«Nette Leute, aber haben keine Ahnung»«Pilzfluencer» gefährden Wälder – Zürcher Kontrolleure schlagen Alarm
Dominik Müller
11.10.2025
Dank Social Media ein begehrtes Gut: ein Steinpilz.
Symbolbild: Keystone
Pilze sammeln liegt im Trend – besonders bei der Generation Z. Doch Experten aus Zürich und Winterthur schlagen Alarm: Was auf Social Media Millionen Likes bringt, schadet der Natur.
Redaktion blue News
11.10.2025, 14:52
11.10.2025, 14:56
Dominik Müller
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Das Pilzsammeln erlebt seit der Pandemie einen Boom, besonders unter der Generation Z, was teils zu problematischem Verhalten im Wald führt.
Fachleute wie Pilzkontrolleur Ferdinand Uehli kritisieren mangelndes Wissen und fordern mehr Aufklärung, etwa durch Merkblätter mit klaren Sammelregeln.
Städte wie Zürich und Winterthur beobachten vermehrte Naturschäden durch unachtsames Sammeln, da Pilze eine zentrale Rolle im Ökosystem spielen.
Auf Social Media boomen Pilzvideos – doch im Wald macht der Trend Ärger. «Sie kommen in Scharen und räumen alles ab – junge, alte, sogar halb verfaulte Pilze», sagt Pilzkontrolleur Ferdinand Uehli dem «Tages-Anzeiger». Die Sammler, meist aus der Generation Z, wüssten oft nicht, was sie tun. «Es sind nette Leute, aber vom Pilzeln haben sie keine Ahnung.»
Uehli will nun handeln: Ein Merkblatt mit den wichtigsten Regeln soll Aufklärung schaffen – etwa, dass nur bekannte Pilze gesammelt und Schonzeiten beachtet werden sollen. «Man darf nur nehmen, was man kennt und braucht», wird der Experte zitiert.
Seit der Pandemie ist das Pilzesammeln zum hippen Hobby geworden. Unter Hashtags wie #pilzaddicted zeigen Influencer ihre Funde – Millionen Likes inklusive. «Das Problem: Viele lernen von Social Media, nicht von Fachleuten», kritisiert Uehli, der in Zürich und Winterthur kontrolliert.
Auch Stadtgrün Winterthur bestätigt auf Anfrage des «Tages-Anzeigers» den Trend: «Seit Corona sehen wir mehr und jüngere Pilzler», sagt Beat Kunz. Viele verliessen die Wege – schädlich fürs Ökosystem. Denn Pilze sind wichtig für die Baumgesundheit. «Wer junge Pilze schneidet, verhindert die Sporenbildung», erklärt Kunz.
Das Phänomen reicht über Zürich hinaus. In Schaffhausen und im Aargau häufen sich ähnliche Beobachtungen. «Auch in Zürich sehe ich viele Sammler aus dem asiatischen Raum», so Uehli. Sein Ziel: Aufklären statt verbieten. «Wenn alle etwas Rücksicht nehmen, hat auch die Natur etwas davon.»