Sicherheitsmangel vermutet Postautos haben in vier Jahren sechsmal ein Rad verloren

smi

14.11.2023

Wenig Unfälle, aber erstaunlich viele Radverluste: Die Fahrzeugkontrollen der Postauto AG stehen in der Kritik (Symbolbild).
Wenig Unfälle, aber erstaunlich viele Radverluste: Die Fahrzeugkontrollen der Postauto AG stehen in der Kritik (Symbolbild).
Bild: Imago images/Andreas Haas

Anfang November hat ein Postauto in voller Fahrt ein Rad verloren. Bei der täglichen Fahrzeugprüfung hat niemand das Fehlen der Radmuttern bemerkt. Es ist der sechste Radverlust eines Postautos seit 2019.

smi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Am 5. November hat ein Postauto auf der Fahrt von Lufingen ZH nach Embrach ein Rad verloren. Beim Zwischenfall sind keinen Menschen zu Schaden gekommen.
  • Der Radverlust ist der sechste eines Fahrzeugs der Postauto AG seit 2019.
  • Chauffeure klagen über zu viele Aufgaben, die sie übernehmen müssen, worunter die Sicherheit leiden könne.
  • Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle Sust untersucht die Kontrollverfahren der Postauto AG.

In voller Fahrt verabschiedet sich ein Rad. Zu einem Unfall kommt es nicht und der Schaden am Fahrzeug sei gering, gibt Postauto AG bekannt. Unangenehm ist der Zwischenfall für die Passagier*innen des Nachtbusses von Lufingen nach Embrach. Morgens um zwei müssen sie selber schauen, wie sie weiterkommen, berichtet der «Blick». 

Ein Postauto dieser Grösse hat vorne zwei normale und hinten zwei Zwillingsräder. Ein Radverlust ist nicht gleich gefährlich wie bei einem PW – zumindest für die Menschen im Bus. Für andere Verkehrsteilnehmer hingegen kann ein Rad, das sich in voller Fahrt selbstständig macht, lebensgefährlich. Auf kurvigen Bergstrecken oder in einem Tunnel ist das Risiko eines schweren Unfalls noch grösser. 

Unangenehm ist der Fall auch für die Postauto AG. Zum sechsten Mal seit 2019 hat ein Postauto ein Rad verloren. Sind die Sicherheitskontrollen nicht streng genug oder werden sie nicht mit der nötigen Genauigkeit durchgeführt?

Radmutter-Sicherungen fehlen, und keiner merkt’s

Postauto-Sprecher Urs Bloch erklärt, die Busse würden täglich vor der ersten Fahrt überprüft. Zudem werde jedes Fahrzeug monatlich unter die Lupe genommen. 

Bei einer dieser Kontrollen Anfang November hat die zuständige Person offenbar übersehen, dass an einem Rad die Radmuttern fehlen. Dies sei der Grund, weshalb sich auf der linken Seite ein Rad lösen konnte. 

Hinzu kommt, dass rund einen Monat vor dem Zwischenfall an jenem Fahrzeug die Winterräder montiert wurden. Nach 500 Kilometern mit den Winterreifen hätten die Zuständige die Radmuttern anziehen und spätestens dann Radmutter-Sicherungen aufsetzen müssen. Diese haben am Fahrzeug gefehlt. Postauto-Sprecher Bloch sagt, das Unternehmen kläre ab, wie es dazu habe kommen können.

Klar ist, der Chauffeur hätte bei seiner Fahrzeugkontrolle merken müssen, dass die Radmutter-Sicherungen fehlen. Sie müssen aber vor jeder Fahrt so viele Aufgaben erledigen, dass die Sicherheitsprüfung offenbar darunter leidet. Der «Blick» schreibt, mehrere Chauffeure hätten gesagt, die Sicherheit leide unter ihrer hohen Belastung.

Der Bund untersucht, die Postauto AG verteidigt sich

Die Postauto AG weist diese Darstellung zurück. «Postauto spart nicht auf Kosten der Sicherheit», zitiert der «Blick» Sprecher Bloch. Das Unternehmen halte die gesetzlichen Vorgaben ein, habe standardisierte Abläufe und Fachleute, die diese abarbeiteten.

Mit den Kontrollverfahren der Postauto AG beschäftigt sich jetzt auch die Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes. Es wird also einen Bericht geben, der zeigt, was in den Postauto-Garagen falsch läuft – sofern die Expert*innen Mängel finden.

Fest steht, dass die Schweizer Postautos sichere Verkehrsmittel sind. 2022 haben die gelben Busse 156 Millionen Fahrgäste befördert und 135 Millionen Kilometer zurückgelegt. Dabei ist es laut «Blick» zu 85 Unfällen gekommen.