Rettung der Juso-Initiative SP will Superreiche stärker belasten – ohne Firmen zu gefährden

Petar Marjanović

2.11.2025

Die SP will die Initiative ihrer Jungpartei mit einem Kompromiss-Vorschlag retten.
Die SP will die Initiative ihrer Jungpartei mit einem Kompromiss-Vorschlag retten.
KEYSTONE

Mit einem neuen Konzept versucht die Linke, ihre Erbschaftssteuerinitiative zu retten – und gibt sich plötzlich wirtschaftsnah. Superreiche sollen zahlen, aber ohne dass Familienbetriebe darunter leiden.

Petar Marjanović

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  • Die SP will mit einem neuen Konzept zeigen, dass eine Steuer auf Erbschaften über 50 Millionen Franken möglich ist, ohne Familienunternehmen zu gefährden.
  • Reiche Erben sollen ihre Abgaben auch mit Firmenanteilen oder Investitionen in Klimaschutzprojekte begleichen können.
  • Während die Gegner Millionen in ihre Nein-Kampagne stecken, kritisieren Linke, dass der Bund kaum Daten zu den tatsächlichen Auswirkungen der Initiative liefert.

Mitten im Abstimmungskampf um die Juso-Erbschaftssteuerinitiative präsentiert die SP-Fraktionsspitze ein Konzept, das zeigen soll: Eine Steuer auf grosse Erbschaften ist möglich, ohne dass Familienunternehmen darunter leiden. Laut der «SonntagsZeitung» will die Partei der Stimmbevölkerung damit eine «unternehmerfreundliche» Umsetzung schmackhaft machen.

Kern des Papiers ist ein flexibles Zahlungsmodell. Wer mehr als 50 Millionen Franken erbt, soll die fällige Steuer nicht zwingend in bar begleichen müssen. Stattdessen könnten Erben Firmenanteile, Immobilien oder Kunstwerke an den Staat übertragen.

Diese Sachwerte würden in einen Fonds fliessen, der von Fachleuten verwaltet wird. Alternativ könnten reiche Erben bis zur Hälfte ihrer Steuerschuld durch Investitionen in Klimaschutzprojekte abtragen oder die Abgaben über 15 Jahre in Raten zahlen.

Juso befürwortet «unternehmerfreundliche» Umsetzung

Die Linke will damit zwei Ziele gleichzeitig erreichen: den Klimaschutz stärken und den Vorwurf entkräften, die Initiative gefährde Schweizer Unternehmen. Der Waadtländer SP-Nationalrat Benoît Gaillard, der das Papier verfasst hat, sieht darin laut «SonntagsZeitung» einen Weg, die zunehmende Vermögenskonzentration zu bremsen, ohne Betriebe zu zerschlagen. Auch die Juso stellt sich hinter den Plan. Präsidentin Mirjam Hostetmann sagte, das Papier stamme zwar nicht von der Jungpartei, man unterstütze es aber.

«Eine Steuer auf Erbschaften über 50 Millionen hilft gegen die masslose Konzentration der Vermögen.»

Nationalrat Benoit Gaillard, SP-VD, links, und Nationalraetin Tamara Funiciello, SP-BE, rechts, hoeren sich die Antwort von Nationalrat Olivier Feller, FDP-VD, an, bei der Debatte

Benoît Gaillard

SP-Nationalrat

Die Initiative verlangt eine Steuer von 50 Prozent auf Erbschaften über 50 Millionen Franken. Die Einnahmen sollen in den Klimaschutz fliessen. Doch die Ausgangslage ist schwierig: In Umfragen von Tamedia befürworten derzeit nur 31 Prozent der Stimmberechtigten das Volksbegehren.

Bundesrat: Juso-Initiative könnte Vermögende zu Wegzug veranlassen

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Der Bundesrat empfiehlt ein Nein zu der von den Juso geforderten nationalen Erbschaftssteuer auf Nachlässen von über 50 Millionen Franken. Eine solche Steuer könnte die Steuereinnahmen insgesamt drücken, weil viele Vermögende die Schweiz verlassen dürften. Mit der neuen Steuer wäre die Schweiz für Menschen mit Vermögen weniger attraktiv, argumentiert der Bundesrat. Zögen die Reichsten weg, gebe es nicht nur weniger Erbschaftssteuern, sondern auch weniger Einkommens- und Vermögenssteuern. Ebenso gefährde die Steuer Arbeitsplätze, weil Unternehmen ins Ausland abwandern könnten.

13.10.2025

Gegner investieren Millionen in die Nein-Kampagne

Die Gegner verfügen über ein Vielfaches an Mitteln. Laut der Eidgenössischen Finanzkontrolle haben die Nein-Komitees 3,67 Millionen Franken für ihre Kampagne budgetiert – neunmal mehr als die Befürworter, deren Budget bei rund 400’000 Franken liegt. Allein der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse steuert 1,3 Millionen Franken bei.

Inhaltlich führen die Gegner die altbekannten Argumente ins Feld: Eine nationale Erbschaftssteuer würde Vermögende vertreiben, die Wirtschaft schwächen und Arbeitsplätze gefährden.

Ivan Jäggi, Geschäftsführer der Vereinigung Swiss Family Business, kritisiert den SP-Vorschlag. Der Staat müsse plötzlich Firmenanteile verwalten – ein «enormer gesetzgeberischer und personeller Aufwand», sagte Jäggi der «SonntagsZeitung».

«Der Vorschlag zeigt bloss, wie undurchdacht die Ideen der Jungsozialisten sind.»

Ivan Jäggi

Swiss Family Business

Erbschaftssteuer würde Firmen gefährden und Steuerzahler vertreiben

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Die Juso-Initiative für eine nationale Steuer auf Nachlässen in Höhe von über 50 Millionen Franken würde starke Steuerzahler vertreiben und Familienunternehmen gefährden. Mit diesen Argumenten tritt ein bürgerliches Komitee dagegen an.

07.10.2025

«Familienunternehmen» sind Konzerne wie Ems-Chemie

Hinter dem oft bemühten Begriff «Familienunternehmen» stehen laut der linken «Wochenzeitung» jedoch keine Handwerksbetriebe, sondern internationale Konzerne – etwa auch Ems-Chemie-Chefin Magdalena Martullo-Blocher, die im Vorstand von Swiss Family Business sitzt.

Kritik kommt auch aus anderer Richtung: Wie die «Wochenzeitung» berichtet, hat der Bundesrat im Vorfeld der Abstimmung kaum Daten veröffentlicht, die eine fundierte Diskussion über die Auswirkungen der Initiative erlauben würden.

Die Redaktion hat deshalb bei allen 26 kantonalen Steuerämtern eigene Daten eingeholt. Ihr Ergebnis: In der Schweiz besitzen rund 2800 Personen – knapp ein halbes Promille aller Steuerpflichtigen – ein Vermögen von über 50 Millionen Franken. Diese wären von der Initiative direkt betroffen.


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Der Bundesrat warnt vor den Folgen der Juso-Initiative zur Besteuerung von Millionenerbschaften zugunsten des Klimas. Aus seiner Sicht könnte das Volksbegehren unter dem Strich zu weniger Erträgen führen, weil die meisten Superreichen die Schweiz verlassen würden. Wie bereits im Mai angekündigt, lehnt der Bundesrat die Initiative aus zahlreichen Gründen ab. Auch will er keinen Gegenvorschlag.

13.12.2024