Krebserregender LöschschaumChemiekonzern leitete Gift-Abwasser in Zürcher Thur
tpfi
16.4.2025 - 00:00
Grosse Mengen giftigen Löschschaums gelangten 2021 in den Zürcher Unterlauf der Thur.
Symbolbild: IMAGO/Zoonar
Nicht nur in den Bodensee gelangten PFAS. Auch in die Zürcher Thur gelangten 120 Kubikmeter belastetes Abwasser. Das verantwortliche Unternehmen räumt Versäumnisse ein.
tpfi
16.04.2025, 00:00
SDA
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Ende 2020 und Anfang 2021 leitete die Firma Amcor krebserregenden Löschschaum direkt in den Bodensee ein.
Auch in die Thur gelangten 120 Kubikmeter mit Chemikalien belastetes Abwasser.
Der Schaum enthielt Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) und ist in der Umwelt kaum abbaubar und deshalb langfristig schädlich.
120 Kubikmeter mit Chemikalien belastetes Abwasser sind Anfang des Jahres 2021 in die Thur bei Andelfingen ZH gelangt. Am Anfang dieser Gewässerverschmutzung standen zwei Vorfälle mit Löschschaum bei einer Firma in Goldach SG. Dieser enthielt die PFAS-Chemikalien.
Neben dem Bodensee wurde auch die Thur mit Abwässern der Firma Amcor Flexibles AG in Goldach SG verschmutzt, welche mit Chemikalien belastet waren. Das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel) des Kantons Zürich bestätigte auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA eine entsprechende Recherche des «St. Galler Tagblatt» vom Dienstag.
Bereits bekannt waren die beiden Zwischenfälle bei der Firma Amcor von Ende 2020 und Anfang 2021. Damals gelangte giftiger Löschschaum unter anderem über Abwasserreinigungsanlagen in den Bodensee.
Dieser Schaum enthielt Perfluoroctansulfonsäure (PFOS), das zur Gruppe der per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS) gehört. PFOS in Löschmitteln sind seit 2011 verboten, die Übergangsfrist lief 2019 aus. Das Unternehmen erhielt eine Busse von 5000 Franken.
Schwer abbaubare Chemikalien
Ein Entsorgungsunternehmen brachte einen Teil dieses Schaums auch nach Andelfingen ZH, wie durch den «Tagblatt»-Artikel bekannt wurde. «Das Löschwasser wurde über einen Ölabscheider der Kanalisation zugeführt», schrieb das Awel der Nachrichtenagentur Keystone-SDA diesbezüglich. Von dort gelangte es weiter in die Abwasserreinigungsanlage und schliesslich in die Thur.
Eine «akute» Wasserverschmutzung ist gemäss dem Awel zwar nicht festgestellt worden. Problematisch sei aber, dass sich PFOS in der Umwelt kaum abbauen und deshalb langfristig schädlich seien.
Das Entsorgungsunternehmen legte nach Angaben des Awel «glaubhaft» dar, dass es über die Verschmutzung des transportieren und entsorgten Abwassers zum damaligen Zeitpunkt nicht Bescheid gewusst habe. Amcor selbst antwortete bis am späten Nachmittag nicht auf eine Anfrage von Keystone-SDA.
Gegenüber dem «Regionaljournal Ostschweiz» von Radio SRF 1 hielt das Unternehmen jedoch fest, man erkenne, dass es in der Vergangenheit Versäumnisse gegeben habe. Seit den Vorfällen sei viel in die Sicherheit investiert worden. Das «Tagblatt» berichtete zudem, dass grosse Mengen des Löschschaums auch korrekt entsorgt worden seien.
Trockenheit setzt der Thur zu
Die Thur, aber auch andere Flüsse und Seen im Thurgau führen im Jahr 2022 ungewohnt wenig Wasser. Die Kantonsregierung hat es daher verboten, Wasser aus Gewässern zu entnehmen.