So schlecht geht es Werften am Bodensee
Der Pegel des Bodensees ist auf ein historisches Tief gefallen – mit Folgen für Werften, Wasservögel und die Bootsfahrt. Besonders betroffen: die Region rund um den Untersee. blue News spricht mit den Betroffenen.
09.04.2025
Der Pegel des Bodensees ist auf ein historisches Tief gefallen – mit Folgen für Werften, Wasservögel und die Bootsfahrt. Besonders betroffen: die Region rund um den Untersee. blue News spricht mit den Betroffenen.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Der Bodensee erreicht aktuell den tiefsten Wasserstand seit 30 Jahren, was die Schifffahrt, Werften und Tierwelt massiv beeinträchtigt.
- Besonders betroffen sind flache Hafenbecken am Untersee, während Orte wie Romanshorn oder Arbon bislang glimpflich davonkommen.
- Die Werften leiden wirtschaftlich am stärksten, da viele Boote nicht ins Wasser können und wichtige Arbeiten zum Saisonstart ausfallen.
- Mehr dazu im Video.
Der Wasserstand im Bodensee war in den letzten 30 Jahren noch nie so tief wie jetzt. Das stellt nicht nur die Bootsfahrt vor Herausforderungen. Die Häfen, Werften und Tierwelt leidet unter dem Wasserschwund. blue News spricht mit den betroffenen.
In Arbon TG scheint an diesem Morgen die Sonne. Der Wetterbericht sagt sonniges und vor allem trockenes Wetter vorher – und das für die nächste Woche. Normalerweise würden sich die Menschen auf Sonne freuen. Vor allem die Bötler. Doch dieses Jahr hoffen sie auf Regen. Und zwar auf viel Regen. Den der aktuelle Pegel steht 2,72 Metern unter Normalniveau.
Hafenmeister wartet auf Regen – auf viel Regen
Der Hafenmeister in Arbon sagt: «von 600 Bootsplätzen können 20 Boote nicht auf den See rausfahren.» Das sei zwar noch kein Drama, in Arbon habe man Glück. Das Hafenbecken sei genug tief. Am Untersee sieht die Situation ganz anders aus. «Da stehen die Boote und Schiffe auf dem Grund. Da ist das Wasser praktisch weg», sagt der Hafenmeister zu blue News.
Die Hafenmitarbeiter in der ganzen Region hoffen auf Regen. «Es müsste vor allem in den Bergen regnen, damit der Schnee schmilzt und durch den Rhein in den See fliesst», erklärt der Hafenmeister in Arbon. Und weiter sagt er: «Wenn es zu schnell warm ist, beziehungsweise die Sonne scheint, schmilzt der Schnee nicht, sondern verdampft.» Das sei ein Problem.
Auch die Tierwelt ist in Gefahr. Der Hafenmeister sagt: «Die Schwäne nisten jetzt am Ufer. Dieses wird aber irgendwann wieder steigen und die Nester, samt Jungen, wegspülen.» Auch die Fischeraufsicht ist gefragt. «An manchen Stellen kann es zu Beckenbildungen kommen, wo dann Fische den Anschluss zum See verlieren», sagt der Hafenmeister. Diese würden von der Fischeraufsicht aber kontrolliert und dann allenfalls gerettet.
In Romanshorn ist die Situation wenig prekär
Der Leiter der Kommunikation der Stadt Romanshorn Rolf Müller gibt Entwarnung: «Beim Gemeindehafen der Stadt, wo private Segel- und Motorboote liegen, ist die Situation mehrheitlich unproblematisch. Hält die Trockenheit an und sinkt der Pegel weiter, könnte das, das Einwassern der Schiffe beeinträchtigen.»
Das sei bisher bis auf wenige Ausnahmen nicht der Fall.
Verkehrsschiffe kann noch fahren
Eine Sprecherin der Schweizerischen Bodensee-Schifffahrt AG erklärt die Situation bei den Verkehrsschiffen: «Aktuell verzeichnen wir einen eher tiefen Wasserpegel. Dennoch gibt es keine Einschränkungen im Schifffahrtsbetrieb – weder auf unserer Fähre noch auf den Kursschiffen.»
Zwar sei bei der heutigen Lage eine Kursfahrt auf dem Binnenkanal Alten Rhein erschwert, jedoch würde diese Linie erst Ende Mai starten. «Wir sind daher zuversichtlich, dass sich der Pegel bis dahin noch entsprechend entwickeln wird», sagt sie zu blue News.
Weiter erklärt sie: «Die derzeitige Niedrigwassersituation betrifft vor allem die Schifffahrt im Untersee.» Zur Einordnung: Im Februar 2006 sei der Pegel mit 2,28 m sogar noch deutlich tiefer als aktuell gelegen.
Die Werften trifft es am härtesten
Wer am meisten Mühe mit dem tiefen Wasserpegel hat, sind die Werften in der Region. Rolf Baumann ist Geschäftsleiter der Nasbo Werft in Altnau SG. Wegen des tiefen Wasserpegels kann er und seine Mitarbeiter nicht arbeiten: «Genau in dieser Zeit, wo wir eigentlich Überstunden machen sollten und die Saison beginnt, können wir nicht arbeiten.»
Es sei ein Ausnahmezustand und man müsse jetzt auf Regen hoffen. «Jeden Tag rufen mich Kunden an, ob sie ihr Boot nun auf den See bringen können.» Baumann müsse alle enttäuschen. Es gehe einfach nicht. Der einzige Ausweg sei der Hafen, der ein tiefes Hafenbecken habe. Doch da sei der Platz begrenzt.
Wie Roland Baumann die Situation bewältigt und was ihm am meisten zu schaffen macht, siehst du im obenstehenden Video.