Es dürfte die Schweiz nachhaltig prägenGeheimpapier sorgt im Bund für Nervosität auf höchster Ebene
Petar Marjanović
8.10.2025
Das Verkehrsdepartement unter Bundesrat Albert Rösti wird am Donnerstag den Weidmann-Bericht präsentieren.
sda
In der Schweizer Bahnpolitik braut sich etwas zusammen: Ein Bericht sorgt hinter den Kulissen für Nervosität. Laut blue News liegt der sogenannte Weidmann-Bericht bereits vor – die Öffentlichkeit wird morgen informiert.
Diese Woche traten Westschweizer Politikerinnen und Politiker überraschend vor die Medien. Sie forderten, dass der Bund endlich die Ost-West-Achse der Bahn stärkt – also die Verbindung zwischen Genf, Lausanne, Bern und Zürich.
Recherchen von blue News zeigen, weshalb die Offensive gerade jetzt erfolgt: Auslöser ist der sogenannte Weidmann-Bericht des ETH-Professors Ulrich Weidmann.
Er wurde beauftragt, aufzuzeigen, welche Bahnprojekte der Bund als Nächstes an die Hand nehmen und welche er zurückstellen soll. Der Bericht ist Teil des Programms «Verkehr ’45» für Schiene und Strasse. Ursprünglich hatte das Verkehrsdepartement unter Bundesrat Albert Rösti (SVP) angekündigt, die Ergebnisse würden im dritten Quartal 2025 vorliegen.
Nach Informationen von blue News kursiert das Dokument nun aber bereits in den obersten Führungsetagen von Behörden, SBB und Co. Die Nervosität sei gross, heisst es aus Bahnkreisen. Der genaue Inhalt wird aber zumindest gegenüber der Öffentlichkeit weiterhin unter Verschluss gehalten. Erwartet wird, dass der bis zu 150'000 Franken teure Bericht die Verkehrspolitik der Schweiz nachhaltig prägen dürfte.
Experte Weidmann arbeitete bei der SBB
Klar ist nur: Weidmann gilt als ausgewiesener Bahnexperte. In Fachkreisen wird er als «seriöser Fachmann und Bähnler» bezeichnet – gelegentlich, nicht spöttisch gemeint, auch als «Mr. Verkehr». Der ETH-Professor leitete zwischen 1995 und 2004 verschiedene Bereiche bei den SBB, zuletzt als Geschäftsbereichsleiter der Infrastrukturdivision. Der «Tages-Anzeiger» titelte über ihn: «Dieser Professor soll den Schweizer Verkehr neu planen.»
Das Bundesamt für Verkehr (BAV) bestätigte auf Anfrage von blue News, dass die Öffentlichkeit am Donnerstag informiert werde. Das UVEK plane eine entsprechende Medienkonferenz. Details zum Inhalt gab es am Mittwochmorgen aber noch keine.
Westschweizer Kantonsregierungen und Wirtschaftskammern fordern seit Langem, dass der Bund nach den milliardenschweren Investitionen in die Nord-Süd-Achse nun die Ost-West-Verbindungen priorisiert. Auch in Luzern machten Politikerinnen und Politiker diese Woche Druck und verlangten einen rascheren Ausbau, um den Halbstundentakt auf der Strecke Luzern–Bern möglichst bald realisieren zu können.
Bund muss bei Verkehrsinfrastruktur-Vorhaben Prioritäten setzen
Nach dem Nein zu Autobahn-Ausbauten und Mehrkosten für die künftige Bahninfrastruktur muss der Bund Prioritäten setzen beim Ausbau von Strasse und Schiene. Verkehrsminister Albert Rösti veranlasst nun eine Planung über alle Verkehrsträger hinweg. Diese soll zeigen, was jetzt und was erst später gebaut werden soll.