Camping boomt «Jetzt werden die Herbstferien entscheidend sein»

Von Gil Bieler

8.9.2020

Marcel Zysset auf seinem Campingplatz Aaregg in Brienz.
Marcel Zysset auf seinem Campingplatz Aaregg in Brienz.
Bild: Keystone/Urs Flüeler

Erleben die Campingplatz-Betreiber trotz Coronakrise ein Rekordjahr? Marcel Zysset, Präsident des Branchendachverbands Swisscamps, ist zuversichtlich – und hat nur einen einzigen Wunsch an die Politik. 

Herr Zysset, der TCS vermeldet einen Rekordandrang auf seinen Campingplätzen. Sieht das beim Dachverband Swisscamps ähnlich aus?

Das kann ich noch nicht genau sagen. Normalerweise haben wir in einem guten Jahr rund 3,2 Millionen Übernachtungen auf den Schweizer Campingplätzen. 2019 waren es sogar 3,5 Millionen – das war für uns ein Rekordjahr. Jetzt werden die Herbstferien entscheidend sein: Wenn das Wetter da nochmals mitspielt, dann werden wir die drei Millionen wohl erreichen. Es sieht gut aus.

Dann hat sich das Krisenjahr doch noch in ein Erfolgsjahr gewandelt?

Wir konnten wegen des Lockdowns erst verspätet starten, aber ab dem Juni konnten wir stark aufholen. Die Plätze rund um die Schweizer Seen waren bald einmal ausgebucht. Wir spüren, dass viele Schweizerinnen und Schweizer Ferien im Inland machen – auch sind wohl gut ein Drittel mehr Reisemobile als sonst unterwegs. Und natürlich hatten wir grosses Wetterglück. Wären das Oster- und Pfingstgeschäft nicht in den Lockdown gefallen, wer weiss … aber ich will nicht reklamieren. Wir können zufrieden sein, wie sich alles entwickelt hat.

Zur Person
Keystone/Urs Flüeler

Marcel Zysset ist Zentralpräsident von Swisscamps, dem nationalen Dachverband für Campingbetreiber. Zum Verband zählen rund 175 Campings aus allen Landesteilen.

Welche Unterstützung erwarten Sie nun von der Politik?

Vor allem, dass es nicht nochmals einen Lockdown gibt. Wir haben immer schon gesagt: Die Politik muss uns nur öffnen lassen.

Einige Campingplätze verlängern ihre Saison nun bis in den November hinein. Ist es dann nicht etwas kalt für Campingferien?

Nein, das geht gut. Aber diese Verlängerungen sind auch weniger für Touristen gedacht und mehr für Saisonplatz-Mieter. Diese konnten ihren Platz im Frühling nicht nutzen und können das dann im Herbst kompensieren. Aber wegen der Kälte: Das ist kein Problem. Schliesslich gibt es auch noch eine Wintercamping-Saison.

Wie wichtig ist denn der Winter für Ihre Branche?

Die Winter-Saison ist nicht zu unterschätzen. Ich würde sagen, dass rund 50 von unseren 175 Campingplätzen im Winter geöffnet haben. Und dieses Jahr stellen wir fest, dass viele Schweizer, die normalerweise in einen Skiort in Österreich campieren gehen, stattdessen im Inland buchen. Das ist ein neuer Trend.

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