Neue Studie Vor allem junge Männer haben ein Problem mit Schwulen und Lesben

tsha

13.1.2020

Gewalt gegen Schwule und Lesben gibt es in der Schweiz immer wieder. (Symbolbild)
Gewalt gegen Schwule und Lesben gibt es in der Schweiz immer wieder. (Symbolbild)
Bild: iStock

Homophobie ist in der Schweiz bis heute verbreitet. Vor allem junge Männer stören sich an gleichgeschlechtlichen Liebespaaren.

Der Angriff schockierte Schwule und Lesben in der ganzen Schweiz: In der Silvesternacht wurden zwei junge Männer von Unbekannten in der Nähe des Gay-Clubs «Heaven» im Zürcher Niederdorf verprügelt; die Tat war offenbar homophob motiviert.

Kein Einzelfall: Immer wieder kommt es in der Schweiz zu Gewalt gegen Homosexuelle. So wurden Mitte September 2019 am gleichen Ort zwei Schwule verprügelt, und im Juni 2019 war es während der Gay-Pride in Zürich ebenfalls zu einer Attacke auf zwei Homosexuelle gekommen.

Eine neue Studie zeigt nun, dass Hass auf Schwule und Lesben in Teilen der Schweizer Bevölkerung noch immer tief verwurzelt ist. Wie die NZZ berichtet, ergab eine noch unveröffentlichte Untersuchung der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), dass jeder zehnte Schweizer (10,8 Prozent) Homosexualität als unmoralisch empfinden. 22,7 Prozent der Befragten sind gegen die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare.



Besonders homophob zeigten sich in der Studie Menschen aus Süd- und Osteuropa, vor allem aus Italien, Nordmazedonien und Kosovo. Die Zahlen wurden im vergangenen Jahr erhoben.

«Ekelhaft», wenn sich Homosexuelle küssen

Eine Studie aus dem Jahr 2017 zeigt ausserdem, dass vor allem junge Menschen homophob sind. In der Befragung stimmten damals 14,3 Prozent der Jugendlichen der Aussage zu, Homosexualität sei unmoralisch, fast 30 Prozent lehnten die Ehe für Schwule und Lesben ab. Und 23,3 Prozent gaben an, sie fänden es ekelhaft, wenn sich Homosexuelle öffentlich küssten. Die Umfrage ergab auch, dass männliche Jugendliche doppelt so häufig homophobe Einstellungen äussern wie junge Frauen.

Für Roman Heggli, Geschäftsführer von Pink Cross, dem Dachverband der schwulen und bisexuellen Männer, sind die Ergebnisse nicht überraschend: «Fast jeder Schwule» könne von Gewalterfahrungen oder Beschimpfungen berichten, sagte Heggli der NZZ. So seien er und sein Freund, als sie im vergangenen Sommer Händchen haltend durch Zürich spaziert seien, als «dreckige Schwuchteln» beleidigt worden. «Ich habe oft ein mulmiges Gefühl», sagt Heggli.



Bei seiner Organisation gingen jede Woche zwei Meldungen von Betroffenen ein, die Erfahrungen mit Gewalt, Beleidigungen oder Hass im Internet gemacht hätten. In die polizeiliche Statistik, so die NZZ, würden diese Verbrechen nicht gesondert aufgeführt, da Hintergründe und Motive der Taten nicht erfasst würden.

Auch die Betroffenen selbst wenden sich offenbar selten an die Polizei. So ergab eine Umfrage unter Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen (LGBT) aus dem vergangenen Jahr, dass nur ein kleiner Teil der homophoben Straftaten zur Anzeige gebracht wird.

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