Gürtel und Kriegsbilder Jetzt spricht Selenskyj erstmals über den Trump-Eklat

Sven Ziegler

26.3.2025

 US-Präsident Trump mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj.
 US-Präsident Trump mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj.
sda

Nach seinem Auftritt im Weissen Haus rechnet der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskyj mit Donald Trump ab. Er äussert den Verdacht, Russland habe Einfluss auf das US-Präsidialamt genommen.

Sven Ziegler

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Beim Treffen mit Donald Trump wollte Selenskyj über mögliche Friedensbedingungen sprechen – stattdessen kam es zum öffentlichen Eklat.
  • Trump reagierte gereizt auf Bilder ukrainischer Kriegsopfer, Selenskyj wurde vor laufender Kamera kritisiert.
  • Nach dem Treffen stellte die US-Regierung ihre militärische Hilfe für die Ukraine ein.

Ein Treffen mit Symbolkraft ist im diplomatischen Desaster geendet: Am 28. Februar empfing US-Präsident Donald Trump (78) den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (47) im Weissen Haus – doch statt einer Annäherung kam es zu einem öffentlichen Eklat. In einem Interview mit dem britischen «Time»-Magazin sprach Selenskyj nun erstmals ausführlich über das Geschehen – und machte seinem Frust Luft.

Ziel seines Besuchs in Washington sei es gewesen, Trump die ukrainische Haltung im Friedensprozess mit Russland zu erläutern. «Ich wollte sicherstellen, dass Trump versteht, welche Bedingungen die Ukraine akzeptieren kann – und was für uns nach mehr als drei Jahren Krieg mit Russland zu demütigend wäre», erklärte Selenskyj. Doch das Gespräch nahm schnell eine andere Wendung.

Zwischen Ussyk-Gürtel und Kriegsbildern

Wie bei Staatsbesuchen üblich, brachte Selenskyj auch Geschenke mit: den Weltmeister-Gürtel des ukrainischen Boxstars Oleksandr Ussyk (38) und einen Ordner voller Bilder von verwundeten Soldaten. Als er Letzteren überreichte, veränderte sich die Stimmung schlagartig. «Ich wollte ihm zeigen, wofür ich stehe», sagte Selenskyj. Doch Trump reagierte sichtlich irritiert.

Was folgte, war eine Szene, die laut Selenskyj «völlig aus dem Ruder lief»: Trump und Vizepräsident J.D. Vance (40) attackierten den ukrainischen Präsidenten öffentlich, ein Reporter fragte spöttisch, warum Selenskyj keinen Anzug trage. Die Demütigung war perfekt.

Zweifel an der Loyalität der USA

Trotz des diplomatischen Fiaskos bereut Selenskyj seine Offenheit nicht. «In diesem Gespräch habe ich die Würde der Ukraine verteidigt», so der Präsident. Er habe auf Mitgefühl und Unterstützung seitens der USA gehofft – stattdessen sei er mit Misstrauen konfrontiert worden. «Es fühlte sich an, als wären wir keine Verbündeten mehr.»

Besonders brisant: Selenskyj äussert gegenüber der «Times» den Verdacht, dass Russland gezielt Einfluss auf Teile der US-Regierung genommen haben könnte. «Ich denke, Russland hat es geschafft, einige Mitglieder des Weissen Hauses durch Informationen zu beeinflussen», sagte er. Es gehe um gezielte Desinformation.

Gravierende Folgen für die Ukraine

Die Konsequenzen des gescheiterten Gesprächs liessen nicht lange auf sich warten: Kurz nach dem Treffen stellten die USA ihre militärische Unterstützung für die Ukraine ein. Der geplante Vorstoss der ukrainischen Armee in der russischen Grenzregion Kursk kam daraufhin zum Erliegen.

Selenskyj ernüchterndes Fazit: «Ich wollte ein Gespräch auf Augenhöhe. Aber ich bin mit etwas anderem zurückgekehrt – mit einer Lektion.»