Eklat bei Sektion Ittigen BEVorstandsmitglied greift SVP-Präsidenten rassistisch an
Samuel Walder
27.10.2025
David Spring reichte den Austritt bei der SVP sofort ein.
Ittigen.ch
Ein Rücktritt mit Signalwirkung: David Spring, Präsident der SVP Ittigen, verlässt Partei und Kandidatur – aus Protest gegen rassistische Angriffe auf seine Familie. Im Zentrum der Vorwürfe: ein Ex-Gemeinderat mit rechtsextremen Tendenzen.
David Spring, Präsident der SVP Ittigen und Grossratskandidat, ist zurückgetreten und aus der Partei ausgetreten – wegen rassistischer Angriffe aus den eigenen Reihen gegen seine afrikanischstämmige Partnerin und ihre Kinder.
Im Zentrum der Vorwürfe steht Georg Tomman, Ex-Gemeinderat, dem u. a. das Verwenden des N-Worts und extremistische Aussagen nachgesagt werden.
Die kantonale SVP Bern prüft einen Parteiausschluss Tommans wegen parteischädigenden Verhaltens.
Die Sektion Ittigen ist aktuell führungslos; die Parteispitze spricht von einem «bedauerlichen Einzelfall», intern gilt der Ruf der Ortspartei aber als schwer beschädigt.
Die SVP-Sektion Ittigen steht ohne Präsident da: David Spring, bisheriger Präsident und Grossratskandidat, hat in der Nacht auf Mittwoch mit sofortiger Wirkung seinen Rücktritt erklärt, seine Kandidatur zurückgezogen und seinen Parteiaustritt bekannt gegeben. Der Auslöser: rassistische Angriffe aus den eigenen Reihen – gegen ihn und seine Familie.
In einer internen E-Mail, die der «Berner Zeitung» vorliegt, schreibt Spring: «In den vergangenen Monaten kam es innerhalb des Vorstands wiederholt zu verbalen Angriffen mit rassistischem Inhalt, die direkt auf meine Familie abzielten.» Springs Partnerin stammt aus Afrika, gemeinsam haben sie zwei Kinder.
«Rassistische Äusserungen sind mit den Grundwerten unserer Partei unvereinbar», so Spring weiter. Der Rücktritt sei unausweichlich gewesen, eine weitere Zusammenarbeit nicht tragbar.
«Kein echter Schweizer» – Tomman unter Verdacht
Die Vorwürfe wiegen schwer – im Zentrum steht Georg Tomman, ehemaliger Gemeinderat der SVP Ittigen. Laut Zeugen soll Tomman sich mehrfach rassistisch geäussert haben. Das N-Wort, Zwangssterilisationen für Afrikaner, und die Behauptung, Spring sei kein echter Schweizer wegen seiner Partnerin – so die Vorwürfe aus Vorstandskreisen.
Tomman, der bereits im November 2024 aus dem Gemeinderat abgewählt wurde, zeigt keinerlei Einsicht. Auf telefonische Anfrage blockte er ab: «Kein Kommentar», sagte er – und legte auf.
Auf der Website der rechtspopulistischen Splittergruppe «Aufrecht Bern», für die Tomman 2023 erfolglos kandidierte, gibt er als Hobby unter anderem «Schwurbeln» an. Seine Lektüre: Werke von Daniele Ganser, der für seine Verschwörungstheorien berüchtigt ist.
SVP Kanton Bern prüft Parteiausschluss
Nun hat sich auch die kantonale SVP eingeschaltet. Aliki Panayides, Geschäftsführerin der Berner SVP, zeigt klare Kante: «Es handelt sich um parteischädigendes Verhalten. Herr Tomman vertritt nicht die Werte der Partei.» Ein Parteiausschluss sei deshalb möglich – und werde an der Mitgliederversammlung Mitte November diskutiert.
Tomman habe dort Gelegenheit, Stellung zu nehmen. Zuvor austreten könne er natürlich auch – damit würde sich der Ausschluss erübrigen.
Führungslos und beschädigt – wie weiter mit der SVP Ittigen?
Nach dem Rücktritt von David Spring steht die Ortspartei führungslos da. Nachwuchsprobleme und eine «dünne Personaldecke» erschweren die Suche nach einer neuen Leitung, so Panayides. Dennoch betont sie: Die SVP sei in über 220 Berner Gemeinden vertreten – der Fall Ittigen sei bedauerlich, aber nicht repräsentativ.
Für viele Mitglieder vor Ort ist der Schaden allerdings längst da. «Tomman hat mit seinem Extremismus die Partei in Verruf gebracht», so ein langjähriges Mitglied gegenüber der «Berner Zeitung». Dass die SVP Ittigen bei den letzten Gemeindewahlen ihren Sitz verlor, sei auch eine Folge seines Auftretens gewesen.