Experten befürchten weitere MurgängeGletscherabbruch in beliebter Bergregion – Wanderwege gesperrt
Sven Ziegler
17.5.2025
Blick auf das Bietschhorn im Wallis: Dort kam es zu einem grösseren Gletscherabbruch
Bild: Keystone/IG UNESCO Aletsch/STR
Ein Gletscher- und Felsabbruch in der Nähe des Bietschhorns hat im Lötschental einen Murgang ausgelöst. Experten warnen vor weiteren spontanen Abbrüchen, Wanderwege wurden gesperrt.
Im Lötschental im Kanton Wallis ist es zu einem grösseren Gletscher- und Felsabbruch gekommen. Der Vorfall ereignete sich am linken Talhang in der Region Kleines Nesthorn/Birchgletscher oberhalb der Gemeinde Blatten VS.
Das Ereignis führte zu einem Murgang, der sich fast bis in den Talgrund ausbreitete. Dies bestätigten sowohl die Gemeinde als auch der kantonale Geologe Raphaël Mayoraz gegenüber dem «Walliser Boten».
Noch ist unklar, was genau den Abbruch ausgelöst hat. Zwar sei es zu früh, bereits einen Zusammenhang mit auftauendem Permafrost herzustellen, so Mayoraz. Doch fest steht: Das Gebiet ist instabil. Einheimische berichten, dass es dort schon in den vergangenen Jahren immer wieder kleinere Bewegungen gegeben habe – insbesondere in den warmen Monaten. Die Behörden beobachten die Lage nun mit verstärkter Aufmerksamkeit.
Sperrung von Wanderwegen
Als Vorsichtsmassnahme hat die Gemeinde Blatten mehrere Wanderwege in der Region gesperrt. Betroffen sind unter anderem die Verbindungen von Blatten zur Bietschhornhütte und von Brunnmattä zur Brücke Hehstäg/Ried. Die Sperrungen gelten bis auf Weiteres.
Die kantonale Dienststelle für Naturgefahren hat das Gebiet bereits analysiert. Die Experten kamen zum Schluss, dass wegen der beginnenden Schneeschmelze oberhalb von 2500 Metern weitere spontane Abbrüche und Murgänge möglich seien. Das bestehende Überwachungssystem wird deshalb derzeit durch zusätzliche Messpunkte ergänzt.
Keine Seltenheit im Wallis
Gletscherabbrüche wie dieser sind im Wallis kein Einzelfall. In den letzten Jahren kam es wiederholt zu ähnlichen Vorfällen. So brach etwa 2023 ein Gletscher am Allalinhorn oberhalb von Saas-Fee ab und traf eine Seilschaft – ein Mann kam ums Leben. Auch am Weisshorn und Turtmanngletscher wurden instabile Eisformationen festgestellt, die Wanderweg-Sperrungen und intensive Beobachtungen nach sich zogen.
Fachleute machen vor allem die steigenden Temperaturen für die wachsende Instabilität verantwortlich. Durch die Erwärmung tauen Permafrostböden tiefer auf als üblich, was Gestein und Eis destabilisiert. Besonders warmes Wetter im Frühling und Sommer gilt deshalb als zusätzlicher Risikofaktor.
Warum es nun bereits im Mai zu einem derart grossen Abbruch im Lötschental gekommen ist, wird derzeit von Experten untersucht.
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