Physik-Experiment Flugverbot am Säntis wegen künstlichen Blitzen 

SDA

25.2.2020 - 12:42

Genfer Forscher wollen Blitze mit Lasern beeinflussen. Anfang April startet in der Ostschweiz die Testphase. (Symbolbild)
Genfer Forscher wollen Blitze mit Lasern beeinflussen. Anfang April startet in der Ostschweiz die Testphase. (Symbolbild)
Source: Keystone/ARNO BALZARINI

Ein Genfer Forscher will mit Lasertechnik künstliche Blitze erzeugen und so Flugzeuge vor Gewittern schützen. Auf dem Säntis startet Anfang April die Testphase – und der Luftraum wird temporär gesperrt.

Bis zu 400 Blitze entladen sich am Ostschweizer Hausberg pro Jahr. Dies will Jean-Pierre Wolf, ein Genfer Professor für angewandte Physik, für sein Experiment nutzen. Mit seinem Team will er Laserstrahlen in Gewitterwolken schiessen und deren Auswirkungen testen.

Das Projekt namens «Laser Lightning Rod» soll zeigen, ob der Laser als Blitzableiter tatsächlich eine Zukunft hat. Es wird von der Europäischen Union mit knapp vier Millionen Euro unterstützt.



Vom Flugverbot betroffen ist der Himmel über Wildhaus SG in einem Radius von fünf Kilometern. Wenn Anfang April die ersten Tests stattfinden, dürfen sich Flugzeuge nicht in diesem Raum bewegen. Piloten müssen sich vorgängig informieren, an welchen Tagen für das Gebiet ein Flugverbot gilt. Die Verfügung gilt bis zum Ende der Testphase Ende November. Dies hat das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) entschieden.

Lasersysteme rund um Flughäfen

Ziel des Experiments ist es, Blitze gezielt vom Himmel an den Boden leiten. Wolf schwebt vor, stationäre Lasersysteme rund um Flughäfen und Kraftwerke zu errichten, die heranziehende Gewitterwolken entladen, bevor sie gefährlich werden können.

Das Herzstück dieses Projekts ist die Entwicklung eines bis dahin einmaligen Super-Lasers. Mit diesem Laser lässt sich eine Art Kanal in Gewitterwolken erzeugen, das sogenannte Laserfilament. Sobald sich ein Blitz aus der Gewitterwolke entladen möchte, lässt dieses Laserfilament dem Blitz keine andere Chance, als aus dem vorgegebenen Kanal aus der Wolke auszutreten und so kontrolliert auf dem Boden einzuschlagen. Die Entwicklung des Lasersystems hat über zwei Millionen Franken gekostet.

Gewaltige Schäden

Durch Blitzeinschläge in Flughäfen, Atomkraftwerken, Wolkenkratzern und Wäldern entstehen weltweit jährlich Schäden in Höhe von mehreren Milliarden Franken. Allein in den USA entsteht durch Gewitter und Blitzschlag ein wirtschaftlicher Schaden von fünf Milliarden Dollar jährlich, meist durch Störungen des Flugverkehrs und Schäden an Flugzeugen oder Hochspannungsleitungen.

Wolf arbeitet seit über zehn Jahren federführend am Projekt. Es gibt zahlreiche Partner, darunter die ETH Lausanne (EPFL), die Universität für angewandte Wissenschaften der Westschweiz HES, das Luft- und Raumfahrtunternehmen Ariane Group sowie der deutsche Laserentwickler Trumpf.

Bilder des Tages

Zurück zur Startseite

SDA