Höhere Prämien vermeiden Gesundheitskosten steigen dramatisch, Kassen haben Reserven

SDA/tafi

10.5.2020

Die Gesundheitskosten in der Schweiz sind nach Angaben des Krankenkassenverbandes Santésuisse im ersten Quartal überdurchschnittlich gestiegen.
Die Gesundheitskosten in der Schweiz sind nach Angaben des Krankenkassenverbandes Santésuisse im ersten Quartal überdurchschnittlich gestiegen.
KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Zwischen den Krankenkassenverbänden ist ein Streit darüber entbrannt, wie stark die Gesundheitskosten im ersten Quartal angestiegen sind. Für die Bewältigung der Pandemie sei auf jeden Fall genügend Geld vorhanden.

Santésuisse-Direktorin Verena Nold erklärte in einem Interview mit dem «Sonntags-Blick», dass von Januar bis März 2020 die Kosten im Schweizer Gesundheitswesen um fünf Prozent gestiegen seien. Das sei überdurchschnittlich. Im Schnitt der letzten 20 Jahren habe der Anstieg in diesem Zeitraum zwischen drei und vier Prozent betragen.

Einen Anstieg um fünf Prozent im ersten Quartal nicht bestätigen wollte hingegen auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA der Sprecher des Krankenkassenverbandes Curafutura, Ralph Kreuzer. Für eine seriöse Beurteilung eines Kostenschubs sei es noch entschieden zu früh im Jahr, sagte Kreuzer am Sonntag. Der Rechnungseingang der Leistungserbringer sei noch nicht abgeschlossen. Ausserdem sei der März mitten in den Lockdown gefallen.

Ausreichende Reserven der Krankenkassen

Einig sind sich aber die beiden Krankenkassenverbände, dass für die Bewältigung der Pandemie genügend Geld vorhanden ist. Die Krankenkassen verfügten über Reserven von acht Milliarden Franken, mit denen sich Zusatzkosten der Corona-Krise finanzieren liessen, erklärte Nold. Diese Summe entspreche drei bis vier Monatsprämien.

Auch bei Curafutura heisst es, die Reserven seien gut geäufnet und stünden den Versicherten weiterhin für die Bezahlung von Leistungen zur Verfügung. Für die Krankenversicherer stünden die Kosten aber nicht an erster Stelle, betonte Nold. Sie wollten einen Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten und die Menschen wegen des Coronavirus nicht noch zusätzlich finanziell belasten. Höhere Prämien für das kommende Jahr sollten, wenn immer möglich, vermieden werden.



Die grössten Kostentreiber sind laut Nold die Pflegeheime, Physiotherapien und ambulanten Spitalaufenthalte. Kostenmässig besonders stark zu Buche schlagen Intensivbehandlungen. Belege ein Corona-Patient während zwei bis drei Wochen ein Intensivmedizinbett, könne das bis zu 120'000 Franken kosten.

Laut Curafutura ist es noch viel zu früh eine Prognose über die Prämienentwicklung zu wagen. «Solange wir kein verlässliches Gesamtbild der laufenden Kosten haben, ist es fahrlässig hierzu Aussagen zu machen», sagte Kreuzer.

Schutzmaterialien und Pflichtlager für Medikamente

Aus der Corona-Krise muss laut Nold die Lehre gezogen werden, dass in der Schweiz in Zukunft die notwendigen Schutzmaterialien vorhanden sind. Ausserdem seien Pflichtlager für Medikamente zentral. Die Krise habe gezeigt, dass ein hohes Preisniveau bei den Medikamenten die Schweiz nicht gegen eine mögliche Knappheit schütze. Vereinzelt sei es zu Versorgungsengpässen gekommen.

Laut Curafutura hat die Corona-Krise gezeigt, dass das hiesige System funktioniert. Die Krankenversicherer hätten schnell reagiert und Betroffenen sehr pragmatisch Hilfe geleistet. Die Lehre Nummer zwei sei, dass Reserven wichtig und sinnvoll seien. «Sie sind ein Fels in der Brandung und verhelfen zu Stabilität in wechselvollen Zeiten», sagte Kreuzer.

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