Putins Tochter verdient mit Schweizer Kantonspolizeien nutzen russische Software

smi

7.3.2024

Einige Kantonspolizeien haben den Betrieb der Software eingestellt, andere nutzen sie noch immer. (Symbolbild)
Einige Kantonspolizeien haben den Betrieb der Software eingestellt, andere nutzen sie noch immer. (Symbolbild)
Bild: sda

Diverse Kantonspolizeien haben eine russische Software eingesetzt. Diese steht über eine weitere Firma und eine Stiftung in direkter Verbindung zu Putins Tochter Katerina Tichonowa.

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  • Mehrere Kantonspolizei-Korps haben eine russische Software eingesetzt, um Tatorte dreidimensional zu erfassen und darzustellen, darunter St. Gallen, Bern und Zürich.
  • Luzern nutzt die Software weiterhin. Basel-Landschaft testet die Lösung.
  • Hinter dem Entwickler der Software steht ein Drohnen-Hersteller und darüber eine russische Stiftung. Deren Leiterin ist Katerina Tichonowa, die Tochter von Präsident Putin.

Eine Software aus russischer Produktion kommt in verschiedenen Schweizer Polizeikorps zum Einsatz. Das haben Recherchen von «Tamedia» gezeigt.

Das ist nicht nur ein Sicherheitsrisiko, sondern möglicherweise auch ein Verstoss gegen Sanktionen im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Denn wirtschaftlich verbunden mit der Software ist niemand geringeres als die Tochter Wladimir Putins, Katerina Tichonowa.

Die Verbindung führt vom Drohnen-Hersteller Geoscan, der Agisoft auf seiner Website als sein Produkt bezeichnet, zur Stiftung Innopraktika, die die Entwicklung geistigen Eigentums zum Zweck hat.

Tut die Software nur das, wofür sie verkauft wird?

Die Software namens Agisoft Metashape dient der Spurensicherung und ermöglicht es, Unfall- oder Tatorte dreidimensional darzustellen. Die Frage ist, ob die Software im Hintergrund noch andere Aufgaben ausführt, als jene, für die sie verkauft wird. Auch ist es möglich, über Computerprogramme Trojaner in Systeme einzuschleusen – in Polizei-Korps besonders heikel.

Mehrere grosse Kantonspolizeien haben Agisoft Metashape eingesetzt, etwa St. Gallen, Bern und Zürich. Erst 2023 hätten sie die Arbeit mit den digitalen Tools aus St. Petersburg eingestellt. Die Berner Polizei gibt an, als Folge des Kriegs in der Ukraine die Arbeit mit der Software eingestellt zu haben. Es hätten sich Sicherheitsbedenken ergeben. Ähnlich schildert ein Sprecher der Kapo St. Gallen das Ende der Arbeit mit den Produkt von Agisoft. 

Die Polizei Basel-Landschaft hat hingegen 2023 angefangen, mit Metashape zu arbeiten – wenn auch nur in einer Pilotphase. Dies geschehe in einem lokal gesicherten Netzwerk, auf einer speziellen Auswertungs-Station. Ob die russische Software danach tatsächlich in der Polizeiarbeit eingesetzt werde, entscheiden in einigen Monaten die Zuständigen der Polizei und die Staatsanwaltschaft Basel-Landschaft.

Luzern nutzt die russische Software weiterhin

Die Kapo Luzern nutzt Agisoft Metashape, um alte Datenbestände zu lesen. Neue erstelle und lese sie mit einer Software von Leica. Verschiedene Massnahmen trügen dazu bei, dass die Daten und Infrastruktur der Polizei dabei geschützt bleiben.

Das Unternehmen, das die Lösung von Agisoft in der Schweiz vertrieben hat, bietet die Software inzwischen nicht mehr an. Auch dessen Verantwortlichen beschlichen Sicherheitsbedenken, wie er Tamedia zu Protokoll gibt. Er betont, dass die Cyber-Sicherheit immer von den Anwendern sicherzustellen sei – bei jeder verwendeten Technologie. Auch andere Software-Hersteller würden keine Sicherheitsgarantien abgeben.

Der Drohnen-Hersteller Geoscan, das vermutliche Mutter-Unternehmen von Agisoft, bestreitet laut den «Tamedia-Zeitungen», eine Verbindung zum Kreml zu haben. Unabhängigkeit sei eines der wichtigsten Ziele seit der Gründung der Firma 2006.