Novartis ist SpitzenreiterPharma-Firmen zahlen enorme Summen an Ärzte und Spitäler
smi
14.9.2023
Pharma-Firmen erkaufen sich Zugang zu Ärzt*innen, Spitälern und anderen Gesundheits-Institutionen. 221 Millionen Franken haben sie 2022 aufgeworfen für Kongressteilnahmen, Weiterbildungen und Projekte.
smi
14.09.2023, 23:45
smi
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Pharma-Unternehmen bezahlen Spitäler, Praxen, Ärztinnen und andere Gesundheits-Institutionen für Forschungsprojekte, Kongress-Teilnahmen, Beratungen und Referate.
Noch nie seit die Pharma-Unternehmen ihre Zahlungen offenlegen, überwiesen sie mehr als 2022: 221 Millionen Franken gingen an Berufsleute und Institutionen des Gesundheitswesens.
Mit 31 Millionen Franken hat Novartis am meisten bezahlt.
7,5 Millionen Franken sind direkt an Ärztinnen und Ärzte gegangen.
Pharma-Unternehmen sind interessiert daran, dass Ärzt*innen ihre Medikamente einsetzen. Ob das der Grund ist, weshalb sie jährlich einen dreistelligen Millionenbeitrag an Spitäler und Mediziner*innen bezahlen, ist nicht geklärt.
221 Millionen Franken haben Medikamenten-Hersteller im vergangenen Jahr an Spitäler, Arztpraxen, Ärztinnen, Fachorganisationen oder Kongresse bezahlt. Am spendabelsten war Novartis mit 31 Millionen Franken. Die Zahlen zusammengetragen hat ein Recherche-Kollektiv der Titel «Blick», «Sonntagsblick», «Beobachter» und «Handelszeitung».
Ärzten finanzierten die Pharma-Firmen die Teilnahme an Seminaren, inklusive Hotel und Verpflegung. Einige haben Honorare für Beratungen oder Referate erhalten.
Wie unterschiedlich Praxen mit dem Pharma-Geld umgehen zeigt der «Beobachter». Während das Netzwerk Pizolcare, dem über 100 Haus- und Spezialärzt*innen angehören, hat seit 2015 642'000 Franken erhalten. Die Gruppenpraxis Medix hingegen nimmt bewusst kein Geld von Pharma-Firmen an.
Als Sponsoren beteiligten sich die Pharma-Firmen an Kongressen und Weiterbildungsangeboten – 124 Millionen Franken haben sie sich diese Auftritte kosten lassen. Spitäler erhalten Geld für das Durchführen von klinischen Forschungsprojekten. 89.7 Millionen Franken sind zu diesem Zweck geflossen.
Seit 2015 gilt in der Pharma-Branche eine Selbst-Deklaration bezüglich ihrer Zahlungen an Leistungserbringer im Gesundheitswesens. Die Summe ist in den acht Jahren stark gestiegen, 2015 waren es noch 141 Millionen Franken – ein Anstieg um fast 57 Prozent. Insgesamt sind in dem Zeitraum 1,4 Milliarden aus der Pharma-Branche an Ärztinnen, Spitäler und weitere Gesundheitsinstitutionen geflossen.
Was kriegen die Pharma-Firmen für ihr Geld?
Was genau erhalten die Pharma-Unternehmen für diese stattlichen Beträge? Der Beobachter zitiert ein ehemaliges Kadermitglied eines Medikamenten-Herstellers mit der Aussage, es gehe darum, mit Ärzten ins Gespräch zu kommen. Ab einem Betrag von 5000 Franken habe er erwartet, mit die betreffende Fachperson direkt kontaktieren zu können.
Das Heilmittelgesetz hält fest, dass Personen, die Arzneimittel verschreiben, keinen «nicht gebührenden Vorteil fordern, sich versprechen lassen oder annehmen» dürfen. Sie dürfen sich also in der Auswahl der Medikamente, die sie verschreiben, nicht von Pharma-Geldern beeinflussen lassen.