Fedpol: Schätzungsweise 400 Mafia-Angehörige in der Schweiz

sda/toko

26.7.2020

In der Schweiz dürften deutlich mehr Mafia-Angehörige leben als bisher angenommen.
In der Schweiz dürften deutlich mehr Mafia-Angehörige leben als bisher angenommen.
KEYSTONE/CARABINIERI DI REGGIO CALABRIA (Archivbild)

Laut der Fedpol dürften rund 400 Mafia-Angehörige in der Schweiz leben — jedoch werde «nicht alles» gesehen . 

In der Schweiz dürften deutlich mehr Mafia-Angehörige leben als bisher angenommen. Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) hat eine Schätzung italienischer Strafverfolger und Experten bestätigt, wonach rund 400 Mafia-Angehörigen in der Schweiz leben.

Die «NZZ am Sonntag» zitierte Aussagen von Experten aus Italien wonach es in der Schweiz rund 20 Mafia-Zellen mit 400 Akteuren gebe. Wie ein Sprecher des Fedpol gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte, könnte es allerdings hierzulande auch noch mehr Mafia-Akteure geben, da «nicht alles» gesehen werde.

Im Fedpol-Jahresbericht 2019 hatte es allerdings noch geheissen, das Fedpol habe Kenntnis von rund hundert Mitgliedern meist der kalabresischen ‘Ndrangheta, aber auch der sizilianischen Cosa Nostra und der neapolitanischen Camorra, die sich in der Schweiz aufhielten. Diese Angabe entspreche dem, was konkret in Ermittlungen und Analysen gesehen werde, sagte der Fedpol-Sprecher auf Anfrage.

Laut dem Fedpol sind die Mafia-Angehörigen vor allem in den grenznahen Kantonen Tessin, Graubünden und Wallis sowie in städtischen Zentren und Agglomerationen ansässig. «Sie sind seit Jahren in der Schweiz, sind unauffällig und gut integriert und haben einen Job», so der Fedpol-Sprecher.

Laut seinem Jahresbericht hat das Fedpol 2019 elf Einreiseverbote gegen Mafia-Mitglieder verhängt und im Jahr davor vier. Laut Fedpol wurden auch in den Jahre davor Einreiseverbote verhängt.

«Ideale logistische Plattform für Mafiosi»

Laut Fedpol Jahresbericht von 2019 wird die Schweiz im Herzen von Europa oft als Rückzugsort genutzt, in den man schnell einreisen, und den man ebenso schnell wieder verlassen kann. Die Schweiz biete sich als Verbindungspunkt zu den Clans in Süditalien an und sei damit eine ideale logistische Plattform für die Mafiosi.

Am vergangenen Dienstag führten italienische und Schweizer Strafverfolger eine koordinierte Aktion gegen die ’Ndrangheta durch. 75 Personen wurden festgenommen. In der Schweiz führt die Bundesanwaltschaft Strafverfahren gegen sechs Italiener mit Wohnsitz in der Schweiz, unter anderem wegen Beteiligung an einer kriminellen Organisation und wegen Geldwäscherei.

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