Spur führt nach Russland Fedpol ermittelt wegen gefälschter Energiespar-Kampagne

smi

15.9.2022

Sieht aus wie echt, ist aber eine Fälschung: Vermeintlicher Aufruf des Bundes, Personen zu denunzieren, die ihre Wohnung auf über 19 Grad heizen.
Sieht aus wie echt, ist aber eine Fälschung: Vermeintlicher Aufruf des Bundes, Personen zu denunzieren, die ihre Wohnung auf über 19 Grad heizen.
Screenshot Telegram

Eine Online-Anzeige mit dem Wappen der Eidgenossenschaft ruft dazu auf, Nachbarn zu denunzieren, die ihre Wohnung auf mehr als 19 Grad heizen: Die Kampagne ist eine Fälschung, die Bundespolizei ermittelt. 

smi

«Heizt der Nachbar die Wohnung über 19 Grad auf? Bitte informieren Sie uns», steht unter einer listig zur Seite blickenden telefonierenden Frau. 200 Franken Belohnung verspricht das Plakat den Denunzianten. Jetzt ist klar: Die im Namen der Schweizerischen Eidgenossenschaft veröffentlichte Kampagne ist eine Fälschung. 

Als Erstes berichtete RSI, wenig später SRF, dass die Bundespolizei Fedpol wegen missbräuchlicher Nutzung des Bundeswappens ermittle. Die auf dem Plakat angegebene Telefonnummer führt zum Bundesamt für Umwelt, Verkehr und Kommunikation (UVEK). 

Kritische User haben das Sujet schnell als Montage aus verschiedenen Bild-Datenbank-Sujets entlarvt. Das fabrizierte Bild suggeriert, dass das Plakat tatsächlich in der Öffentlichkeit angeschlagen ist. 

Zuerst auf russischen und belarussischen Kanälen

Das UVEK weist auf seiner Website darauf hin, dass es sich um eine Fälschung handle: «Weder gibt es solche Plakate des Bundes noch entsprechende Aufrufe, es handelt sich offensichtlich um eine Manipulation. Der Bund hat Abklärungen zu diesem Missbrauch eingeleitet.»  

Gemäss Recherchen von RSI kursierte die Fälschung zuerst auf russischen Telegram-Kanälen. Die belarussische Nachrichtenagentur Belta hat am 10. September auf ihrem Telegram-Kanal auf den vermeintlichen Aufruf zur Denunziation hingewiesen. Der internationale Sender Russia Today hat am 7. September gemeldet, dass es in der Schweiz bereits verboten sei, Wohnräume auf über 19 Grad zu heizen, das Wasser in Schwimmbädern zu erwärmen und Saunas auf Temperatur zu bringen. 

Und was ist nun mit Bussen und Gefängnis für Heizsünder?

Die Nachricht, wonach in der Schweiz Bussen oder gar Gefängnis drohen, wenn jemand die Wohnung auf mehr als 19 Grad heize, publizierten auch diverse Schweizer Medien, blue News eingeschlossen

Swissinfo stellt in einem Faktencheck zu dieser Information fest, dass es aktuell keine rechtsgültige Regel zur maximalen Heiztemperatur gebe. Die Verordnung dazu sei zurzeit in der Vernehmlassung, die noch bis 22. September dauere.

Das Web-Portal von Schweizer Radio International zitiert zudem Markus Spörndli, Sprecher des Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung. Dieser erklärt, dass Bussen bis 3000 Franken oder Haftstrafen zwar im Rahmen des schweizerischen Rechts theoretisch möglich wären, vor Gericht jedoch kaum als verhältnismässig durchgehen würden.