Erste St. Galler Nationalrätin Politik-Pionierin Hanna Sahlfeld-Singer ist tot

SDA

16.10.2025 - 05:47

Hanna Sahlfeld-Singer, Theologin und SP-Nationalrätin aus dem Kanton St. Gallen, während einer Session in Bern im Jahr 1972. (Archivbild)
Hanna Sahlfeld-Singer, Theologin und SP-Nationalrätin aus dem Kanton St. Gallen, während einer Session in Bern im Jahr 1972. (Archivbild)
Keystone

Die ehemalige St. Galler Nationalrätin Hanna Sahlfeld-Singer ist verstorben. In der Todesanzeige hiess es, sie bleibe «in guter Erinnerung als Vorreiterin für die Gleichstellung». 

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  • Hanna Sahlfeld-Singer war zwischen 1971 und 1975 erste SP-Nationalrätin des Kantons St. Gallen
  • Wegen verfassungsrechtlicher Regelungen verzichtete sie auf ihr Pfarrgehalt, um im Parlament tätig sein zu können
  • Sie verstarb am 11. Oktober in der Region Hannover, wo auch ihre Beisetzung geplant ist

Die St. Galler Alt-Nationalrätin Hanna Sahlfeld-Singer ist gemäss einer Todesanzeige im «St. Galler Tagblatt» verstorben. Die ehemalige SP-Politikerin wäre am kommenden Freitag 82 Jahre alt geworden.

Sahlfeld-Singer war von 1971 bis 1975 die erste St. Galler SP-Nationalrätin und gehörte zu den ersten elf Nationalrätinnen überhaupt, wie die SP und die SP Frauen des Kantons St. Gallen in der Anzeige schrieben. «Sie bleibt uns in guter Erinnerung als Vorreiterin für die Gleichstellung sowie als Kämpferin für die Menschenrechte, gegen Armut und für soziale Gerechtigkeit», hiess es weiter.

Kurz vor ihrem Amtsantritt hatten Frauen in der Schweiz erst das Wahl- und Stimmrecht auf Bundesebene erhalten. Als Sahlfeld-Singer am 14. Dezember 1971 das Bundeshaus betrat, erklärte ihr ein Pförtner, an diesem Tag fänden keine Führungen statt – worauf sie entgegnete, sie sei zur Vereidigung da, wie sie 2021 in einem SRF-Interview erzählte.

Tafel zu Ehren der ersten Parlamentarierinnen

Die Theologin und Pfarrerin aus Flawil SG war in Altstätten SG tätig. Wegen des damals geltenden Verfassungsartikels, der Geistlichen die Wahl ins Parlament untersagte, verzichtete sie auf ihr Pfarrgehalt, wie das reformierte Nachrichtenportal ref.ch berichtete. Später zog die Familie nach Deutschland, wo Sahlfeld-Singer und ihr Mann als Schulpfarrer arbeiteten. Die Polit-Pionierin starb am 11. Oktober in der Region Hannover, wo auch ihre Beisetzung stattfinden soll.

Im März 2019 wurden im Nationalratssaal Gedenktafeln zu Ehren der elf ersten Nationalrätinnen enthüllt. Auch der Sitz der ersten Ständerätin, Lise Girardin, wurde im Ständeratssaal mit einer Tafel gewürdigt. Bei der Feier zum Internationalen Frauentag würdigte die damalige Nationalratspräsidentin Marina Carobbio die Verdienste von Hanna Sahlfeld-Singer und ihren Mitstreiterinnen, die den Weg für kommende Frauengenerationen in der Schweizer Politik ebneten.