Seilbahnen-Präsident Gemeinden sollen für Kunstschnee zahlen

uri

27.11.2019

Ohne Kunstschnee dürfte für viele Skigebiete in Zeiten des Klimawandels das Aus kommen. (Symbolbild)
Ohne Kunstschnee dürfte für viele Skigebiete in Zeiten des Klimawandels das Aus kommen. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Mit einem Vorschlag, der schwer polarisieren dürfte, geht der Präsident des Verbandes «Seilbahnen Schweiz» an die Öffentlichkeit: Ständerat Hans Wicki findet, dass die Gemeinden für Beschneiungsanlagen zahlen sollen.

Man müsse manchmal «ein wenig kreativ sein», sagt Hans Wicki, FDP-Ständerat und Präsident des Verbands «Seilbahnen Schweiz», der «Rundschau». Und meint damit seinen Vorschlag, dass die Gemeinden für Beschneiungsanlagen bezahlen sollen, wenn Bergbahnen das nicht selbst könnten.

Für abwegig hält der oberste Bergbahn-Lobbyist seine Idee nicht, denn schliesslich würden Gemeinden auch Hallenbäder oder einen Ortsbus finanzieren, damit Touristen optimale Bedingungen hätten. «Da könne man sich auch durchaus vorstellen, dass ein Dorf, das von einem Skigebiet leben tut, auch mithilft, dass das Skigebiet am Leben bleibt», sagt Wicki. Immerhin seien auch Hotels und Gewerbebetriebe betroffen, wenn die Bahnen in Konkurs gingen.

Steuer-Millionen für Bergbahnen 

Obwohl bereits heute vielfach Steuergelder in Millionenhöhe für Modernisierungs- und Beschneiungsprojekte an die Bergbahnen fliessen, reiche das laut Wicki nicht aus, berichtet die «Rundschau». Allein für die Beschneiung müssten in den nächsten Jahren mehrere hundert Millionen Franken investiert werden.

Kritik an der Idee Wickis dürfte nicht zuletzt auch von Umweltschützern kommen, denn die künstliche Beschneiung unter grossem Energieeinsatz verträgt sich nicht mit dem Wunsch einer nachhaltigen Entwicklung im Schweizer Tourismus. Auch die Wissenschaftlerin Carmen de Jong von der Universität Strassburg sieht die künstliche Beschneiung kritisch: «Die Touristen wissen nicht, wie viel Bergwelt vernichtet wird, wie viele Feuchtgebiete, Bäche und Quellen austrocknen, nur um das Produkt Kunstschnee auf die Piste zu bekommen», erklärte sie der «Rundschau».

Klar dürfte indes auch sein: In Zeiten des Klimawandels stehen vor allem tiefer gelegene Skigebiete ohne den Einsatz von Kunstschnee bald vor dem Aus. Eine Chance für die betroffenen Gebiete könnte neben dem Einsatz von Schneekanonen indes auch die Umstellung auf einen sanften Wintertourismus sein: Skifahren wird es dort dann nicht mehr geben, aber womöglich verstärkt Aktivitäten wie Wandern oder Radfahren.

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