Nach LuganoKeller-Messahli: Schweiz muss radikal-islamistische Organisationen verbieten
dor
25.11.2020
Nach dem Angriff auf zwei Frauen in Lugano fordert Saïda Keller-Messahli in einem Interview ein Verbot radikal-islamistischer Organisationen in der Schweiz. Die Islam-Expertin erwartet hierzulande weitere Angriffe.
Der Bundesrat müsste «endlich über die Bücher gehen und beispielsweise die Muslimbruderschaft zur terroristischen Organisation erklären und sie hierzulande verbieten», sagte Keller-Messahli in einem Interview mit «20 Minuten».
Die Muslimbruderschaft, die laut Keller-Messahli seit mehr als 60 Jahren einen Ableger in der Schweiz hat, agiere oft als Ansprech- und Kooperationspartner der Behörden, ob im Bereich Flüchtlingshilfe, Seelsorge oder sogenannter «Deradikalisierung».
Die Präsidentin des Forums für einen fortschrittlichen Islam erwähnte auch türkische Gruppierungen wie die Milli Görüs und die Grauen Wölfe, die «neben allen salafistisch tickenden Moscheen im Land den mentalen Nährboden für Hass und Gewalt legen». Die Ideologie finde in der Schweiz grosse Freiheit, sagte Keller-Messahli weiter.
Eine Schweizerin, die von den Behörden als Sympathisantin der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) beschrieben wird, hatte am Dienstag in einem Warenhaus in Lugano zwei Frauen mit einem Messer angegriffen.
Schweiz muss es Österreich und Frankreich gleichtun
Um weitere Attacken zu verhindern, müsse sich die hiesige Politik laut Keller-Messahlis überlegen, wie verhindert werden könne, dass «undemokratische Länder – im Namen der Religionsfreiheit, die sie bekämpfen – uns ihren politischen Islam, der nur Hass und Intoleranz verbreitet, aufzwingen». Die Schweiz müsse mit Ländern wie Frankreich und Österreich mitziehen, um den «politischen Islam daran zu hindern, noch mehr Schaden anzurichten».
Mehrere muslimische Staaten haben laut Keller-Messahli die Muslimbruderschaft zur Terrororganisation erklärt. Frankreich habe zudem die faschistischen Grauen Wölfe verboten. «Das sollten wir beides auch tun», sagte sie weiter.