Martin Pfister im PorträtVom Gesundheitsdirektor zum Bundesrat
SDA
12.3.2025 - 09:14
Martin Pfister, war Zuger Regierungsrat und ist jetzt neuer Bundesrat.
Keystone
Martin Pfister ist als Aussenseiter ins Rennen um Bundesrätin Viola Amherds Sitz eingestiegen und hat die Wahl nun überraschend gewonnen. Wer ist der neue Mann im Bundeshaus? Ein Porträt.
Martin Pfister ist neuer Bundesrat der Mitte-Partei und Nachfolger der Ende März zurücktretenden Bundesrätin Viola Amherd. Die Vereinigte Bundesversammlung hat ihn beim zweiten Wahlgang mit 134 von 245 Stimmen in die Landesregierung gewählt. Ritter erhielt 110 Stimmen.
Der in Bern zuvor nahezu unbekannte Pfister hatte nach zahlreichen Absagen erst in allerletzter Minute seine Kandidatur für den Sitz von Viola Amherd angekündigt. Seine Wahl ist deshalb eher überraschend.
Pfister ist 61 Jahre alt und seit 2016 Zuger Gesundheitsdirektor. Er studierte Germanistik und Geschichte, war Lehrer und arbeitete vor der Zeit in der Regierung für Verbände. Zugutegekommen sein dürfte ihm bei der Wahl neben seiner Exekutiverfahrung seine militärischen Kenntnisse: Er bekleidete in der Armee den Rang eines Obersten.
«Ich bewahre in schwierigen Situationen die Ruhe»
Im Gespräch mit SRF sagt er: «Ich bewahre in schwierigen Situationen die Ruhe und habe Freude an der Situation.» Diese Gelassenheit hat den 61-jährigen Zuger Mitte-Politiker weit gebracht – jetzt bis in den Bundesrat.
Doch Pfister tankt nicht nur in der Politik Kraft. Sein Rückzugsort ist der Zugersee, wo er Ruhe und Energie schöpft. Über Privates spricht er wenig, aber eines stellt er klar: «Ich habe eine wunderbare, grosse Familie. Das ist mir ganz wichtig. Ein Ort des Vertrauens, an dem ich Kraft und Freude fürs Leben tanke.»
Pfister ist verheiratet, hat vier erwachsene Kinder und vier Enkelkinder. Er studierte Germanistik und Geschichte, war Lehrer und arbeitete für Verbände. Als seine Hobbys listet er Wandern, Joggen, Kultur und Lesen auf seiner Website auf.
Letzteres scheint ihm besonders wichtig zu sein. Zur Arbeitsbelastung von Bundesräten sagte er, es sei wichtig, sich Zeit für anderes zu nehmen. «Auch ein Bundesrat muss noch ein Buch lesen können», so Pfister, der «Wassermusik» von T. C. Boyle als sein Lieblingsbuch bezeichnet.
Kein parlamentarisches Mandat
Es ist lange her, seit letztmals eine Kandidatin oder ein Kandidat ohne parlamentarisches Mandat in die Landesregierung einzogen ist. Vor Pfister schaffte das zuletzt 2008 Eveline Widmer-Schlumpf. Pfister fehlt die Vernetzung in der Bundespolitik. Offensichtlich ist es ihm gelungen, in kurzer Zeit eine Mehrheit der Parlamentsmitgliedern von sich zu überzeugen.
Seit 2016 leitete Pfister als Gesundheitsdirektor die Geschicke des Kantons Zug. Bei den Regierungsratswahlen 2022 erzielte er das beste Resultat – ein politisches Ausrufezeichen. Doch nicht nur in Zug machte er sich einen Namen: Während der Corona-Pandemie trat er an der Seite von Bundesrat Alain Berset auf die nationale Bühne. Als Präsident der Zentralschweizer Gesundheitsdirektorenkonferenz war er eine Schlüsselfigur in der Krisenbewältigung.
Alt-Ständerat Bieri brachte ihn in die Partei
Kaum ein Politiker hat so wenige Kritiker wie Martin Pfister. «Er kann das», sagt Alt-Mitte-Ständerat Peter Bieri, der für Zug von 1995 bis 2015 in der kleinen Kammer politisierte. Er lernte Pfister als Landwirtschaftslehrer kennen, als dieser den Schülern die Schlacht am Gubel näherbrachte. Bieri fragte Pfister daraufhin, ob er Interesse habe, der Partei beizutreten.
Bundesratswahl
Für die abtretende Viola Amherd wird am 12. März ein neuer Mitte-Bundesrat gewählt. Alle News, Hintergründe und Ergebnisse gibts hier.
Bernd von Jutrczenka/dpa
Bald war Pfister Parteimitglied, führte sie als Präsident und wurde 2006 Kantonsrat. 2010 war er Fraktionschef. Sechs Jahre später rückte er für den in den Ständerat einziehenden Peter Hegglin in die Zuger Regierung nach und übernahm das Gesundheitsdepartement. Das bekleidet er bis heute. 2018 und 2022 erzielte Pfister bei den Regierungsratswahlen das beste Ergebnis der fünf Regierungsräte.
Kritik erntet Pfisters Finanzpolitik. «Pfister hat den Zuger Tiefsteuerkurs mit der Verdrängung des Mittelstandes immer mitgetragen», sagt Franzini. Zudem sei der Bundesratskandidat «kein Visionär» und politisiere «eher am rechten Rand der Zuger Mitte». Barbara Gysel bemängelt, Pfister dürfte ruhig «mutiger sein» und «pointierter» auftreten.
Kanton zahlt stationäre Spitalkosten
Als seinen grössten politischen Erfolg betrachtet Pfister den gesundheitspolitischen Spagat, der dem Kanton Zug gelungen sei. «Wir haben eine sehr gute Gesundheitsversorgung bei vergleichsweise tiefen Krankenkassenprämien», sagt er auf Anfrage. Der Bundesratskandidat blieb bisher von grösseren Niederlagen verschont. «Es gibt natürlich Geschäfte, die ich im Regierungsrat nicht durchbringe. Aber diese finden den Weg an die Öffentlichkeit nicht.»
Als Gesundheitsdirektor steht Martin Pfister einem der wohlhabendsten Kantone der Schweiz vor. Die Zuger Regierung kann sich wegen der vollen Kantonskasse überlegen, wie sie das Geld ausgeben kann. Entschieden hat sie sich für eine Senkung der Krankenkassenprämien, um der Bevölkerung etwas zurückzugeben.
Als schweizweites Novum hat der Kanton entschieden, den Zugerinnen und Zugern in den Jahren 2026 und 2027 die stationären Spitalkosten zu 99 Prozent zu vergüten. «Es ist eine sehr einfach umsetzbare Massnahme, um die Krankenkassenprämien deutlich zu senken», sagte Pfister gegenüber SRF.
Sein militärisches Wissen
In den vergangenen Tagen erwähnte Pfister oft sein militärisches Wissen. Gewiss kein Nachteil, wenn wohl das Verteidigungsdepartement neu besetzt wird. Pfister bekleidete in der Armee den Rang eines Obersten. Er führte ein Rettungsbataillon und kommandierte zwischen 2004 und 2012 die Katastrophenhilfe der Armee in den Kantonen Zug, Uri, Schwyz, Graubünden und Tessin.
In der Medienkonferenz von vergangener Woche forderte der Mitte-Politiker mehr Mittel für die Armee. Das Korps sei zu wenig ausgerüstet, da gebe es Nachholbedarf. Zudem will er die Zusammenarbeit mit der Nato nutzen - ohne dem Verteidigungsbündnis beizutreten.
Ein zweiter Punkt könnte Pfister im Rennen um den freigewordenen Bundesratssitz helfen: seine Herkunft. Seit 2003 hat die Zentralschweiz kein Mitglied mehr in der Landesregierung. Der letzte war der Luzerner Kaspar Villiger (FDP). Über fünfzig Jahre ist es her, dass mit Hans Hürlimann (CVP) ein Zuger im Bundesrat war. Das war von 1974 bis 1982.
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