Männer als Haupternährer? «Kommt drauf an, ob der Vater genug verdient»

Von Nicole Agostini, Adrian Kammer und Monique Misteli

8.2.2023

Männer als Haupternährer: Steinzeit oder pragmatische Lösung?

Männer als Haupternährer: Steinzeit oder pragmatische Lösung?

Väter sollen mehr arbeiten als Mütter: Dieser Meinung sind die meisten Teilnehmer*innen einer jüngst publizierten Studie. blue News wollte von Passant*innen wissen, ob sie das auch so sehen.

07.02.2023

Väter sollen mehr arbeiten als Mütter: Dieser Meinung sind die meisten Teilnehmer*innen einer jüngst publizierten Studie. blue News wollte von Passant*innen wissen, ob sie das auch so sehen.

Von Nicole Agostini, Adrian Kammer und Monique Misteli

8.2.2023

Väter sollen mehr arbeiten als Mütter: Dieser Meinung war laut einer am Montag publizierten Studie zu Teilzeitarbeit die Mehrheit der Teilnehmenden – unabhängig des Geschlechts. Doch es gab kleine Unterschiede.

Die Realität der rund 2000 Befragten sieht so aus: In der Praxis arbeiten die Mütter von betreuungspflichtigen Kindern im Durchschnitt 55 Prozent, die Väter 91 Prozent. Das ideale Arbeitspensum für Väter von schulpflichtigen Kindern liegt laut der repräsentativen Umfrage bei 80 Prozent. Darin sind sich beide Geschlechter einig.

Ebenfalls gleicher Meinung sind sich beide Geschlechter, dass Mütter weniger arbeiten sollten als Väter – das traditionelle Familienmodell mit dem Mann als Haupternährer ist also immer noch beliebt.

Ob das die Passanten auch so sehen, siehst du in der Umfrage im Video oben.

Linke arbeiten nicht weniger als Rechte

Weiter kommen die Macher der Studie zum Schluss, dass bevorzugte Personen mit Hochschulabschluss, jüngere Menschen sowie solche, die linken Parteien näher stehen, egalitäre Aufteilungen der Erwerbsarbeit.

Entgegen den gängigen Vorurteilen arbeiteten Paare und Eltern, die linken Parteien nahestehen, insgesamt nicht weniger als solche, die der SVP nahestehen. Auch gaben Personen, die der SVP nahestehen, mit 56 Prozent das tiefste Wunschpensum für den Fall an, dass sie finanziell ausgesorgt hätten.

Zur Studie

Für die Studie wurden Ende letzten Jahres über 2000 Personen befragt. Die Ergebnisse seien repräsentativ für die sprachintegrierte Bevölkerung der Deutschschweiz und der französischen Schweiz.
Die Studie wurde vom privaten Forschungsinstitut Sotomo in Zusammenarbeit mit der Initiative geschlechtergerechter.ch erstellt. Geschlechtergerechter.ch will nach eigenen Angaben eine undogmatische Debatte über Geschlechterfragen lancieren.

Allerdings sind in dieser Frage die Unterschiede zwischen den politischen Lagern relativ klein - im Durchschnitt wollten die Befragten drei Tage pro Woche arbeiten, wenn das Geld keine Rolle spielen würde.

Kinderlose statt Mütter sollen Pensum erhöhen

Schwer hat es laut der Studie die jüngst aufgestellte Forderung, dem sich zuspitzenden Fachkräftemangel mit einer Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Müttern zu begegnen. Es sei sogar die Gruppe, welche die Befragten zuletzt in die Pflicht nehmen würden.

Hingegen begegnen kinderlose Teilzeitarbeitende gewissen Vorbehalten. So waren knapp 50 Prozent der Befragten der Meinung, dass kinderlose Teilzeitarbeitende ihr Pensum aufstocken sollten, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Zudem sprach sich eine deutliche Mehrheit dafür aus, dass eigentlich gutverdienende Teilzeitarbeitende keinen Anspruch auf Vergünstigungen etwa bei den Kita-Kosten oder der Krankenkassenprämien haben sollten.

Mehrheit will Viertagewoche

Insgesamt attestierten die Studienmacher bei den Befragten «ein beträchtliches Spannungsfeld» betreffend ihrer Einstellung zur Teilzeitarbeit. So sei eine Mehrheit der Meinung, dass angesichts des Fachkräftemangels eigentlich mehr gearbeitet werden müsste. Ebenso fanden mehr als zwei Drittel der Befragten, «dass wir in der Schweiz eigentlich zu viel arbeiten».

Dieses Spannungsfeld führt zu scheinbar widersprüchlichen politischen Forderungen, wie es im Begleitschreiben der Studie heisst. So befürworteten die Befragten mehrheitlich einen garantierten Kita-Platz für alle und eine finanzielle Unterstützung von Eltern, die ihre Kinder selber betreuen. «Die Bevölkerung spricht sich für die Unterstützung von Familien aus, unabhängig von der Wirkung auf die Erwerbsbeteiligung», schrieben die Studienmacher.

Als familienfreundlich interpretieren die Urheber der Studie auch das deutliche Ja zur Viertagewoche: Rund zwei Drittel der Befragten unterstützten eine solche Verkürzung der regulären Arbeitswoche.

Die Studie wurde vom privaten Forschungsinstitut Sotomo in Zusammenarbeit mit der Initiative geschlechtergerechter.ch erstellt. Geschlechtergerechter.ch will nach eigenen Angaben eine undogmatische Debatte über Geschlechterfragen lancieren.

*Mit Material der Nachrichtenagentur SDA

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