Prozess in Zürich Quartierladen-Besitzer wäscht Millionen für Kriminelle

zis

11.4.2024

In den vergangenen Jahren wanderten Millionen über den Tresen des Mannes. 
In den vergangenen Jahren wanderten Millionen über den Tresen des Mannes. 
Symbolbild: Keystone

Drogenkartelle und die Glücksspielmafia hatten zu den Kunden eines 60-jährigen Ladenbesitzers in Zürich gehört. Dafür musste er nun vor Gericht.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ein Zürcher Ladenbesitzer musste diese Woche vor Gericht.
  • Er wusch Millionen für Drogenkartelle und die Glücksspielmafia.
  • Das Gericht verurteilte den Mann. Aufgrund eines Deals kommt er aber relativ mild davon.

Der Besitzer eines Quartierladens im Zürcher Kreis 4 musste sich diese Woche vor Gericht verantworten. Der 60-Jährige, so heisst es in der Anklageschrift, habe in den vergangenen Jahren Millionen für Drogenkartelle und die Glücksspielmafia gewaschen. 

Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, wurde dem Mann vorgeworfen, seit Oktober 2020 rund 10,5 Millionen Franken in Bar gewaschen zu haben. Das Geld stamme aus dem internationalen Kokainhandel, illegalem Glücksspiel und weiteren Verbrechen. 

Die Kantonspolizei Zürich observierte den Mann rund drei Jahre lang. Im September 2023 wurde er schliesslich verhaftet. Bei einer Hausdurchsuchung fanden die Ermittler 200'000 Franken Bargeld in verschiedenen Währungen.

Er habe keine Ahnung gehabt

Ein Prozent der Beträge habe der Mann jeweils für sich behalten, ehe er das Geld weiter transferiert habe. Das entspricht rund 100'000 Franken. «Ich musste ja die Miete, Strom und alles Weitere bezahlen», begründete der Mann. 

Dass seine Kunden etwas mit Drogenhandel zu tun haben könnten, habe er nicht geahnt. Ihm sei gesagt worden, die Personen würden Autos verkaufen. «Wenn ich das für möglich gehalten hätte, dass diese Leute irgendetwas mit Drogengeschäften zu tun haben, hätte ich ihnen nicht erlaubt, mein Geschäft zu betreten», wird der Mann vom «Tages-Anzeiger» zitiert.

Der Mann bediente nicht nur Drogenkartelle, sondern auch die türkisch-schweizerische Glücksspielmafia. Diese soll mit illegalen Wetten und Casinospielen Millionen erwirtschaftet und dann in die Türkei transferiert haben. Ein Teil ging davon auch über den Quartierladen-Tisch des Mannes.

Deal rettet Mann vor langer Gefängnisstrafe

Der Mann beteuerte vor Gericht, er habe einen Fehler gemacht und es tue ihm leid. «Ich versichere Ihnen, dass es künftig nicht mehr wieder vorkommen wird.»

Vor dem Prozess handelten der Verteidiger und die Staatsanwaltschaft einen Deal aus, das Gericht zeigte sich damit einverstanden. Der Mann wird zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, 30 Monate davon sind auf Bewährung. Nach Abzug der Untersuchungshaft muss der Mann nur knapp vier Monate tatsächlich absitzen. 

Zudem behält der Staat die rund 200'000 Franken, die bei dem 60-Jährigen beschlagnahmt wurden. Hinzu kommen 123'000 Franken Verfahrenskosten, die vor allem auf die Überwachung zurückzuführen sind. Laut dem «Tages-Anzeiger» will der Mann die Summe in Raten abstottern.