EinstellungssacheFrauen, Junge und Romands sind die grössten Impfskeptiker
SDA
13.4.2021
Eine neue Untersuchung zeigt, dass sich mittlerweile gut 70 Prozent der Bevölkerung gegen Covid-19 impfen lassen wollen. Die Zahl der Impfunwilligen bleibt konstant.
13.04.2021, 15:38
13.04.2021, 16:26
SDA
Die Impfbereitschaft in der Schweiz hat seit Oktober markant zugenommen, während sie im ersten Halbjahr der Corona-Pandemie noch leicht rückgängig war. Die vormals Unentschiedenen entschieden sich eher für eine Impfung unterdessen, erläuterte Michael Herrmann von der Polit-Forschungsstelle Sotomo in einer Medienkonferenz am Dienstag, auf der er eine Studie vorstellte, die Sotomo im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit (BAG) durchgeführt hat.
Besonders markant sind die Unterschiede in der Impfbereitschaft zwischen den Altersgruppen. Bei den über 64-Jährigen sei die Bereitschaft markant grösser als in allen anderen Altersgruppen.
Die am stärksten ausgeprägte Impfunwilligkeit finde sich bei den unter 35-Jährigen. Die jüngeren Befragten sprechen vor allem auf persönliche Gründe fürs Impfen an: «Wieder ein normales Leben führen» und «Reisen können», seien demnach am ehesten Gründe, sich immunisieren zu lassen.
Frauen fürchten Nebenwirkungen
Die Covid-19-Impfskepsis ist laut Studie in der französischsprachigen Schweiz deutlich grösser als in der übrigen Schweiz. Gleichwohl sei die Impfquote in der Romandie besonders hoch.
Auch zwischen den Geschlechtern gibt es Unterschiede. Während sich von den Männern 18 Prozent (eher) nicht impfen lassen wollen, sind dies bei den Frauen mit 27 Prozent deutlich mehr.
Frauen fürchten sich demnach mehr als Männer vor Nebenwirkungen und Langzeitfolgen der Impfung. Nebenwirkungen, die besonders Frauen betreffen, waren laut Michael Hermann von Sotomo während der Datenerhebung ein breites Thema in den Medien.
Impfskeptiker sprechen auf persönliche Vorteile an
Die Befragten erachten sowohl persönliche Argumente («Rückkehr zum normalen Leben») als auch gesellschaftliche («Beitrag zur Bewältigung der Pandemie») als wichtig für die Impfung. Auffällig ist allerdings, dass Personen die (noch) nicht vom Impfen überzeugt sind, viel eher auf persönliche Argumente ansprechen wie: «Ich möchte wieder reisen.»
In der Bevölkerung zeigt sich eine klare Vorliebe für eine Impfung auf Basis der neuen mRNA-Technologie, und eine Mehrheit möchte den Impfstoff-Typ selber wählen können. Zugleich erachtet es eine Mehrheit als richtig, dass die Behörden entscheiden. Dass beide Ansichten eine Mehrheit finden, dürfte Ausdruck davon sein, dass die Behörden bisher zurückhaltend bei der Zulassung von Impfstoffen waren.
Rund die Hälfte der Befragten sind in den vergangenen Wochen zumindest hin und wieder Informationen zur Sicherheit oder Wirksamkeit der Covid-19-Impfung begegnet, die sie irritiert, verwundert oder geängstigt haben. Es ging dabei vor allem um mögliche Nebenwirkungen.
Ein Fünftel will sich (eher) nicht impfen lassen
Sotomo hatte die periodische Wirkungsmessung im März vorgenommen. An der Befragung nahmen 1692 Personen teil. Die Grundgesamtheit der Befragung bildete demnach «die sprachassimilierte Wohnbevölkerung der Schweiz ab 15 Jahren mit Internetnutzung».
Zum Zeitpunkt der Umfrage waren 9 Prozent der Befragten mindestens einmal geimpft. Weitere 44 Prozent gaben an, sich sicher impfen lassen zu wollen, und weitere 19 Prozent waren tendenziell bereit dazu. Klar oder eher gegen eine Impfung sprachen sich 23 Prozent aus. Dieser Anteil sei über alle Befragungswellen seit März 2020 hinweg relativ konstant.
Der Spezialbericht entstand laut Sotomo in Zusammenarbeit mehrerer Institutionen: Der Fragebogen wurde vom BAG entwickelt. Die Online-Befragung wurde durch die Demo SCOPE AG durchgeführt, ausgewertet und danach grafisch aufbereitet. Die inhaltliche Analyse und Einordnung erfolgte durch Sotomo-Geschäftsführer Michael Hermann.