Kanton Tessin trauert Luganos Stadtpräsident Marco Borradori ist gestorben

Paolo Beretta/SDA/tpfi

11.8.2021

Der Luganeser Stadtpräsident Marco Borradori ist am Mittwochabend kurz nach 18 Uhr verstorben. (Archivbild)
Der Luganeser Stadtpräsident Marco Borradori ist am Mittwochabend kurz nach 18 Uhr verstorben. (Archivbild)
Bild: Keystone

Das Herz von Marco Borradori hat aufgehört zu schlagen. Der bekannte Stadtpräsident von Lugano starb am Mittwochabend im Spital Cardiocentro Ticino, in das er nach einem Herzstillstand eingeliefert wurde. 

Paolo Beretta/SDA/tpfi

Ein ganzer Kanton trauert um einen der erfolgreichsten und angesehensten Politiker der jüngeren Geschichte.

Trotz der intensiven Betreuung der behandelnden Ärzte des Cardiocentro überlebte der vor knapp vier Monaten wiedergewählte Stadtpräsident von Lugano den Herzstillstand nicht, der ihn am Dienstagmittag ereilte, als er alleine für den New York-Marathon im November trainierte. 

Auf einer Pressekonferenz am Mittwochmorgen hatten die Ärzte bereits erklärt, dass es wenig Hoffnung auf eine Genesung Borradoris gebe. Sein Herzkreislauf konnte seit der Einlieferung am Dienstagmittag nur noch mit maschineller Unterstützung aufrechterhalten werden.

Als er im Krankenhaus ankam, war  Borradori bereits in einem sehr kritischen Zustand. Der Sauerstoffmangel nach dem Herzstillstand hatte alle seine Organe, insbesondere sein Gehirn, bereits stark geschädigt. 

Nach einem Tag des Bangens am Dienstag, an dem die meisten Tessiner noch einen Funken Hoffnung hegten, verbreitete sich die Nachricht vom Tod Borradoris heute in kürzester Zeit. 

Wie sehr Marco Borradoris Zusammenbruch das Tessin bewegte, zeigte am frühen Mittwochabend ein Anlass am Filmfestival Locarno, der kurzerhand umgestellt und bei dem auf den geselligen Teil verzichtet wurde.

Eine erfolgreiche politische Karriere

Marco Borradori wurde am 6. Juni 1959 geboren. Nach einem Studium der Jurisprudenz in Zürich war der Tessiner bis 1995 als Anwalt und Notar tätig. Ab 1991 sass Borradori für die Lega im Nationalrat, ab 1992 auch im Gemeinderat seiner Heimatstadt Lugano. Im April 1995 wählte den Tessiner Souverän Borradori in die Regierung, der er bis 2013 angehörte. Im gleichen Jahr wurde der leidenschaftliche Politiker zum Stadtpräsidenten seiner Heimatstadt Lugano gewählt.

Ein atypischer Linker

Seine höfliche Art Politik zu betreiben, hat ihn auch ausserhalb der Partei sehr beliebt gemacht. Er galt als umgänglich und war im Ton stets freundlich. Borradori verkörperte eine Lega, die als Teil der Exekutive pragmatisch, umgänglich und kompromissbereit agierte.

Politisch stand Borradori in den letzten Monaten unter grossem Druck. Zu den heikelsten und umstrittensten Dossiers gehörten der Flughafen Lugano-Agno, dessen Betreiberin im April 2020 das Handtuch geworfen hatte, sowie das vom Movimento per il Socialismo (Mps) bekämpfte geplante neue Fussballstadion für den FC Lugano, der eine Mantelnutzung mit Gewerbe, Verwaltung und Wohnungen vorsieht.

Am meisten Kritik brachte der von Borradori präsidierten Luganeser Exekutive aber der im vergangenen Mai über Nacht durchgeführte Teilabriss des Autonomen Zentrums Lugano ein.