Léman Express Genf: Grösste grenzüberschreitende S-Bahn Europas eingeweiht

sda/toko

12.12.2019 - 18:15

In Genf ist am Donnerstag mit dem Léman Express die grösste grenzüberschreitende S-Bahn Europas eingeweiht worden.

Der Léman Express – das neue grenzüberschreitende Bahnnetz zwischen der Schweiz und Frankreich – ist am Donnerstag im Beisein von Behördenvertretern beider Länder eingeweiht worden. Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga lobte die Zusammenarbeit mit Frankreich.

Der Léman Express symbolisiere vor allem die Vereinigung einer Grenzregion, sagte die Bundesrätin bei der Einweihungsfeier in Genf. Die Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation unterstrich, dass es das neue Schnellbahnnetz ermöglichen werde, die Staus an der Grenze zu «überspringen».

Ein einziges Billett werde für einen gewünschten Umkreis in zwei Ländern gültig sein. In dieser Grössenordnung sei dies eine Premiere in Europa, sagte Sommaruga. Diese enge Zusammenarbeit mit dem Nachbar Frankreich sollte sich noch verstärken, wünschte sie sich.

Mobilität revolutionieren

Der ehrgeizige Plan sei es, eine binationale Einheit zu schaffen, betonte Sommaruga. Sie zweifle nicht daran, dass der Léman Express die Mobilitätsgewohnheiten der Bevölkerung einer ganzen Region revolutionieren und das Gesicht von Genf verändern werde. Die Investitionen hätten sich gelohnt.

Auch SBB-Chef Andreas Meyer und die Waadtländer Staatsratspräsidentin und Leiterin der Infrastrukturdirektion, Nuria Gorrite, zeigten sich erfreut und stolz darüber, dass dieses in Europa einzigartige Projekt möglich geworden sei.

«Man spürt es, der öffentliche Verkehr verbindet die Menschen über die Grenzen hinweg», sagte Meyer. Die Zusammenarbeit mit den französischen Staatsbahnen SNCF sei sehr gut gewesen.

Der Genfer Regierungsrat und Vorsteher des Infrastrukturdirektion, Serge Dal Busco, sieht im Léman Express «die Frucht einer bemerkenswerten und intensiven grenzüberschreitenden Zusammenarbeit». Um die Fertigstellung des Projektes zu symbolisieren, verknüpften die Delegationen beider Länder auf dem Perron des neu gebauten Bahnhofs Genf-Eaux-Vives Bänder.

Seitens Frankreichs waren ebenfalls mehrere Persönlichkeiten aus der Politik dabei, nicht aber die Ministerin für Verkehr, Elisabeth Borne. Sie hatte ihren Besuch abgesagt, weil sich Frankreich wegen der neuen Rentenreform mitten in einem sozialen Konflikt befindet, der von grossen Streiks begleitet wird.

Mögliche Probleme wegen Streiks

Diese Streiks könnten auf französischer Seite die reibungslose Inbetriebnahme des neuen S-Bahnnetzes teilweise behindern, nicht aber auf schweizerischer Seite. «Die Streiks bedrohen die Inbetriebsetzung des Léman Express nicht», hatte Anfang dieser Woche der Leiter der Bahn, Mario Werren, in einem Interview mit dem Westschweizer Radio und Fernsehen RTS versichert.

Die Geburt des Léman Express war lange erwartet worden. Vor einem Jahr war bereits ein Teil des Streckennetzes in Betrieb genommen worden, zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember wird auf Vollbetrieb geschaltet.

Der Léman Express gilt als grösstes grenzüberschreitendes S-Bahnnetz Europas. Es bedient auf einer Strecke von 230 Kilometern 45 Bahnhöfe in den Kantonen Waadt und Genf sowie in den französischen Provinzen Haute-Savoie und Ain. 240 Züge werden ab Sonntag täglich zwischen Coppet VD, Genf, Evian-les-Bains (F) oder Annemasse (F) verkehren.

Züge von Stadler und Alstom

Rückgrat ist die neu gebaute Strecke Genf-Cornavin–Eaux-Vives–Annemasse, genannt CEVA. Der Bau dieser Teilstrecke dauerte acht Jahre. Zwischen Genf und Annemasse fahren neu pro Stunde und Richtung sechs Züge, die Fahrt dauert 22 Minuten.

Die Kosten des neuen Regionalbahn-Systems beliefen sich für die Schweiz auf 1,6 Milliarden Franken, für Frankreich auf 230 Millionen Euro. Das Rollmaterial des Léman Express besteht aus Régiolis-Kompositionen des französischen Konstrukteurs Alstom und FLIRT-Zügen des Schweizer Bahnbauers Stadler.

In der Genferseeregion wohnen über eine Million Menschen. Die Hoffnung der Behörden besteht darin, dass künftig mehr Pendler die Bahn statt das Auto benutzen, um zur Arbeit zu fahren. Experten erwarten einen Rückgang des motorisierten Verkehrs um zwölf Prozent.


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