Prozess beginnt Rapper Besko raubte Postfiliale aus – obwohl er ausgeschafft wurde

Von Jennifer Furer

20.8.2020

Der Zürcher Rapper Besko muss sich am Donnerstag vor dem Bezirksgericht Uster verantworten.
Der Zürcher Rapper Besko muss sich am Donnerstag vor dem Bezirksgericht Uster verantworten.
zVg

Der ausgeschaffte Rapper Besko kehrte mit dem Pass eines Kollegen in die Schweiz zurück. Dort überfiel er eine Postfiliale. Nun muss er sich vor dem Bezirksgericht Uster verantworten.

Adrett gekleidet mit dunklen Hosen, schwarzem Blazer und schwarz weissen Crocs wurde Besko von zwei Polizisten ins Bezirksgericht Uster geführt. Seine Haare hat er eng anliegend am Kopf zu einem Dutt zusammengebunden, seine Hände sind vor dem Bauch in Handschellen gelegt. Besko wirkt nervös.

Das Interesse an der Verhandlung ist gross – über 20 Medienvertreter, zwei Dokumentarfilmer und rund zehn Zuschauer haben sich in Uster eingefunden.

Kein Wunder. Die Geschichte von Besko ist hollywoodreif: Ein Teenager aus dem Zürcher Kreis 4 wird zum Kriminellen. Er knackt Autos und begeht einen bewaffneten Raubüberfall. Sogar Interpol fahndet nach ihm. In Deutschland wird er schliesslich von einer Spezialeinheit gefasst. Sechs Jahre sitzt der Zürcher Rapper in Haft.

Geläuterter Rapper

Besko beginnt nach seiner Haft zu rappen und schreibt sich auf die Fahne, junge Männer von der schiefen Bahn abzubringen.

Seine Läuterung kommt zu spät: Besko wird im November 2016 in den Kosovo öffentlichkeitswirksam ausgeschafft. Seinen Sohn muss er in der Schweiz zurücklassen. Einer Journalistin sagte er damals in einem Skype-Interview: «Ich muss es akzeptieren, aber verstehen werde ich es nie.»

Beskos Schicksal beschäftigt auch die Politik. Sogar SVP-Nationalrat Lukas Reimann setzte sich für den Rapper ein – ohne Erfolg.

Die Geschichte sollte hier kein Ende finden. Ein Ende fand 2019 lediglich das aufpolierte Image von Besko. Im Februar 2019 wird bekannt, dass der heute 35-Jährige zurück in die Schweiz gereist ist – illegal.

Konflikt mit kosovarischen Clan?

Während seines Aufenthaltes überfiel er eine Postfiliale in Dübendorf ZH. Unter anderem deswegen muss er sich heute vor Bezirksgericht Uster verantworten.

Laut der Staatsanwaltschaft soll Besko mit einer schwarzen Softair-Pistole, einer Helmmaske mit weissem Skelett bedruckt, einem aufgesetzten Töffhelm und schwarzer Regenjacke betreten haben. Er habe zwei Mitarbeiterinnen bedroht, um sie zur Herausgabe von Geld zu zwingen. Mit 3870 Franken habe er schliesslich die Filiale verlassen.

Der heute 35-Jährige soll zwei Postangestellte bedroht haben.
Der heute 35-Jährige soll zwei Postangestellte bedroht haben.
zVg

«Ich hatte in Kosovo Schulden gemacht», sagte Besko in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger». Er erzählt von einem Konflikt mit einem Clan in Kosovo, einer Schlägerei und einer Schiesserei. Der Clan habe über 50’000 Euro gefordert, verbunden mit der Drohung, er müsse Kosovo verlassen.

Die Staatsanwaltschaft wirft Besko weitere Delikte vor. Er soll nicht nur einen Raub und eine illegale Waffe besessen haben, sondern sich auch einen falschen Pass besorgt haben, um illegal in die Schweiz zu reisen.

Kurz vor dem Überfall soll Besko zudem einen roten Roller gekauft haben, an dem er ein Kontrollschild montiert haben, dass er auf einer Wiese in Dübendorf gefunden haben soll.

Die Staatsanwaltschaft beantragt für den Rapper eine Freiheitsstrafe von 57 Monaten, also knapp fünf Jahre. Zudem fordert die Anklage einen Landesverweis von 15 Jahren. Der Verteidiger von Besko wird seine Anträge an der Verhandlung von heute Donnerstag bekannt geben.

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