Einkaufen 2.0 Migros verzichtet bei Pilotprojekt auf Personal

twei

29.1.2021

Kassen zur Selbstbedienung sind im Detailhandel nichts Ungewöhnliches mehr. Die Migros geht für ein Testprojekt nun noch einen Schritt weiter. (Symbolbild)
Kassen zur Selbstbedienung sind im Detailhandel nichts Ungewöhnliches mehr. Die Migros geht für ein Testprojekt nun noch einen Schritt weiter. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Zugang per App und Öffnungszeiten rund um die Uhr – sieht so in Zukunft das Einkaufserlebnis im Detailhandel aus? Mit einem Pilotprojekt schlägt die Migros nun neue Wege ein.

Im Frühjahr 2018 bestimmte Amazon wieder einmal die Schlagzeilen. Allerdings nicht wegen Rekordgewinnen oder kritischen Stimmen zu den Arbeitsbedingungen in dem weltweit erfolgreichen Unternehmen. Vielmehr war die Eröffnung des ersten «Amazon Go»-Supermarktes in aller Munde. Das neue Konzept sah es vor, auf Personal zu verzichten und stattdessen den Einkauf via App und beobachtet von Kameras abzuwickeln.

Ab kommenden Montag erwartet die Einwohner von Grenchen SO ein ähnliches Konzept. Dahinter steckt allerdings nicht Amazon, sondern die Migros. Im sogenannten Voi Cube, einem Container, der lediglich 18 Quadratmeter Verkaufsfläche bietet, startet das Detailhandelsunternehmen ein Pilotprojekt. 



Wie das Einkaufen ohne Personal und mit viel moderner Technik funktioniert, schilderte Andrea Bauer, Mediensprecherin der Genossenschaft Migros Aare, dem «Bieler Tagblatt» bereits im Dezember.  Demnach sei der Voi Cube ein begehbarer Warenautomat: «Die Kundinnen und Kunden können dort ihren Einkauf tätigen und zahlen über eine Self-Check-out-Station, welche man bereits aus den Migros-Filialen kennt.» Nutzbar sei das Angebot erst nach erfolgreicher Installation der Voi-Cube-App. Überhaupt erhält man erst nach Anmeldung via QR-Code Zutritt in den Laden.

Läden sollen nicht ersetzt, sondern ergänzt werden

Von dem innovativen Feldversuch verspricht sich die Migros, Kunden flexiblere Öffnungszeiten zu bieten – besonders in Gegenden, wo nach regulärem Ladenschluss nur noch schwer Lebensmittel zu bekommen seien, wie Bauer erklärte. Zudem bietet die Migros dadurch die Möglichkeit, Besorgungen zu machen, ohne das kontroverse Thema Nacht- und Sonntagsdienst zu berühren.

Das Ende der Fahnenstange ist mit dem Voi Cube für die Migros allerdings noch nicht erreicht. Hinter den Kulissen wird in der Innovationsabteilung New Business bereits an weiteren technischen Möglichkeiten gefeilt. Unter anderem stehen Kameras zur Diskussion, die Warenentnahmen aus den Regalen erfassen und so selbst den Gang zur Selbstbedienungskasse überflüssig machen würden.

Die Migros arbeitet an neuen Konzepten für den Erwerb des täglichen Lebensmittelbedarfs. (Symbolbild)
Die Migros arbeitet an neuen Konzepten für den Erwerb des täglichen Lebensmittelbedarfs. (Symbolbild)
Bild: Keystone / Georgios Kefalas

Das ist vorerst aber noch viel Zukunftsmusik. Bevor man an einen schweizweiten Einsatz des Einkaufens 2.0 denkt, erhofft sich die Migros erste Erkenntnisse von dem Ableger in Grenchen. Dann seien laut Bauer weitere Standorte möglich, etwa in Dörfern oder Aussenquartieren. Klar machte die Mediensprecherin der Migros zudem, dass mit dem neuen Konzept Läden nicht ersetzt, sondern ergänzt werden sollen.

Beim Angebot haben die Kunden der Migros übrigens trotz der geringen Verkaufsfläche eine Auswahl von etwa 500 Artikeln, die preislich dem Niveau regulärer Migros-Geschäfte entsprechen. Nur zwei Dinge finden sich nicht in den Regalen des Voi Cubes: Tabak und Alkohol. 

Der Blick geht in die USA

Ganz neu ist die Idee der Migros von einem Supermarkt ohne Personal jedoch auch in der Schweiz nicht. Mit einem ähnlichen Konzept ist Valora bereits mit der Avec Box im Betrieb. Zunächst konnten sich Kunden davon ein Bild am Zürcher Hauptbahnhof machen. Mittlerweile hat die Box bei der ETH in Zürich ihren Platz gefunden. 

Ob sich das Einkaufen ohne Personal und ausgestattet mit jeder Menge Technik in der Schweiz bewährt, bleibt abzuwarten. Ein Blick in die USA dürfte Migros, Valora und Co. jedoch Mut machen. Im vergangenen Februar eröffnete Amazon in Seattle nach guter Resonanz in den kleineren «Amazon Go»-Läden erstmals einen grossen Supermarkt mit einer Verkaufsfläche von knapp 1000 Quadratmetern.

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