Krankenkassen beklagen hohe Kosten Gehören Abnehmspritzen wirklich in die Grundversicherung?

toko

5.7.2025

Mit Abnehmspritzen kann das Körpergewicht anhaltend reduziert werden.
Mit Abnehmspritzen kann das Körpergewicht anhaltend reduziert werden.
sda (Archivbild)

Die Nachfrage nach Abnehmspritzen ist ungebrochen. Wegen steigender Kosten schlagen Krankenkassen nun jedoch Alarm. Auch aus der Politik gibt es Forderungen, die Wirksamkeit des Medikaments zu überprüfen.

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  • Krankenkassen beklagen hohe Kosten für Abnehmspritzen, zudem sei die Wirksamkeit fraglich.
  • Fachleute erwarten, dass die Therapien Prämienzahler*innen jährlich bis zu 300 Millionen Franken kosten werden.
  • FDP-Ständerat Damian Müller fordert, die drei Kriterien Wirtschaftlichkeit, Wirksamkeit und Zweckmässigkeit zu überprüfen.

Abnehmspritzen gelten weltweit als Hoffnung gegen Übergewicht und Diabetes. Auch in der Schweiz werden die Medikamente stark nachgefragt, jedoch war bis 2024 nur ein Wirkstoff erhältlich, wodurch es zu Engpässen kam.

Seit vergangenem Jahr jedoch ist ein weiterer Wirkstoff zugelassen, dessen Kosten zudem von den Krankenkassen übernommen werden. Für Patient*innen mit starkem oder sehr starkem Übergewicht sind die Präparate Teil der Grundversicherung. 

Krankenkassen beklagen hohe Kosten

Doch nun schlagen die Krankenkassen Alarm: Die Kosten für die beliebten Diätspritzen schnellen in die Höhe. Dies berichtet der «Blick». Demnach erwarten Fachleute, dass die Therapien Prämienzahler*innen mittelfristig jährlich bis zu 300 Millionen Franken kosten werden. 

Dabei sei fraglich, ob die Wirksamkeit der Abnehmspritzen gegeben sei. Denn Studien zeigten, dass Patient*innen schon kurz nach Absetzen des Wirkstoffs wieder an Gewicht zulegen.

Damit ein Medikament jedoch durch die Grundversicherung abgedeckt ist, muss die Wirksamkeit gegeben sein. Und an dieser zweifeln zunehmend auch die Krankenkassen. So sieht die CSS «die Wirtschaftlichkeit und die Wirksamkeit im Sinne der Nachhaltigkeit kritisch», wie sie der Zeitung mitteilt. Es sei «problematisch», dass die nötigen Kriterien nur erfüllt seien, weil angenommen würde, dass Gewichtsverlust automatisch Folgeerkrankungen oder Diabetes verhindere.

FDP will Kriterien auf Prüfstand stellen

Dem Bericht zufolge zweifeln neben CSS auch die Groupe Mutuel und die  Helsana Versicherung den Nutzen des Wirkstoffs an. Für Helsana sei zudem «zu klären, ob diese Medikamente tatsächlich und langfristig einen positiven Einfluss auf die Gesundheit der Bevölkerung haben».

Die Kosten für die Diät-Medikamente beschäftigen auch die Politik. «Aufgrund der hohen Kosten, die solidarisch von den Prämienzahlenden bezahlt werden, ist es zentral, dass die Kriterien Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit dieser Medikamente genau beleuchtet werden», sagt etwa der Luzerner FDP-Ständerat Damian Müller.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) wiegelt indessen ab: Von einer überstürzten Aufnahme in die Grundversorgung könne keine Rede sein, heisst es gegenüber «Blick». Schliesslich wurden die drei Kriterien sorgfältig abgeklärt. Das Präparat sei zudem wegen fehlenden Langzeitstudien nur befristet auf drei Jahre aufgenommen worden: «Das BAG wird die Kriterien engmaschig überwachen und vor Ablauf der Frist erneut prüfen.»