Anstieg seit dem SommerMehr Afghanen reisen illegal in die Schweiz ein
lpe
8.11.2021
Es sind vor allem minderjährige Männer: Die Zahl der Afghanen, die illegal in die Schweiz einreisen, ist markant angestiegen – die Entwicklung begann bereits vor der Machtübernahme der Taliban.
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08.11.2021, 11:31
08.11.2021, 14:50
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Seit dem Umsturz in Afghanistan versuchen mehr Flüchtende in die Schweiz zu gelangen – meist nicht über den legalen Weg. Wie der Bundesrat in einer Antwort auf eine Interpellation von SVP-Nationalrat Mike Egger verlauten lässt, sei es zu einer «markanten» Zunahme der Aufgriffe bei afghanischen Migranten und Migrantinnen an der Grenze zu Österreich gekommen. Dies berichtet SRF.
Im Februar betrug die Anzahl der aufgegriffenen Afghanen noch fünf, im August – dem Monat der Machtübernahme der Taliban – waren es bereits 428, 85-mal mehr als noch im Februar.
Die Kantonspolizei St. Gallen bestätigt auf Anfrage des SRF, dass auch sie seit Anfang Sommer einen markanten Anstieg von solchen illegalen Einreisen an der österreichisch-schweizerischen Grenze im Rheintal verzeichne.
Dies stellt die Kantonspolizei vor personelle Herausforderungen: denn die Zahl der illegalen Einreisen schwankt stark. Dies erfordert, dass schnell Personal für die Rückführungen gestellt werden können. «Das kann dazu führen, dass an anderen Orten für kurze Zeit ein Vakuum entsteht», sagt Sprecher Florian Schneider.
In anderen Worten: Andere Aufgaben der Polizei im Kanton St. Gallen müssen zurückstehen, wenn eine grössere Gruppe Afghanen oder Afghaninnen nach Österreich zurückgeführt werden muss.
Nur jeder achte hat Asyl beantragt
Es handle sich bei den Personen vor allem um minderjährige Männer. Nur jeder achte Afghane stelle legal ein Asylgesuch, schreibt SRF unter Berufung auf Zahlen des Bundesrats.
Doch auch die Anzahl der Asylgesuche ist angestiegen: Allein im August haben 330 Afghaninnen und Afghanen Asyl in der Schweiz beantragt. Dieser Anstieg sei aber zu diesem Zeitpunkt nicht direkt auf den Machtwechsel in Afghanistan zurückzuführen, schreibt der Bundesrat Ende September in einer schriftlichen Antwort auf eine Frage von SVP-Nationalrätin Martina Bircher.
Es handle sich bei den Asylsuchenden um Personen, die bereits vor dem Umsturz das Land verlassen und sich schon seit längerer Zeit in Griechenland oder auf dem Balkan aufgehalten hätten.
Stand Ende September habe der Machtwechsel in Afghanistan bisher «keine grosse Asylmigration in Richtung Europa» ausgelöst. Eine Fluchtmigration dauere in der Regel mehrere Monate.
Diese Aussage lässt sich wohl auch auf die steigenden Zahlen der illegal Einreisenden übertragen: Denn auch diese Zahl stieg bereits vor dem Machtwechsel an: Im Juli waren laut SRF bereits 212 Menschen aus Afghanistan aufgegriffen worden.