Bundesrat will Bauverbot kippen Umfrage: Mehrheit der Stimmberechtigten will Neubau von AKWs wieder erlauben

SDA/Helene Laube

10.10.2025 - 06:00

Mit einem überdimensionales Atommüllfass in der Rheinschlucht will die Umweltorganisation Greenpeace die Gefahr durch die Atomenergie veranschaulichen. (11. September 2025)
Mit einem überdimensionales Atommüllfass in der Rheinschlucht will die Umweltorganisation Greenpeace die Gefahr durch die Atomenergie veranschaulichen. (11. September 2025)
Bild: Keystone/Gian Ehrenzeller

Der Bundesrat will das vom Stimmvolk beschlossene Neubauverbot für Kernkraftwerke kippen – und eine Mehrheit der Stimmberechtigten ist dafür. Das zeigt eine neue Umfrage.

Keystone-SDA, SDA/Helene Laube

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  • Eine neue Umfrage von Umfrage im Auftrag von «20 Minuten» und Tamedia zeigt: Eine Mehrheit der Schweizer Stimmberechtigten möchte den Bau neuer AKWs wieder ermöglichen.
  • Der Bau neuer Kernkraftwerke ist seit einer Volksabstimmung 2017 verboten.
  • Energieminister Albert Rösti kündigte Ende August 2024 allerdings an, das Bauverbot aus dem Gesetz streichen zu wollen.
  • Mitte August 2025 verabschiedete der Bundesrat die entsprechende Botschaft an die eidgenössischen Räte.

Eine Mehrheit der Schweizer Stimmberechtigten möchte den Bau neuer Atomkraftwerke wieder ermöglichen. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage im Auftrag von «20 Minuten» und Tamedia.

56 Prozent der Teilnehmenden an der Umfrage sprachen sich in der am Freitag veröffentlichten Erhebung des Instituts Leewas für das Vorhaben des Bundesrats aus. 42 Prozent waren klar oder eher dagegen, 2 Prozent machten keine Angaben.

Die Schweiz hatte nach dem Reaktorunfall von Fukushima in Japan 2011 den schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen. 2017 sprach sich das Volk mehrheitlich für den Atomausstieg aus. Der Bau neuer Kernkraftwerke ist seitdem verboten.

Energieminister Albert Rösti kündigte Ende August 2024 allerdings an, das Bauverbot aus dem Gesetz streichen zu wollen. Mitte August 2025 verabschiedete der Bundesrat die entsprechende Botschaft an die eidgenössischen Räte.

Bundesrat: Gesetzesänderung als indirekter Gegenvorschlag

Die Gesetzesänderung soll laut Bundesrat als indirekter Gegenvorschlag zur Volksinitiative «Jederzeit Strom für alle (Blackout stoppen)» fungieren. Die Grünen haben bereits das Referendum angekündigt, sollte das Vorhaben im Parlament eine Mehrheit finden.

Die Online-Umfrage basiert auf den Angaben von 14'775 Personen. Durchgeführt wurde sie am 16. und 17. September. Das Institut Leewas gewichtete die Antworten danach so, dass die Ergebnisse für die gesamte Stimmbevölkerung repräsentativ sind. Der statistische Fehlerbereich liegt bei +/- 2 Prozentpunkten.

Bundesrat will Bau neuer Atomkraftwerke grundsätzlich ermöglichen

Bundesrat will Bau neuer Atomkraftwerke grundsätzlich ermöglichen

Der Bundesrat rüttelt am 2017 beschlossenen Verbot des Baus neuer Atomkraftwerke. Er hat am Mittwoch angekündigt, eine entsprechende Vorlage zu erarbeiten. Er will damit einem Anliegen der Volksinitiative «Jederzeit Strom für alle (Blackout stoppen)» Rechnung tragen. Der Bundesrat zeigt sich gemäss seinem am Mittwoch getroffenen «Richtungsentscheid» offen dafür, wie er mitteilte. «Das bestehende Neubauverbot für Kernkraftwerke ist mit dem Ziel der Technologieoffenheit nicht vereinbar und birgt darüber hinaus auch Risiken für den Rückbau bestehender Anlagen.» Zudem sei offen, ob der Ausbau der erneuerbaren Energien rasch genug erfolgen werde, um die wegfallenden Kapazitäten und den steigenden Strombedarf rechtzeitig decken zu können, sagt der Bundesrat.

28.08.2024