Schutz gegen Ansteckung CVP-Nationalrätin Humbel: «Wer seine Kinder nicht impft, ist asozial»

dor

6.5.2019

Ein an Masern erkrankter Zwölfjähriger in einem italiensichen Spital. (Archiv)
Ein an Masern erkrankter Zwölfjähriger in einem italiensichen Spital. (Archiv)
Bild: Keystone

Das Bundesamt für Gesundheit stellt einen Wiederanstieg der Masernfälle fest. Prompt gibt es Forderungen nach einem Impf-Obligatorium und einer höheren finanziellen Beteiligung der Nicht-Geimpften an den Heilungskosten.

Die Masern sind unter anderem wieder in die Schlagzeilen gekommen, weil die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Uno-Kinderhilfswerk Unicef vor einer zunehmenden Ausbreitung der Masern warnen. 2018 stieg die Zahl der weltweit gemeldeten Infektionen demnach um 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Angesichts der auch in der Schweiz steigenden Anzahl gemeldeter Masern-Infektionen fordern Politiker von CVP und BDP jetzt die Prüfung härterer Massnahmen, berichtet der «Blick». CVP-Gesundheitspolitikerin Ruth Humbel verlangt demnach, dass «der Bund einen Impfzwang mit Bussensystem prüft, sofern die angestrebte Impfquote von 95 Prozent nicht bald erreicht wird». Die Politikerin will zudem eine Prüfung höherer finanzieller Beteiligungen an den Heilungskosten für nicht geimpfte Personen. Schliesslich würden Impfgegner in Kauf nehmen, dass auch andere Personen krank werden.



Besonders störe die Nationalrätin, dass die Schweiz Masernfälle auch «exportiere – in ärmere Länder, in denen die Gesundheitsversorgung schlecht ist und Masern sehr drastisch verlaufen» können, zitiert die Zeitung Humbel. Humbel sagte weiter: «Wer seine Kinder nicht impft, ist asozial.» Solche Personen würden «wissenschaftliche Erkenntnisse ignorieren und bei einer Erkrankung ganz egoistisch vom guten Schweizer Gesundheitssystem profitieren».

Zwei Männer an Masern gestorben

Seit Anfang des Jahres hat die Zahl der Masernfälle hierzulande stark zugenommen. 2019 wurden bislang mit 160 Masern-Erkrankungen bereits dreimal so viele Fälle erfasst wie im Vorjahr mit 54 Erkrankungen. Zwei Männer im Alter von 30 und 70 Jahren sind in diesem Jahr an den Masern gestorben.

Das Ziel des Bundes: die Masern eliminieren. Das ist laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) nur mit einer Impfquote von 95 Prozent zu erreichen. Doch davon ist die Schweiz noch ziemlich weit entfernt. Gemäss vom «Blick» zitierten, aktuellen Zahlen sind von den zweijährigen Kindern schweizweit 87 Prozent mit den zwei nötigen Dosen geimpft. Bei den 16-Jährigen seien es 92 Prozent.

Frankreich, Italien und mehrere osteuropäische Länder haben bereits eine Impfpflicht eingeführt. In Deutschland will der Gesundheitsminister die Masernimpfpflicht per Gesetz einführen, inklusive Bussgeldern.

Masern ohne Impf-Obligatorium nicht eliminierbar

Der BDP-Gesundheitspolitiker Lorenz Hess werde aufgrund der wieder ansteigenden Erkrankungen im Parlament einen Vorstoss einreichen und erwarte vom Bundesrat Antworten, wie dieser die angestrebte Impfquote von 95 Prozent zu erreichen gedenke.



«Es gibt kein Recht, jemanden anzustecken», zitiert der «Blick» Hess. Für ihn stehe bereits fest, dass die heute geltende Impfempfehlung nicht ausreiche, um die hochansteckende Krankheit hierzulande vollständig zu eliminieren. «Es braucht womöglich einen Impfzwang», so Hess. Zwingen könne man niemanden, aber ein Obligatorium mit Sanktionsmöglichkeiten würde die Impfquote nochmals erhöhen, glaube Hess: «Eine wirkungsvolle Massnahme wären etwa einkommensabhängige Bussen für jene Eltern, deren Kinder beim Schuleintritt nicht geimpft sind.»

Ein Schüler in Rotterdam kann nicht zuschauen, wie ihm gleichzeitig zwei Impfungen verpasst werden. (Archivbild) 
Ein Schüler in Rotterdam kann nicht zuschauen, wie ihm gleichzeitig zwei Impfungen verpasst werden. (Archivbild) 
Bild: Keystone/EPA/Robin Utrecht

Für die SP-Gesundheitspolitikerin Yvonne Feri stehe einer detaillierten Prüfung mit Chancen und Risiken auch im Vergleich mit anderen Impfungen nichts im Wege. «Ich finde einen Impfzwang aber nur die zweitbeste Lösung», so Feri. «Wichtiger wäre stärkere Aufklärung, damit die Leute sich über die Gefahren im Klaren sind.»

Ob ein Impfzwang im Parlament mehrheitsfähig wird, sei schwer zu sagen. Laut «Blick» gibt es in allen Parteien – inklusive SVP – Skeptiker und Befürworter.«Unsere Fraktion ist zum jetzigen Zeitpunkt grossmehrheitlich gegen einen Impfzwang», zitiert die Zeitung Fraktionschef Thomas Aeschi, der in der Gesundheitskommission sitzt.

Von einem Impfzwang will das BAG laut «Blick» – noch – nichts wissen. Es empfehle aber seit Anfang Jahr, bei Kleinkindern noch früher mit der Masern-Impfung zu beginnen.

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