Parks gesperrt Grosser Teil der Böden in Lausanne durch Dioxin vergiftet

ll, sda

11.10.2021 - 19:13

Warnhinweis in Lausanne: Einige Gebiete wurden abgesperrt.
Warnhinweis in Lausanne: Einige Gebiete wurden abgesperrt.
KEYSTONE

In Lausanne ist der Boden teils stark durch Dioxin verschmutzt. Ursache dafür ist wohl eine mittlerweile stillgelegte Kehrichtverbrennungsanlage. Nun wollen auch andere Kantone ihre Böden untersuchen.

11.10.2021 - 19:13

Im Frühling hatte die Stadt Lausanne mehrere Parks, Sportanlagen und Spielplätze gesperrt. Grund: Die Dioxinwerte waren zum Teil stark erhöht. Nun hat Staatsrätin Béatrice Métraux (Grüne) einen Lagebericht zur Kontaminierung in den betroffenen Gebieten vorgelegt.

Dabei zeigt sich, dass die Belastung des Bodens durch Dioxin und Furan einen grossen Teil des Stadtareals betrifft. Es handle sich um eine Hochrechnung auf der Grundlage der 126 untersuchten Standorte, sagte die Umwelt- und Sicherheitsdirektorin am Montag vor den Medien. 

Je nach Nutzungsart könnten schon 20 Nanogramm pro Kilogramm Boden Menschen, Tiere und Pflanzen gefährden, der gesetzliche Grenzwert liegt bei 100 Nanogramm. In Lausanne wurden bis zu 640 Nanogramm gemessen, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt.

Dioxin ist extrem giftig und gilt als krebserregend. Es entsteht, wenn chlorhaltiges Material und organische Substanzen zusammen stark erhitzt werden. Dioxine bleiben Jahrzehnte in der Umwelt und gelangen über die Nahrungskette in den menschlichen Körper.

Zucchini und Eier nicht essen

Die belastete Zone erstreckt sich über einen grossen Teil des oberen Lausanner Stadtgebiets sowie den südlichen Teil der Gemeinden Mont-sur-Lausanne und Epalinges. Die Gemeinden Pully und Prilly sind nur geringfügig betroffen.

Der Kanton hat auf seiner Website eine Karte veröffentlicht, die ein genaueres Bild der Bodenverschmutzung zeigt. Das Modell grenzt vier Zonen ab, für die der Kanton die wahrscheinliche Höhe der Dioxin-Konzentration ab 20 Nanogramm pro Kilogramm geschätzt hat. Im Zentrum liegt der höchste Wert bei über 200 Nanogramm pro Kilogramm.

Die belastete Zone erstreckt sich über einen grossen Teil des oberen Lausanner Stadtgebiets sowie den südlichen Teil der Gemeinden Mont-sur-Lausanne und Epalinges.
Die belastete Zone erstreckt sich über einen grossen Teil des oberen Lausanner Stadtgebiets sowie den südlichen Teil der Gemeinden Mont-sur-Lausanne und Epalinges.
Kanton Waadt

Wie es weitergeht und wer für die Sanierung aufkommt, ist unklar. Es handle sich um sehr bedeutende Summen, hiess es an der Medienkonferenz. Die Behebung des Problems würde noch Monate dauern, wenn nicht Jahre. Die Einschränkungen für die Bevölkerung bleiben bestehen.

Der Kanton hat beschlossen, die Nutzung der Flächen einzuschränken, wenn ein Grenzwert von 100 Nanogramm/Kilogramm erreicht wird. Diese Einschränkungen – bei denen es sich um Empfehlungen handelt – betreffen den Verzehr von Lebensmitteln von kontaminierten Flächen, einschliesslich Kleingärten.

Die Behörden raten dazu, keine Kürbisgewächse wie Gurken, Zucchini oder Melonen zu essen. Diese reichern Dioxine an und wurden in den stark belasteten Flächen kultiviert. Das Gleiche gilt für Eier von Hühnern, die in diesen Gebieten gehalten werden. Zudem soll man sich nach der Gartenarbeit die Hände gut waschen und bei Kindern darauf achten, dass diese keine Bodenpartikel essen.

Andere Kantone wollen Problem angehen

Die noch laufenden Untersuchungen scheinen zu bestätigen, dass die Kontaminierung mit der ehemaligen Kehrichtverbrennungsanlage Vallon zusammenhängt, die 2005 ihren Betrieb eingestellt hat. Entdeckt wurde die Verschmutzung, weil ein privater Bauherr Messungen in Auftrag gegeben hatte.

Die ehemalige Kehrichtverbrennungsanlage Vallon in Lausanne ist wahrscheinlich die Ursache der Bodenverschmutzung.
Die ehemalige Kehrichtverbrennungsanlage Vallon in Lausanne ist wahrscheinlich die Ursache der Bodenverschmutzung.
Keystone

Laut dem «Tages-Anzeiger» steckt Dioxin auch an anderen Orten unkontrolliert im Boden, gerade im Umfeld von Kehrichtverbrennungsanlagen. Viele Kantone hätten aber in diesem Umfeld noch nie Bodenanalysen entnommen – auch, weil diese teuer seien.

Doch nun wollen andere Kantone das Problem ebenfalls angehen. Glarus, St. Gallen, Zürich, Neuenburg und Graubünden etwa wollen Bodenproben im Umfeld von Verbrennungsanlagen auf Dioxine untersuchen. 

ll, sda