FDP-Politiker fordert Ort der StilleHat es im Bundeshaus bald einen Gebetsraum?
aru
11.12.2023
Weil es im Bundeshaus oft stressig zu und hergeht, brauche es einen Raum der Stille. Dies findet der Tessiner FDP-Alt-Nationalrat Rocco Cattaneo. Auf Anklang stösst seine Idee jedoch nicht.
aru
11.12.2023, 19:04
aru
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Seit einigen Wochen ist Rocco Cattaneo nicht mehr Mitglied des Nationalrats.
Dennoch wird bald einer seiner Vorstösse behandelt. Er verlangt nämlich einen Raum der Stille, um zu beten.
Im Parlament dürfte es das Vorhaben schwer haben. Nebst dem dass es zu wenig Platz hat, sind die grossen Parteien auch gegen einen solchen Raum der Stille.
Praktisch jeden Morgen sei er um sieben Uhr zur Kirche bei der kleinen Schanze gegangen, um zu beten und einen Moment der Stille zu geniessen, sagt Rocco Cattaneo zu «20 Minuten». Der ehemalige FDP-Nationalrat fordert einen Raum für ein Gebet auch für seine Kolleg*innen aus dem Bundeshaus.
In wenigen Tagen wird das Ansinnen im Nationalrat diskutiert. Cattaneo wird selber nicht mitreden können, da er nicht mehr zu den Wahlen im vergangenen Oktober angetreten ist.
Gegen einen Koran im Raum habe er nichts
Einen konkreten Raum im Bundeshaus habe er noch nicht im Kopf, wie er zu «20 Minuten» weiter sagt. Was die Einrichtung angeht, hat er aber bereits klare Vorstellungen: «Wir haben eine christliche Kultur in der Schweiz, ein Kreuz gehört da meiner Meinung nach dazu.»
Gegen einen Koran, der im Raum aufliegen könnte, habe er derweil nichts. Festlegen wolle er sich hingegen nicht bei der Frage, ob ein Pfeil auch die Himmelsrichtung nach Mekka anzeigen solle.
Die ehemaligen Ratskolleg*innen sind von der Idee wenig begeistert. Einen solchen Raum brauche es nicht, sagten Fabian Molina (SP), Andreas Glarner (SVP) und Marcel Dobler (FDP) übereinstimmend.
Einen Still-Raum gibt es bereits
Dobler beispielsweise sagt, dass es bereits einen Still-Raum gebe. Vom Namen her sei es nicht mehr weit zum Raum der Stille. Für einen Moment Ruhe könne man auch ein Sitzungszimmer buchen, sagt Glarner.
Bereits heute sei das Haus sehr voll und es gebe zu wenige Sitzungszimmer, wie die Verwaltungsdelegation, die Hausherrin des Bundeshauses, in der Antwort auf den Vorstoss schreibt. Dennoch könne man den Wunsch nach einem Rückzugsort nachvollziehen.
Cattaneo sagt: «Ich habe das Gefühl, man will der Diskussion über religiöse Symbole im Parlament ausweichen.» Am 21. Dezember entscheidet sich, ob der Nationalrat dem Gebetsraum doch seinen Segen erteilt.
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