Massiv in «First Brands» investiert Konkurs von US-Autoteile-Firma wird für UBS-Anleger zum Millionengrab

Stefan Michel

9.10.2025

Die Pleite der US-Autoteilefirma First Brands Group rückt die UBS in ein schlechtes Licht. Über eine Tochterfirma hat die Bank massiv investiert. Anleger*innen verlieren viel Geld.
Die Pleite der US-Autoteilefirma First Brands Group rückt die UBS in ein schlechtes Licht. Über eine Tochterfirma hat die Bank massiv investiert. Anleger*innen verlieren viel Geld.
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Der Konkurs des US-Autoteile-Zulieferers First Brands bringt auch die UBS in Schwierigkeiten. Ein Tochterunternehmen hat massiv investiert und verliert 350 bis 500 Millionen Anlagegelder.

Stefan Michel

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die UBS-Tochter O'Connor hat über einen Fonds massiv in den insolventen US-Autoteilezulieferer First Brands investiert, wobei 350 Millionen Dollar unbesichert und wohl verloren sind.
  • Die Intransparenz der Lieferkettenfinanzierung und überhöhte Renditeversprechen von bis zu 17 % in 60 Tagen deuten auf hohe Risiken hin, die an den Fall Greensill und Archegos erinnern. Deren Kollaps hat wesentlich zum Untergang der Credit Suisse beigetragen.
  • Obwohl UBS selbst kein finanzieller Verlust droht, steht sie wegen möglicher Regelverstösse ihrer Fondsmanager und mangelhaften Risikokontrollen unter Druck – insbesondere weil sie mitten im Verkauf der Tochter O'Connor steckt.

Die UBS beschert einigen ihrer Anleger*innen einen grosser Abschreiber. Ursache ist der Konkurs des US-amerikanischen Autoteile-Zulieferers First Brands. Dieser hat bislang 11,6 Milliarden Dollar Schulden angehäuft, wie Reuters aus Gerichtsdokumenten zitiert. Es könnten aber weitere Verbindlichkeiten auftauchen.

Laut US-Medien hat die UBS über ein Tochterunternehmen und dessen Fonds 500 Millionen Dollar in First Brands investiert, 350 Millionen sind laut «NZZ» unbesichert und damit mit grosser Wahrscheinlichkeit verloren.

First Brands war in den USA im Handel mit Autoersatzteilen einer der Grossen. Das Unternehmen verkaufte Bremsen, Zündkerzen, Scheibenwischer und vieles mehr, das Mechaniker in Autos einbauen. Seine Geschäfte finanzierte First Brands einerseits über Kredite und anderseits mittels Lieferkettenfinanzierung. 

Intransparente Finanzierung

Gewisse Finanzinstitute haben ihre Kredite an First Brands in Fonds verpackt und so an Anleger weiterverkauft. Das macht es schwierig, den gesamten Umfang der offenen Darlehen zu ermitteln. 

Auch die Lieferkettenfinanzierung gilt als intransparent. Das Modell besteht im Prinzip darin, dass Anleger Lieferungen vorfinanzieren – und eine Prämie dafür kassieren. Das Unternehmen, das sich über die Lieferkettenfinanzierung Geld beschafft, muss dieses nicht vollständig als Kredite in seiner Bilanz aufführen, wie die «NZZ» erklärt. So kann ein Unternehmen insgesamt viel tiefer in den roten Zahlen stecken, als die offenen Kredite dies offenbaren.

Die US-Justiz prüft zudem, ob First Brands gewisse Lieferungen mehrfach finanzieren liess, ob sie also mehrere Anleger für eine Leistung bezahlen liess.

UBS-Tochter O'Connor hat massiv investiert

Die UBS ist über das Hedgefund-Unternehmen O'Connor in First Brands investiert. Die UBS-Tochter hat im Zuge der Ermittlungen gegen die Autoteile-Firma bekannt gegeben, einer ihrer Fonds sei zu über 30 Prozent in First Brands investiert. 9,1 Prozent seien direkte Einlagen, 21,9 Prozent indirekte. Dem Fonds droht damit ein massiver Verlust. 

Dieses grosse Risiko widerspricht der Regel, die die UBS selber hochhält, dass nicht mehr als 20 Prozent in eine einzelne Position investiert werden dürfen. Die UBS selber wehrt sich mit dem Argument, die direkten Investitionen und die Lieferketten-Anlagen in First Brands seien eben nicht die gleiche Position. Von der Zahlungsunfähigkeit des Autoteile-Unternehmens sind aber beide betroffen.

Für die Investitionen in Darlehen an First Brands sprachen offenbar enorme Renditen von bis zu 17 Prozent in 60 Tagen, wie die «Finanz und Wirtschaft» unter Berufung auf die New York Times berichtet. Ein Gewinn in dieser Höhe – auf das Jahr gerechnet wäre das ein Zins von über 100 Prozent – müsste als Warnsignal erkannt werden, urteilt die «Finanz und Wirtschaft». Wenn ein Kredit so hoch verzinst wird, muss auch das Risiko gross sein, dass er ausfällt. 

Der Fall erinnert aufgrund der finanziellen Mechanismen an Greensill Capital – der Kollaps dieses Finanzinstituts hatte massgeblich zum Untergang der Credit Suisse beigetragen. Lösungen für Lieferkettenfinanzierungen waren das zentrale Produkt von Greensill.  Zudem hat einer ihrer ehemaliger Manager danach eine weitere Schattenbank gegründet, über die die UBS-Tochterfirma ihre Investitionen in First Brands abwickelte.

UBS droht kein Verlust, aber Reputationsschaden

Welche Anleger*innen wegen First Brands Geld verlieren, sei in Abklärung, wie die UBS verschiedenen Medien mitgeteilt hat. Sicher scheint, dass die UBS selber keinen Verlust davon trägt. 

Schwerer wiegt ohnehin der Reputationsschaden. Nicht nur muss sich die UBS den Vorwurf gefallen lassen, in ihrem Auftrag handelnde Fondsmanager setzten sich über Sicherheitsregeln hinweg und bescherten UBS-Anleger*innen nun massive Verluste.

Sie kommt darüber hinaus in Erklärungsnot, denn sie steht mitten im Verkauf der Tochter O'Connor – die für die Fehlinvestitionen verantwortlich ist. Das US-Unternehmen Cantor Fitzgerald, das O'Connor übernimmt, will nun nichts mehr vom ursprünglichen Kaufpreis wissen. Pikant ist auch, dass der US-Handelssekretär Howard Lutnick von 1991 bis Anfang 2025 CEO von Cantor Fitzgerald war. Die Affäre könnte also im schlechtesten Fall auf die Schweiz zurückfallen.

«Finanz und Wirtschaft» setzt zudem den Verdacht in die Welt, die UBS habe schon länger vom drohenden Verlust mit First-Brands-Krediten gewusst, und deshalb den Verkauf von O'Connor vorangetrieben. Cantor Fitzgerald schlägt nun vor, alle First-Brands-Positionen aus dem Deal herauszulösen.

In der Schweiz verhandelt die UBS seit Monaten mit dem Bundesrat über höhere Eigenkapitalvorgaben. Die Investitionen in First Brands und damit zusammenhängende Finanzvehikel werfen ein schlechtes Licht auf das Risikomanagement der UBS. Das ist Wasser auf die Mühlen derjenigen, die eine stärkere Absicherung der Bank mit Eigenkapital fordern.