Megasturm wegen Klimawandel?Klimastreik bringt SVP-Nationalrat Imark in Rage
Maximilian Haase
25.7.2023
Aufräumarbeiten nach Sturm in La Chaux-de-Fonds wieder aufgenommen
Nach dem Unwetter in La Chaux-de-Fonds mit einem Toten und rund 40 Verletzten sind am Dienstag die Aufräumarbeiten wieder aufgenommen worden. Die Behörden rufen zur Vorsicht auf. Rund 200 Haushalte waren ohne Strom. Die Schäden an Gebäuden und Fahrzeugen sind gross.
25.07.2023
Ist der 217-km/h-Sturm in La Chaux-de-Fonds eine Folge des Klimawandels? Die Klimastreik-Bewegung stellt diese Verbindung auf Twitter her – und bringt SVP-Nationalrat Christian Imark auf die Palme.
25.07.2023, 20:18
26.07.2023, 17:20
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Nach dem heftigen Sturm in La Chaux-de-Fonds macht Klimastreik Schweiz auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam.
Auf Twitter wirbt die Organisation am Tag nach dem Unwetter für zwei Veranstaltungen.
SVP-Nationalrat Christian Imark übt Kritik und nennt das Vorgehen der Klimaaktivist*innen «deplatziert und hässlich».
Ein Todesopfer, entwurzelte Bäume, zerstörte Hausdächer: Der heftige Sturm, der am Montag mit Windstärken von bis zu 217 Kilometern pro Stunde über La Chaux-de-Fonds hinwegfegte, hat Leid und Verwüstung hinterlassen. Während die Aufräumarbeiten in vollem Gange sind, sorgt ein Tweet von Klimastreik Schweiz nun für Aufregung.
Bereits kurz nach dem Unwetter brachte die Klimastreikbewegung den Megasturm sowie andere Geschehnisse mit dem Klimawandel in Verbindung: «Tornado in La Chaux-de-Fonds, Waldbrände bei Bitsch, Trockenheit im Tessin: Die Klimakrise findet hier und jetzt statt», schrieben die Aktivist*innen auf Twitter. Anschliessend warben sie für zwei Demonstrationen im September: «Darum alle raus auf die Strasse.»
Tornado in La Chaux-de-Fonds, Waldbrände bei Bitsch, Trockenheit im Tessin: Die Klimakrise findet hier und jetzt statt.
Darum alle raus auf die Strasse 👇 15.9. Globaler Klimastreik, schweizweit 30.9. Nationale Klimademo, Bernhttps://t.co/V6Ys52tG83
— Klimastreik Schweiz 🔥 #FossileWelleBrechen (@klimastreik) July 24, 2023
«Deplatziert und hässlich»
Auch Renovate Switzerland sieht einen Zusammenhang zur Klimakrise: Pressesprecher Max Vögtli schrieb unter einem Retweet des Klimastreik-Beitrags: «Mein Mitgefühl gilt allen, die von der heutigen Störung in La Chaux-de-Fonds betroffen sind! Wir können verhindern, dass es noch schlimmer wird! Aber dazu müssen wir uns als Gemeinschaft engagieren und handeln!»
Derlei Aufrufe zum Kampf gegen den Klimawandel kurz nach dem Unwetter hält SVP-Nationalrat Christian Imark für falsch: «Heute kann man keinen Wetterbericht mehr schauen, ohne politisch beeinflusst zu werden», sagt der Solothurner zu «20 Minuten». Die Katastrophe «politisch zu instrumentalisieren, ist despektierlich gegenüber den Opfern und den Einsatzkräften in La Chaux-de-Fonds». Der Demoaufruf sei in diesem Kontext «deplatziert und hässlich», findet Imark.
Was sagt die Wissenschaft?
Inwiefern der Megasturm im Jura tatsächlich mit dem Klimawandel zusammenhängt, ist auch für die Wissenschaft noch nicht eindeutig. Die Frage lautet zunächst, ob derlei Stürme infolge des Klimawandels häufiger vorkommen. «Dazu, dass es eine starke Zunahme gibt, lassen sich aufgrund der Daten keine belastbaren Aussagen machen», sagte etwa Michael Eichmann, Meteorologe beim Wetterdienst MeteoNews, zu blue News.
Derlei Stürme seien zwar Ereignisse, «die relativ selten auftreten», so der Wetter-Experte. Allerdings würden heute etwa Tornados besser dokumentiert als vor hundert Jahren. Grundsätzlich könne man aber davon ausgehen, dass mit dem wärmeren Klima Superzellen häufiger vorkämen.
Auch der Klimaforscher Thomas Frölicher von der Universität Bern warnt vor voreiligen Schlüssen. Zwar sei allgemein bekannt, dass extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen oder Starkniederschläge aufgrund des menschengemachten Klimawandel häufiger aufrtreten würden, erklärt der Professor für Klima- und Umweltphysik auf Anfrage von blue News. «Jedoch ist es momentan noch nicht möglich, eindeutige Zuordnungen zum menschengemachten Klimawandel bei Tornados oder anderen starken Windextremereignisse wie dem in La Chaux-de-Fonds vorzunnehmen.»
Es gebe bisher keine belastbaren Hinweise darauf, dass solche Ereignisse aufgrund des menschengemachten Klimawandels häufiger auftreten würden, hält Frölicher fest.
Zunächst war beim Sturm von La Chaux-de-Fonds von einem Tornado die Rede gewesen; später sprachen Meteorologen von einer Gewitterfallböe.