Wenig Einsätze Helikopterbetreiber in der Krise – «Kosten gehen in die Millionen»

Von Jennifer Furer

6.8.2020

Keine Einnahmen, aber hohe Pikettkosten: Die Coronakrise trifft die Helikopterbranche hart. (Im Bild: Ein Feuerlöschkessel der Air Zermatt)
Keine Einnahmen, aber hohe Pikettkosten: Die Coronakrise trifft die Helikopterbranche hart. (Im Bild: Ein Feuerlöschkessel der Air Zermatt)
SHA Swiss Helicopter Association

Das Erliegen des Tourismus während der Coronakrise hat auch der Helikopterbranche zu schaffen gemacht. Die wenigen Einsätze deckten die hohen Pikettkosten kaum. Die Wintermonate sind nun entscheidend.

Das Geräusch dröhnender Rotoren von Helikoptern gehört in die Berge wie der Schnee zum Winter. Hubschrauber werden nicht nur für Rettungszwecke eingesetzt. Ohne sie gäbe es kein kühles Bier und frischen Salat in der Berghütte – und auch ihr Abfall bliebe unentsorgt.

Kurzum: «Grosse Teile des Tourismus in den Bergen könnte ohne Helikopter gar nicht funktionieren», sagt Christian Gartmann, Sprecher der Swiss Helicopter Association, dem Branchenverband der Helikopterunternehmen der Schweiz und des Fürstentums Liechtenstein. Er fügt an: «Ohne Helikopter wäre unsere Freizeitgesellschaft schlicht nicht denkbar» – selbes gilt auch in umgekehrte Richtung.

10 Prozent der normalen Einsätze

Das plötzliche Erliegen des Tourismus im Alpenraum durch die Coronapandemie traf die Helikopterbranche besonders stark. Rettungs- und Versorgungsflüge gingen drastisch zurück, die Fixkosten blieben jedoch bestehen. Und diese sind in der Helikopterbranche horrend.

«Die Kosten pro Helikopter gehen in die Millionen», sagt Gartmann. Die Unternehmen der Schweizer Helikopterbranche würden ein ständiges Dispositiv aufrechterhalten, um für Patientenrettungen, Verlegungsflüge, Sucheinsätze oder die Brandbekämpfung jederzeit einsatzbereit zu sein.

Crew, Einsatzleitung und Administration kosten rund 2,4 Millionen Franken – egal, ob Einsätze geflogen werden, oder nicht. «Zurzeit arbeiten im Rettungsbereich fast zwei Drittel des Personals, wir werden aber nur zu rund 10 Prozent der normalen Einsätze aufgeboten», sagt Philipp Perren, Verwaltungsratspräsident der Air Zermatt.

Die Unternehmen der Schweizer Helikopterbranche würden ein ständiges Dispositiv aufrechterhalten, um für Patientenrettungen, Verlegungsflüge, Sucheinsätze oder die Brandbekämpfung jederzeit einsatzbereit zu sein. (Im Bild: Die Air Zermatt im Einsatz bei einem Wiesenbrand)
Die Unternehmen der Schweizer Helikopterbranche würden ein ständiges Dispositiv aufrechterhalten, um für Patientenrettungen, Verlegungsflüge, Sucheinsätze oder die Brandbekämpfung jederzeit einsatzbereit zu sein. (Im Bild: Die Air Zermatt im Einsatz bei einem Wiesenbrand)
(c) Michi_Portmann

Patrick Fauchère, Flugbetriebsleiter der Air Glaciers, sagt, dass nur gut die Hälfte der normalen Flugstunden geflogen werden. «Dennoch können wir unsere Basen nicht einfach schliessen: Bei Verkehrsunfällen, Lawinenabgängen oder Waldbränden erwarten die Menschen, dass wir sofort für sie da sind.»

Besonders die Schliessung der Wintersportgebiete Mitte März hat den Helikopterfirmen zugesetzt. Laut Fauchère von Air Glaciers ist rund ein Drittel der Rettungseinsätze des gesamten Winters weggebrochen.

Christian Gartmann, Sprecher der Swiss Helicopter Association, sagt, dass die Situation nach wie vor anspruchsvoll sei. Viele Helikopterbetriebe seien nach wie vor in Kurzarbeit. Die Wirtschaft taste sich aber langsam wieder an die Normalität heran und mit ihr auch die Betriebe der Helikopterfliegerei. Zudem: «Das Wiederaufleben des Tourismus entspannt die Situation etwas.»

Damit ist die Misere noch nicht überstanden. Unter Expertinnen und Experten wird befürchtet, dass das Coronavirus im Herbst und Winter wieder stärker grassieren könnte. Das könnte auch auf den Betrieb von Skigebieten Einfluss haben – und somit auch auf die Helikopterbranche.

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