Schmuggel Handys und Drogen fliegen über den Gefängniszaun – Pöschwies reicht's

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13.11.2019

Die Leitung der Justizvollzugsanstalt Pöschwies sucht Wege, den Schmuggel zu unterbinden.
Die Leitung der Justizvollzugsanstalt Pöschwies sucht Wege, den Schmuggel zu unterbinden.
Symbolbild: Keystone

Insassen der Justizvollzugsanstalt Pöschwies kommen immer wieder zu Handys, Drogen und Waffen – weil Komplizen diese aus dem angrenzenden Wald über die Sicherheitsabsperrung werfen. Damit soll nun Schluss sein.

Direkt an die Mauer und den Sicherheitszaun der Justizvollzugsanstalt Pöschwies in Regensdorf ZH grenzt ein dichtes Waldstück. Die Bäume und das Gestrüpp des Pöschwalds bieten Deckung für allerlei Illegales.

So wurden in den letzten Jahren immer wieder Handys über die Mauer geworfen, ebenso Drogen oder sogar Waffen. Auch Befreiungsaktionen mit Rammböcken und andere Versuche, den Zaun zu beschädigen, habe es gegeben, zitiert der «Tages-Anzeiger» die Sprecherin des Amts für Justizvollzug Jessica Maise.

«Der dichte Wald nimmt uns die Sicht und bietet Deckung, sodass sich Personen unbemerkt bis fast direkt zur Gefängnismauer nähern können», so die Sprecherin. Sie sagt: «Die Nähe zum Wald stellt für die Sicherheit der JVA Pöschwies ein klares Risiko dar.» Pro Jahr soll es in der grössten geschlossenen Gefängnisanstalt der Schweiz zu etwa 50 Würfen von Gegenständen über die Mauer gekommen sein.



Neuer Sperrzaun geplant

Weil die Insassen zu gewissen Zeiten Freigang im Hof haben, würden Drogen und vor allem Handys, die in der Anstalt verboten sind, immer wieder in den Besitz der Insassen gelangen – trotz «umfangreicher Vorkehrungen und einer grossen Aufmerksamkeit», wie Maise gegenüber dem «Tages-Anzeiger» betont. Und trotz gewisser Hindernisse für die Werfer: 40 Meter müssen überwunden werden. Das stellt mit der richtigen Technik oder Hilfsmitteln wie Katapulten allerdings kein Problem dar.

In jedem Fall soll mit den Würfen aus dem Pöschwald nun Schluss sein. Die nicht betretbare Zone, Sicherheitsperimeter genannt, soll erweitert werden. 

«In einer Distanz von ungefähr 70 Metern zur bestehenden Mauer soll ein zusätzlicher Zaun errichtet werden», wird die Sprecherin zitiert. Die neue Sperrzone solle per Ausleuchtung und Technik überwacht werden. «Sobald als möglich» solle mit dem Bau begonnen werden, noch im ersten Halbjahr 2020 will man bei der Gemeinde Regensdorf ein Baugesuch einreichen.



Kritik von den Grünen

Indes stehen die Kosten für den Bau noch nicht fest – und auch sonst sorgt der Plan für Kritik. Weil dafür Teile des Waldes gerodet werden müssen und auch ein archäologisches Gebiet betroffen wäre, lehnen die Grünen das Vorhaben ab: «Wieso baut man nicht auf der Gefängnismauer einen Zaun, in dem Handys und Drogen hängen bleiben?», wird etwa Kantonsrat Thomas Schweizer zitiert. Angesichts der ohnehin bestehenden Bedrohung durch Drohnen sieht er eine «Burggraben-Logik von gestern».

Andere, wie der SP-Kantonsrat Jonas Erni, halten dagegen: «Für uns hat bei dieser Güterabwägung die Sicherheit Vorrang, da der geplante lichte Wald durchaus auch einen ökologischen Mehrwert bieten kann», zitiert ihn der «Tages-Anzeiger». Zudem seien die Sicherheitslücken klar dargelegt worden.

Das Amt für Justizvollzug bestätigt indes, dass man «im Bereich des Zaunverlaufs» Bäume fällen wolle. Dies solle aber «so schonend wie möglich» geschehen.

Mit der Sicherheitsplanung ist es dadurch aber längst nicht vorbei: Ein Drohnenwarnsystem soll ebenso installiert werden wie eine Anlage zur Detektion von Handys und WLAN. Schliesslich gelangten viele Mobiltelefone nicht über Würfe aus dem Wald, sondern per Lieferung in die Justizvollzugsanstalt.

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