die schon lange in der Schweiz leben.
Gemäss della Valle braucht es aber zusätzliche Massnahmen gegen die Infiltrierung der Wirtschaft wie gezielte Mehrwertsteuerprüfungen oder Baustellenkontrollen.
Das Fedpol hat in der Schweiz 30 Standorte der Mafia ausgemacht. Am weitesten verbreitet ist die Mafia im Tessin, dem Grossraum Zürich und der Nordwestschweiz, wie Tamedia-Zeitungen schreiben. Aber: «Ich habe zu wenig Personal, um effektiv gegen die organisierte Kriminalität und gegen Terror vorzugehen», sagte della Valle weiter. Rund 200 Ermittlerinnen und Ermittler würden dem Fedpol fehlen. Sie fordert deshalb von der Politik mehr Ressourcen. Sie könne es sich nicht leisten, dass ihre Leute ausbrennen – und dass es sich die Mafia in der Schweiz gemütlich macht, sagte die oberste Bundespolizistin.
Die Präsenz der Mafia in der Schweiz sei nicht spürbar. Mafiosi wirkten wie fleissige Bürger. «Die Mafia nimmt der Wirtschaft die Arbeit weg», sagte della Valle. Dies etwa mit günstigen Offerten für Bauprojekte. Die Arbeiter würden ausgebeutet, Umweltvorschriften ignoriert und schlechtes Material eingesetzt.
Zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität reiche die Strafverfolgung nicht. «Wir müssen uns auch genau fragen, welche Aufenthaltsbewilligungen wir vergeben und wen wir einbürgern», sagte die Fedpol-Direktorin. Bereits im Juni forderte della Valle eine verbesserte Zusammenarbeit mit den Kantonen.