Bis in die 1980er Jahre haben noch über 90 Prozent der Einwohner der Schweiz einer der beiden Landeskirchen angehört. Heute sind es noch knapp 60 Prozent. Mehr als ein Viertel der ständigen Wohnbevölkerung über 15 Jahren ist mittlerweile ohne religiöse Zugehörigkeit.
Menschen mit Migrationshintergrund bezeichnen sich gemäss Bundesamt für Statistik (BFS) öfter als religionslos als Schweizer. Stieg der Anteil der Atheisten und Agnostiker unter den Schweizern seit 1970 um 23 Prozentpunkte, waren es bei den Ausländern fast 30.
Die Anteile der römisch-katholischen und der evangelisch-reformierten Landeskirchen haben zwischen 2010 und 2017 um drei beziehungsweise vier Prozentpunkte abgenommen. Im selben Zeitraum nahm die Zahl der Angehörigen von muslimischen und verwandten Glaubensgemeinschaften um einen Prozentpunkt leicht zu.
Allerdings praktizieren Muslime von allen Religionsgruppen ihren Glauben am passivsten. "Nach den Konfessionslosen weisen die islamischen Gemeinschaften den grössten Anteil Personen auf, die angaben, in den letzten zwölf Monaten vor der Befragung nie oder einmal pro Woche an einem Gottesdienst teilgenommen zu haben", schreibt das BFS.
Auch der Anteil der Personen, die in den zwölf Monaten vor der Befragung nie gebetet haben, liegt bei den Muslimen mit 40 Prozent höher als bei Protestanten und Katholiken, von denen ein Drittel respektive ein Viertel das Jahr über keinerlei Zwiesprache mit Gott gehalten haben.
Frauen sind abergläubischer
Mit Beten sind die Frauen im Allgemeinen fleissiger als die Männer: Während über ein Drittel der Schweizerinnen nach eigenen Angaben täglich oder fast täglich beten, sind es bei den Männern nur ein Fünftel.
Die Frauen sind allerdings nicht nur spiritueller, sondern mithin auch abergläubischer als die Männer: 58 Prozent der Damen glauben an Engel und übernatürliche Wesen, etwa gleich viele vertrauen in Heiler und Hellseher. Bei den Männern sind es 15 bis 20 Prozentpunkte weniger.
Entscheidungshilfe an der Urne
Religiosität mag allgemein im Rückgang begriffen sein, aber gelegentlich gewinnt sie wieder persönlich an Wert: Mehr als die Hälfte der Befragten gaben an, dass sie eine wichtige Rolle spiele in seelischen Notlagen oder bei Krankheit. Auch bei der Beziehung zu Natur und Umwelt sowie der Kindererziehung greifen fast die Hälfte der Informanten auf Religion zurück.
Für ein Sechstel der Bevölkerung spielt Gottes Wort auch bei Abstimmungen und anderen politischen Fragen eine wichtige Rolle. Gleich viel Personen lassen sich bei ihrem Sexualleben davon leiten.
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