Griechisches FlüchtlingslagerDer Bundesrat muss handeln, sagen die eidgenössischen Räte
tafi/SDA
23.9.2020
Der Bundesrat soll sich für die Geflüchteten auf den griechischen Inseln einsetzen. Das Parlament beauftragt ihn, Schweizer Hilfe auf den Weg zu bringen – und endlich etwas zur Lösung des Hauptproblems zu tun.
Der Bundesrat wird beauftragt, sich auf europäischer Ebene für die Geflüchteten auf den ägäischen Inseln einzusetzen. Nach dem Nationalrat hat am Mittwoch auch der Ständerat einen entsprechenden Vorstoss mit 34 zu 7 Stimmen angenommen.
Die Motion der staatspolitischen Kommission des Nationalrats (SPK) verlangt zudem, dass die Schweiz eigene Solidaritätsleistungen erbringt. Gleichzeitig soll sich der Bundesrat auf europäischer Ebene für eine Reform des Dublin-Abkommens einsetzen. Dies mit dem Ziel, dass die Verteilung der Flüchtlinge auf die europäischen Staaten gerechter und gleichmässiger erfolgt.
Das Dubliner Übereinkommen ist ein völkerrechtlicher Vertrag, der bestimmt, welcher Staat für die Prüfung eines Asylantrags zuständig ist. Danach ist jener EU-Staat für einen Asylantrag zuständig, in dem das erste Gesuch eingereicht worden ist.
Thomas Minder (parteilos/SH) argumentierte vergeblich, dass das Dublin-System schon lange nicht mehr funktioniere und Griechenland schon lange genügend finanzielle Mittel bekommen habe, um sich um die Flüchtlinge zu kümmern.
Vom Bundesrat begrüsst
Der Bundesrat begrüsste den Vorstoss. Justizministerin Karin Keller-Sutter erklärte, die Schweiz habe Griechenland auf der Grundlage der bestehenden Dublin-Bestimmungen die rasche Aufnahme von unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden (UMA) mit familiären Verbindungen in die Schweiz in Aussicht gestellt.
Im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos waren Anfang September mehrere Brände ausgebrochen, die das Lager komplett zerstörten. Zuvor war die Schweiz einzig im Mai aktiv geworden: Damals wurden 23 unbegleitete minderjährige Asylsuchende UMA direkt aus Griechenland in die Schweiz eingeflogen.
Obwohl Dublin-Überstellungen derzeit ausgesetzt seien, wurde die umgehende Einreise von 22 Minderjährigen bewilligt. Darüber hinaus hat die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Humanitäre Hilfe) zusätzliche Mittel für Projekte von UNO und anderen Hilfsorganisationen bereitgestellt.
Es würden damit auch Sofortmassnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus und zur Verbesserung der Gesundheit in den Unterbringungsstrukturen finanziert. Die Schweiz werde sich auch auf europäischer Ebene weiterhin dezidiert für ein krisenresistentes Dublin-System einsetzen, sagte Keller-Sutter. Der Vorstoss geht nun an den Bundesrat zur Umsetzung.