«Besondere Lage»Pink Cross verlangt Beschaffung von Affenpocken-Impfstoff
om, sda
10.8.2022 - 18:13
In einer Petition an den Bundesrat fordert Pink Cross, der Schweizer Dachverband der schwulen und bisexuellen Männer, Impfstoff und Medikamente gegen die Affenpocken zu beschaffen.
Keystone-SDA, om, sda
10.08.2022, 18:13
SDA / tchs
Pink Cross, der Schweizer Dachverband der schwulen und bisexuellen Männer, fordert in einer am Mittwoch lancierten Petition den Bundesrat zur Beschaffung einer Impfung und von Medikamenten gegen die Affenpocken auf. Bisher fehle in der Schweiz beides – anders als in vielen anderen Ländern.
Die Schweiz habe gegen die Verbreitung der Affenpocken noch keinen einzigen Schritt getan, kritisierte Pink Cross. Die Zulassung eines Impfstoffs sei noch nicht einmal in Prüfung. Der Bund müsse die «besondere Lage» ausrufen und den Impfstoff zentral beschaffen. «Auch die Gesundheit von schwulen, bisexuellen und queeren Männern ist schützenswert», schrieb Pink Cross.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) sprach sich bereits für eine zentrale Beschaffung der Impfung aus. Allerdings hat die Landesregierung das letzte Wort, wie das Amt auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte. Beim Heilmittelinstitut Swissmedic ging bisher kein Zulassungsgesuch für einen Affenpocken-Impfstoff ein.
Hersteller verkauft nur an Staaten
Das BAG nahm unterdessen Kontakt zum Impfstoffhersteller auf. Verhandlungen sind den Informationen vom Mittwoch zufolge eingeleitet. Der in Europa zugelassene Impfstoff gegen Affenpacken heisst Imvanex und war ursprünglich für die Impfung Erwachsener gegen die Menschenpocken erlaubt.
Die deutsch-dänische Herstellerfirma Bavarian Nordic ist gemäss früheren BAG-Angaben nur bereit, Imvanex an Staaten und in grösseren Mengen zu liefern.
Mit Affenpocken steckten sich bisher fast ausschliesslich Männer an, die mit Männern Sex haben. Bisher registrierte das BAG 340 laborbestätigte Fälle der meldepflichtigen Krankheit in der Schweiz. Pink Cross hält die Zahl wegen der vermuteten hohen Dunkelziffer für beträchtlich höher, weil der Zugang zu Tests nur eingeschränkt möglich ist.
Unterstützung von der SP
Die SP unterstützt das Anliegen von Pink Cross. Wie die Partei auf Twitter mitteilte, müssen alle Betroffenen Zugang zu Gratis-Impfungen und Tests erhalten. Jetzt seien eine schnelle Reaktion gefragt und eine periodische Überprüfung der Massnahmen.
Spanien meldete bisher zwei Tote aufgrund der Affenpocken. Das sind die ersten Todesfälle in Europa aufgrund der sich rasch ausbreitenden Infektionskrankheit. Weltweit wurden seit Mai acht Tote registriert.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief die höchste Alarmstufe aus. Die weltweite Verbreitung der Affenpocken ist ungewöhnlich, bisher war sie im Wesentlichen auf sechs afrikanische Länder beschränkt.