Händler wegen Neonazi-Produkten wegDiese Artikel sind im regionalen Post-Sortiment unerwünscht
Petar Marjanović
13.6.2025
Die Post verkauft in den Filialen schon lange nicht mehr nur Pakete und Couverts. Drittunternehmen können ihre Produkte auch zur Schau stellen und verkaufen.
Bild:Keystone
Nachdem in zwei Postfilialen rechtsextreme Produkte verkauft wurden, zieht die Post Konsequenzen. Die Zusammenarbeit mit dem Händler wurde beendet, das Personal soll künftig besser sensibilisiert werden.
Wochenlang hingen in Post-Filialen in Liestal BL und Frick AG Duftbäumchen mit rechtsextremen Sujets im Verkaufsständer. Abgebildet war zum Beispiel eine Schildkröte mit Stahlhelm und Hitlergruss oder das Gesicht des frauenverachtenden Influencers Andrew Tate.
Die Post hat diese Produkte inzwischen aus dem Sortiment genommen – und sich öffentlich davon distanziert. Doch wie ernst ist dieses Bekenntnis gemeint? blue News hat nachgefragt.
Die Post teilt mit, dass sie nicht nur die Zusammenarbeit mit dem betroffenen Anbieter beendet hat. Mediensprecher Stefan Dauner räumte zudem einen klaren Fehler ein – und erläuterte, wie es dazu kommen konnte.
Händler tauschte heimlich Sujets aus
Laut Dauner ging die Verkaufsinitiative von Mitarbeitenden in den Regionen aus. Die Idee wurde regional weitergereicht, dort geprüft und anschliessend von einer Arbeitsgruppe am Hauptsitz in Bern genehmigt.
So sei es auch in diesem Fall geschehen: Die erste Lieferung sei kontrolliert und freigegeben worden.
Das Problem: Die fragwürdigen Motive seien später vom Händler ohne erneute Prüfung ausgetauscht worden. Genau an dieser Stelle habe die Kontrolle versagt.
Ein weiterer Fehler war scheinbar, dass das Personal vor Ort die Verantwortung nicht übernahm: Beschwerden von Kund*innen seien nicht konsequent nach oben weitergeleitet worden.
Auf die Frage, ob die Post eine Kultur des Wegschauens und Achselzuckens dulde, antwortet Dauner deutlich: «Alle Mitarbeitenden der Post sind verpflichtet, Missstände zu melden und mit Vorgesetzten zu besprechen.» Künftig wolle man das Personal diesbezüglich stärker sensibilisieren.
Post definiert klare Regeln – rechtliche Prüfung läuft
Auf Anfrage von blue News legte die Post offen, welche Produkte künftig im regionalen Zusatzsortiment tabu sind (siehe Infobox unten).
Politisch oder ideologisch aufgeladene Inhalte, extremistische oder diskriminierende Aussagen sowie sittenwidrige oder religiös motivierte Angebote sind ausdrücklich untersagt.
Was in Postfilialen verkauft wird, entscheiden auch Mitarbeitende in den Regionen. Nicht immer sind die Produkte – wie auf dem Foto – harmlos.
Bild:blue News
Doch ganz ausgestanden ist der Vorfall für die Post und den Händler nicht. Denn rassistische oder diskriminierende Inhalte können in der Schweiz strafrechtlich relevant sein – eine entsprechende Strafnorm wurde 2020 deutlich vom Stimmvolk bestätigt.
Ob rechtliche Schritte eingeleitet werden, ist derzeit noch offen. Die Post erklärt: «Abklärungen dazu sind noch im Gange. Wir behalten uns sämtliche Schritte vor.»
Diese Produkte will die Post nicht als «regionale Produkte» im Geschäft haben
Suchtmittel (zum Beispiel Alkohol, Tabak, Glücksspiel inklusiv Lotterieprodukte)
Produkte mit speziellen Lageranforderungen (zum Beispiel Chemikalien, Feuerwerk)
Deklarationspflichtige Waren (zum Beispiel Medikamente, Lebensmittel, verderbliche Produkte)
Dienstleistungen mit aggressiven Verkaufsstrategien (zum Beispiel Kaltakquise)
Angebote mit politischem, religiösem oder sittenwidrigem Hintergrund
Produkte oder Dienstleistungen, die den Werten und Unternehmensgrundsätzen der Post widersprechen (zum Beispiel solche mit extremistischen, diskriminierenden oder menschenverachtenden Inhalten)
Angebote aus bestimmten Branchen (Versicherungen, Banken, Krankenkassen, Gesundheitswesen, Behörden) sind nur zulässig, wenn sie national von der Post entwickelt wurden.
Die Post steigert ihren Konzerngewinn 2024 um 70 Millionen Franken
Die Post hat im Jahr 2024 einen Konzerngewinn von 324 Millionen Franken erwirtschaftet. Damit steigert sie ihr Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr um 70 Millionen Franken. Effizienzprogramme in den letzten vier Jahren hätten dabei geholfen, Kosten zu senken und das Ergebnis zu stabilisieren.