Corona-Lockdown Media-Markt zwingt Mitarbeiter zu einer Woche Ferien

sob

12.6.2020

Lockdown beendet, eine Woche Ferien gestrichen: Media-Markt, hier in Meyrin bei Genf. (Symbolbild)
Lockdown beendet, eine Woche Ferien gestrichen: Media-Markt, hier in Meyrin bei Genf. (Symbolbild)
Keystone

Böses Erwachen nach dem Lockdown für die Angestellten von Media-Markt: Eine Woche Ferien war weg. Der Elektronikkonzern hatte ungefragt und rückwirkend Zwangsferien abgebucht.

Media-Markt Schweiz «überbrückte» die Zeit vom Beginn des Lockdowns bis zum Beginn der Kurzarbeit rund eine Woche später mit Zwangsferien. Eine Filialmitarbeiterin bemerkte dies erst im Nachhinein beim Blick auf die Zeitabrechnung, wie «20 Minuten» berichtet.

Der Vorgesetzte behauptete, dass das normal sei. In der Personalabteilung hiess es, die Mitarbeiter von Media-Markt seien so loyal, dass sie dies akzeptieren würden. Nun wandte sich die Angestellte an den Rechtsschutz. «Wir arbeiten so viel, bedienen die Kunden, und die Chefs nehmen uns die Ferien weg», sagt sie.

Gewerbeverband verurteilt Praxis

Beim Schweizerischen Gewerbeverband (SGV) sind keine weiteren solche Fälle bekannt. Der SGV verurteile eine solche Praxis allerdings scharf, sagt Sprecherin Corinne Aeberhard. «Unternehmen mit einer guten Kultur suchen das Gespräch mit Mitarbeitenden und verordnen nicht ohne vorherige Information Ferien. Ein solches Vorgehen zeugt von einer grossen Distanz zwischen Management und Personal, was leider gerade in grossen Unternehmen häufig der Fall ist.»

Arbeitsrechtler: «Das geht nicht.»

Juristisch ist die Sache klar: «Das geht nicht», sagt Arbeitsrechtsexperte Thomas Geiser von der Universität St. Gallen zu «20 Minuten». Ferien müssten im Voraus von der Arbeitgeberin angeordnet werden. «Die Anordnung muss so frühzeitig erfolgen, dass der Erholungszweck erreicht werden kann.»

Media-Markt begründet den Schritt mit dem nationalen Notstand, auf den von einem Tag auf den anderen habe reagiert werden müssen. Oberstes Ziel sei es gewesen, Kündigungen und Härtefälle zu vermeiden.

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