Fiese MascheRentnerin zahlt 10'000 Franken – dann taucht der Handwerker ab
dmu
19.9.2024
Ein Zürcher Fensterbauer kassiert von einer Rentnerin eine stattliche Anzahlung – und ist danach nicht mehr zu erreichen. Die Geschädigte will ihr Geld zurück.
dmu
19.09.2024, 16:47
19.09.2024, 16:54
Dominik Müller
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Eine Rentnerin zahlt 10'500 Franken als Anzahlung für Fensterarbeiten, doch der Handwerker verschwindet nach dem Erhalt des Geldes.
Trotz mehrfacher Kontaktversuche und eines Rücktritts vom Vertrag erhält sie keine Rückmeldung.
Der Handwerker entschuldigt sich aufgrund persönlicher Schwierigkeiten.
Am 12. Dezember 2023 überweist Marlen Frei* knapp 10'500 Franken auf das Konto eines Fensterbauers aus dem Kanton Zürich. Dies entspricht der Hälfte des Betrags für den Ersatz aller Fenster ihrer Immobilie, wie es im Angebot festgehalten ist.
Die Rentnerin renoviert das Haus, in dem sie mit ihrem pflegebedürftigen Ehemann lebt, Schritt für Schritt, um es eines Tages in gutem Zustand an ihre Schwiegertochter zu übergeben, wie der «Beobachter» berichtet. Das Geld für die Fenster habe sie mühsam gespart, indem sie monatlich 1000 Franken zur Seite legte und auf Ferien verzichtete.
Der Fensterbauer sei Marlen Frei von einem Maler empfohlen worden. Der Handwerker ist zweimal vor Ort erschienen: einmal zum Vermessen der Fenster und einmal, um das Angebot zu besprechen. Frei erinnert sich, dass ihre Schwiegertochter ebenfalls anwesend war und der Fensterbauer einen vertrauenswürdigen Eindruck hinterliess. Sie sah keinen Grund, an seiner Seriosität zu zweifeln, sagt sie zum «Beobachter».
Fensterbauer ist nicht mehr erreichbar
Der gute Eindruck täuscht: Nach der Anzahlung verschwindet der Fensterbauer. Der ursprünglich für Januar geplante Einbau wird zunächst auf Februar verschoben, danach hört Marlen Frei nichts mehr von ihm. Sie versucht, ihn mehrfach zu erreichen, jedoch ohne Erfolg. Im April gelingt es ihrer Schwiegertochter, den Handwerker telefonisch zu erwischen, doch auch sein Versprechen, Terminvorschläge per E-Mail zu senden, bleibt unerfüllt.
Im Mai verliert Marlen Frei schliesslich die Geduld und tritt per Einschreiben vom Vertrag zurück, fordert die Rückzahlung und setzt eine Frist von zehn Tagen. Als auch darauf keine Reaktion folgt, findet sie im Juli heraus, dass das Haus des Fensterbauers bereits 2023 zwangsversteigert worden ist. Sie leitet eine Betreibung ein, allerdings ohne grosse Hoffnung, das Geld zurückzubekommen.
Vertrauen trotz Einsicht verspielt
Der Fensterbauer zeigt sich auf Anfrage des «Beobachters» einsichtig. Er habe aufgrund persönlicher Probleme, Alkohol- und Drogensucht den Überblick verloren. Er bedauere sein Verhalten und befinde sich mittlerweile in Therapie. Neben Marlen Frei habe er von drei weiteren Kunden Anzahlungen erhalten, ohne die Arbeiten auszuführen. Mit diesen Kunden versuche er, Lösungen zu finden, um die Schulden zurückzuzahlen.
Auch Marlen Frei möchte er kontaktieren, um den Auftrag auszuführen, doch sie vertraut ihm nicht mehr. Sie habe ihm genug Chancen gegeben und betont, dass seine privaten Probleme für sie als Kundin irrelevant seien. Ihr Ziel sei es, ihr Geld inklusive Zinsen und der Betreibungskosten zurückzubekommen.