Bequemlichkeit bei der KrankenkasseViele Rentner könnten sparen – tun es aber nicht
Petar Marjanović
13.10.2025
Die Website «Priminfo» verrät, welche Krankenkasse die tiefsten Prämien anbietet.
KEYSTONE
Jedes Jahr verzichten über eine Million Schweizer darauf, die Krankenkasse zu wechseln. Wer einen Hausarzt hat und ihn zuerst konsultiert, kann aber oft sehr viel Geld sparen.
Bis zum 30. November 2025 bleibt Zeit, die Krankenkasse für das nächste Jahr zu wechseln. Doch die Erfahrung der letzten Jahre zeigt: Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung macht davon Gebrauch. Jahr für Jahr bleibt die grosse Mehrheit bei ihrer bisherigen Kasse – selbst wenn ein Wechsel beträchtliche Einsparungen bringen könnte.
Gemäss den Meldungen der Versicherer an das Bundesamt für Statistik wechselt nicht einmal jede zehnte versicherte Person die Krankenkasse. Auffällig ist: Vor allem jüngere Menschen nutzen die Möglichkeit. Ältere bleiben ihrer Kasse treu – oft über viele Jahre.
Wer auf einen Wechsel verzichtet, ohne Alternativen zu prüfen, riskiert, deutlich zu viel zu bezahlen. Besonders verbreitet ist dies bei der Grundversicherung im Standardmodell.
Über 800 Franken Sparpotential pro Jahr möglich
Rund 1,4 Millionen Menschen in der Schweiz waren 2023 weiterhin in diesem teuersten Modell versichert. Es erlaubt freie Arztwahl, verlangt aber die höchsten Prämien – selbst dann, wenn jemand ohnehin stets zuerst die Hausärztin aufsucht oder nur selten medizinische Betreuung braucht.
Ein Beispiel aus dem Kanton Bern zeigt das Sparpotenzial: Ein 58-jähriger Mann bezahlt bei der CSS im Standardmodell mit einer Franchise von 2500 Franken monatlich 510.75 Franken. Würde er zum Hausarztmodell wechseln, läge die Prämie bei 440.85 Franken – eine Ersparnis von 69.90 Franken pro Monat oder 838.80 Franken pro Jahr.
Wer sich gar für ein Telemedizin-Modell entscheidet, in dem zuerst ein telefonisches Beratungszentrum kontaktiert werden muss, kann je nach Anbieter auf unter 400 Franken pro Monat kommen.
Vergleichen lohnt sich – und ist einfacher als gedacht
Unabhängige Informationen bietet der Bund auf priminfo.admin.ch. Auch die Stiftung für Konsumentenschutz unterhält ein neutrales Vergleichsportal, das zusätzlich erklärt, welche Pflichten bei alternativen Versicherungsmodellen gelten.
Die zahlreichen Vergleichsportal-Werbungen in den sozialen Medien bieten hingegen oft keine unabhängige Beratung. So zeigte eine Recherche von blue News, dass bereits im Sommer mit falschen Einsparmöglichkeiten geworben wurde. Laut SRF gebe es zudem vermeintliche Vergleichsportale, die ältere Menschen ausschliessen – obwohl das nicht erlaubt ist.
Warum dennoch so wenige wechseln, ist kaum erforscht. Fachleute vermuten verschiedene Gründe. Einer davon ist die Bequemlichkeit, wie eine Umfrage der Versicherungsvermittlerin Comparis zeigt: Wer seit Jahren die gleiche Krankenkasse hat und mit ihr keine Probleme erlebt, sieht oft keinen Anlass, etwas zu ändern.
Viele dürften zudem den Aufwand scheuen. Sie befürchten lange Formulare, komplizierte Kündigungsfristen oder Streit bei der Übertragung von Daten und Rechnungen. Bei der Grundversicherung ist die Kündigungsfrist aber für alle dieselbe: Wer bis zum 30. November – idealerweise noch vorher – die Krankenkasse wechselt, kann die alte Versicherung kündigen.
Hinzu kommt eine gewisse Unsicherheit gegenüber neuen Anbietern. Manche sorgen sich, eine andere Kasse könnte bei der Rückerstattung von Leistungen strenger sein oder mehr Nachweise verlangen. Solche Sorgen sind aber in der Grundversicherung in der Regel unbegründet: Hier regelt der Bund, was bezahlt werden muss.
blue News startet deshalb folgenden Aufruf: Wieso wechselst du deine Krankenkasse nicht? Erzähle uns von deinen Erfahrungen, deinen Überlegungen und Sorgen – entweder als E-Mail oder via WhatsApp, wo auch Sprachnachrichten möglich sind.
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