Bakom-Studie Halbierungs-Initiative würde 3000 Stellen bei SRG bedrohen

ai-scrape

6.7.2025 - 07:43

Susanne Wille, Generaldirektorin SRG.
Susanne Wille, Generaldirektorin SRG.
KEYSTONE

Eine Studie zeigt, welche Folgen die Halbierungs-Initiative für die SRG hätte: Rund 3000 Stellen wären betroffen – und die Auswirkungen würden nicht nur die SRG selbst treffen.

Lea Oetiker

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Halbierungs-Initiative würde bei Annahme über 3000 SRG-Stellen kosten und zahlreiche externe Firmen betreffen.
  • Besonders gefährdet wären regionale Standorte und die Medienvielfalt.
  • Zudem verstiesse die Initiative wahrscheinlich gegen gesetzliche Vorgaben zur regionalen Programmproduktion.

Eine Analyse im Auftrag des Bundesamts für Kommunikation (Bakom) hat die möglichen Auswirkungen der Halbierungs-Initiative – die TV-Gebühren sollen auf 200 Franken gekürzt werden – der SVP untersucht. Diese Studie liegt dem «SonntagsBlick» vor. 

Das Ergebnis: Würde das Volk Ja zur Initiative sagen, müsste die SRG mehr als 3000 Leute entlassen. Rund 2400 Vollzeitstellen stehen damit auf dem Spiel. Zurzeit arbeiten bei der SRG etwas mehr als 7000 Personen.

Die Generaldirektorin der SRG, Susanne Wille, hat bereits zu Beginn der Woche einen Sparkurs angekündigt, um sich auf die neuen finanziellen Rahmenbedingungen einzustellen. Bis 2029 sollen 17 Prozent des Budgets eingespart werden, was einem Betrag von 270 Millionen Franken entspricht.

Diese Massnahmen sind notwendig, da die Serafe-Gebühren bis 2029 von 335 auf 300 Franken pro Haushalt gesenkt werden. Wille sagte, dass die SRG sich verändern muss, um ihre Identität zu bewahren.

Auch Stellen bei externen Firmen wären betroffen

Die Auswirkungen der Halbierungs-Initiative würden jedoch weit über die SRG hinausgehen. Laut der Studie könnten auch externe Unternehmen, die mit der SRG zusammenarbeiten, betroffen sein. Betroffen wären vor allem Produktionsfirmen und IT-Dienstleister.

SRG-Sprecher Jan Flückiger warnt davor, dass die Annahme der Initiative zu einer Zentralisierung und Schliessung von Standorten führen würde, was sich negativ auf die Sprachminderheiten auswirken könnte. Die Studie von BAK Economics unterstützt diese Einschätzung und weist darauf hin, dass insbesondere die Produktionsstandorte in der italienischen und französischen Schweiz betroffen wären.

Konflikt mit Artikel 27

Laut der Studie würde die Annahme der Halbierungs-Initiative «mit grosser Wahrscheinlichkeit» zu einem Konflikt mit Artikel 27 des Bundesgesetzes über Radio und Fernsehen führen. Dieser Artikel schreibt vor, dass die Programme der SRG überwiegend in den jeweiligen Sprachregionen produziert werden müssen, für die sie bestimmt sind.

Da das Parlament voraussichtlich an dieser Regelung festhalten wird, wäre eine Zentralisierung vieler Dienste nicht möglich. Die dadurch entgangenen Effizienzgewinne müssten stattdessen an anderer Stelle eingespart werden – etwa durch Einschnitte beim Angebot und der Qualität.

SVP-Nationalrat Thomas Matter, einer der Initianten der Halbierungs-Initiative, stellt die Ergebnisse der Studie infrage. Er argumentiert, dass die SRG ihren Personalbestand seit dem Jahr 2000 stark erhöht habe, während andere Rundfunkanstalten wie die deutsche ARD Stellen abgebaut hätten. Matter fordert eine effizientere SRG, die mit weniger Mitteln einen besseren Service public bietet.

Auch Mitte-Nationalrat Martin Candinas, Co-Präsident der Allianz Pro Medienvielfalt, äussert Bedenken. Er hält es für unrealistisch, dass die SRG mit nur 200 Franken pro Haushalt ihr Informationsangebot aufrechterhalten kann. Die Reduktion der Ausgaben würde nicht nur die SRG selbst, sondern die gesamte Wertschöpfungskette treffen, einschliesslich Produktionsfirmen und Kulturschaffenden.