«Muss mich kaum näher vorstellen» Plötzlich doch noch Konkurrenz – jetzt spricht Markus Ritter

Dominik Müller

4.2.2025

Der St. Galler Nationalrat Markus Ritter will in den Bundesrat.
Der St. Galler Nationalrat Markus Ritter will in den Bundesrat.
Bild: Keystone

Praktisch in letzter Sekunde erhält Markus Ritter doch noch Konkurrenz um das Bundesratsamt. Im Gespräch mit blue News ordnet er das Mitte-Zweierticket ein und nimmt zu einer möglichen wilden Wahl Stellung.

Dominik Müller

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Zuger Regierungsrat Martin Pfister hat am Montag verkündet, im März für den Bundesrat kandidieren zu wollen.
  • Sein Mitbewerber, Bauernverbandspräsident Markus Ritter, ist froh über den Entscheid Pfisters: «Es ist wichtig, dass das Parlament eine Auswahl hat», sagt er zu blue News.
  • Dass keine Frau auf dem Ticket stehe, bedauere er. An eine wilde Protestwahl glaubt Ritter trotzdem nicht.

Seit gestern Montag ist klar: Für den Mitte-Sitz im Bundesrat stellen sich zwei Männer zur Verfügung. Der St. Galler Nationalrat und Bauernverbandspräsident Markus Ritter hat bereits vor einer Woche seine Kandidatur bekanntgegeben. Gegen ihn tritt Pfister an – aber nicht Parteipräsident und anfänglicher Kronfavorit auf die Amherd-Nachfolge Gerhard Pfister, sondern der auf nationaler Ebene bis anhin weitgehend unbekannte Zuger Regierungsrat Martin Pfister.

Die beiden Männer mit Bundesratsambitionen hatten bis anhin nicht viel miteinander zu tun: «Wir kennen uns persönlich nicht näher, aber ich freue mich darauf, mich mit ihm auszutauschen», sagt Markus Ritter zu blue News. Dass er nun praktisch in letzter Sekunde – am Montagmittag lief die Meldefrist ab – einen Mitkonkurrenten erhielt, ärgere ihn nicht. Im Gegenteil: «Ich bin Herrn Pfister dankbar. Es ist wichtig, dass das Parlament eine Auswahl hat.»

Der Zuger Regierungsrat Martin Pfister hat am Montag seine Bundesrats-Kandidatur bekanntgegeben. Archivbild
Der Zuger Regierungsrat Martin Pfister hat am Montag seine Bundesrats-Kandidatur bekanntgegeben. Archivbild
Bild: Keystone

Die Diskussionen der letzten Tage hätten gezeigt, dass die weiteren Bundeshaus-Fraktionen eine Auswahl fordern. Und Ritter ist überzeugt: «Wir sind ein gutes Gespann.»

«Es braucht nun einmal einen definitiven Entscheid»

Tatsache ist aber auch: Es sind zwei Männer. Vor allem von linker Seite, aber auch von den Mitte-Frauen wurde zuletzt wiederholt der Wunsch nach einer Frau auf dem Ticket geäussert. Auch Ritter betont: «Es wäre schön gewesen, hätte auch eine Frau kandidiert.» Die Mitte verfüge über zahlreiche fähige Politikerinnen. «Aber letztlich braucht es nun einmal einen definitiven Entscheid für eine Kandidatur, und der kam nicht.»

Man dürfe die Mitte aber diesbezüglich nicht zu stark in die Pflicht nehmen: «Mit Ruth Metzler, Doris Leuthard und Viola Amherd waren in den letzten 25 Jahren drei Mitte-Frauen Mitglied des Bundesrates», sagt Ritter. Die Mitte habe gezeigt, dass man nicht nur qualifizierte Frauen in den eigenen Reihen habe, sondern diese auch in den Bundesrat bringe.

Macht eine Sprengkandidat*in das Rennen?

Mit dem Zweierticket genügt die Mitte-Partei zwar formal der Mindestanforderung, riskiert damit aber auch politische Ränkespiele. Vor der Kandidatur Pfisters liess etwa SP-Nationalrat Roger Nordmann mit der Aussage aufhorchen, bei einem Einzelticket ein GLP-Mitglied statt einer Mitte-Vertretung zu wählen. Nun sind es zwar zwei Kandidaten, so richtig glücklich darüber dürfte aber vor allem das linke Lager nicht sein.

Zumal mit Markus Ritter ein Politiker aus dem konservativen Flügel der Mitte als klarer Favorit ins Rennen steigt. Auf eine mögliche Sprengkandidat*in angesprochen, relativiert Ritter: «Sofern Martin Pfister und ich die Sicherheitsüberprüfung bestehen und am 21. Februar von unserer Fraktion auf das Ticket gesetzt werden, gehe ich davon aus, dass einer von uns durch die Vereinigte Bundesversammlung gewählt wird.»

Von einer Alibi-Kandidatur Pfisters, um die anderen Fraktionen zu besänftigen und irgendwie ein Zweierticket präsentieren zu können, will Ritter aber nichts wissen: «Ich bin davon überzeugt, dass auch Martin Pfister viele positive Eigenschaften mitbringt, um das Bundesratsamt ausüben zu können.»

«Fraktionen haben bekräftigt, sich an das Ticket zu halten»

Auch eine wilde Wahl, bei der womöglich ein Mitte-Mitglied, das nicht auf dem offiziellen Ticket der Partei steht, gewählt wird, halte er für kein realistisches Szenario: «Alle Fraktionen haben bekräftigt, dass sie sich bei einer Auswahl an das Ticket halten.» Wenn die Mitte nun zur Überzeugung komme, dass Martin Pfister und er valable Kandidaten seien, könne man nur schwer behaupten, «dass niemand vom Ticket für das Parlament wählbar sei».

Ein entscheidender Vorteil gegenüber seinem Mitbewerber ist Ritter gewiss: Als der wohl bekannteste Politiker aus der Landwirtschaft in Bundesbern gilt er als einflussreich und bestens vernetzt. «Ich muss mich bei den wenigsten wirklich näher vorstellen», sagt Ritter. Und der Bundesrat wird bekanntlich durch das Parlament gewählt. «Die meisten Ratsmitglieder wissen, wie ich funktioniere und wie ich arbeite.» Er dürfte vor allem beim bürgerlichen Lager punkten.

Ritter sieht auch in der früheren Bekanntgabe seiner Kandidatur einen Trumpf – wenn auch nur einen marginalen: «Ich habe wohl einen kleinen zeitlichen Vorsprung und konnte diese Woche bereits einiges aufgleisen.» Allerdings wird Pfister in den kommenden Wochen versuchen, sich in Bern als geeigneter Kandidat zu empfehlen. Am Donnerstag äussert er sich in Baar erstmals vor den Medien zu seiner Kampagne. Der politischen Schweiz stehen spannende Wochen bevor.


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