Eine Geringschätzung von typischen Frauenberufen sei schuld an der Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen. Zu diesem Schluss kommt der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) in einer Analyse. Die Gewerkschaften fordern eine Aufwertung der Frauenbranchen.
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- Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) fordert die Aufwertung von Frauenberufen.
- Laut SGB sind die Stundenlöhne in Berufen, in denen mehrheitlich Frauen arbeiten, im Vergleich deutlich tiefer.
- Die Gewerkschaften fordern Massnahmen wie Mindestlöhne von 5000 Franken für Berufstätige mit Lehre und einen 13. Monatslohn für alle.
Es sei nicht nur die vermehrte Teilzeitarbeit von Frauen, die zur Lohnungleichheit führe, betonte der SGB gemäss einer Mitteilung am Dienstag vor den Medien in Bern. Die Teilzeitdebatte ignoriere diese strukturelle Ungleichheit und führe am eigentlichen Problem vorbei.
So sind laut SGB die Stundenlöhne in Berufen, in denen mehrheitlich Frauen arbeiten, im Vergleich deutlich tiefer. Trotz Lehre erhielten demnach vier von zehn Frauen einen Lohn von weniger als 5000 Franken pro Monat. Und 25 Prozent verdienten sogar weniger als 4500 Franken, obwohl sie einen Berufsabschluss haben.
Geringere Lohnprogression
Zudem sei die Lohnprogression in Branchen mit Frauenmehrheit geringer. Die Löhne langjähriger und erfahrener Mitarbeiterinnen mit Lehrabschluss unterscheiden sich demnach in Branchen mit Frauenmehrheit weniger stark von den Löhnen Neueintretender als in Branchen mit Männermehrheit. Als Paradebeispiel nennt der SGB das Gastgewerbe, wo Arbeitnehmerinnen Anfang 50 im Durchschnitt gleich viel verdienen wie ihre Kolleginnen Anfang 20.
Ausserdem hätten Frauen öfter keinen 13. Monatslohn als Männer. Insgesamt erhalten rund acht von zehn Schweizerinnen und Schweizern ein zusätzliches Monatsgehalt Ende Jahr. Bei Coiffeusen und Kosmetikerinnen seien es jedoch nur acht von 100.
Forderung von Mindestlohn
«Mit den tieferen Löhne in Branchen mit Frauenmehrheit muss Schluss sein», forderte Natascha Wey, Vizepräsidentin SGB in der Mitteilung. Die Gewerkschaften fordern Massnahmen wie im Gesamtarbeitsvertrag festgehaltene Mindestlöhne von 5000 Franken für Berufstätige mit Lehre, einen 13. Monatslohn für alle, sowie obligatorische Lohnanalysen in Firmen.
Zudem müsse die Kinderbetreuung als Service Public organisiert werden, damit eine fairere Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Männer und Frauen möglich werde.